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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Kreaturen sich noch unter Tage im Verborgenen hielten, denn allem Anschein nach befand sich dort ihre Wohnstatt. Somit lag es auch nahe zu vermuten, dass diese Gewölbe in ihrer gesamten Ausdehnung von den unscheinbaren Wesen erbaut worden waren. Es gab unter den Menschen wohl keinen Baumeister, der etwas Vergleichbares hätte vollbringen können.
    Mit einem Mal war der große Platz vor dem Ausgang der Höhle leer. Nichts wies mehr auf die zahllosen Lebewesen hin, die ihn gerade noch überquert hatten. Vorsichtig bewegten sich Barat und Rai vorwärts, bis sie schließlich den Tunnel nach draußen erreicht hatten. Ohne ein weiteres Wort verließen die beiden Freunde die Höhle durch den kurzen Gang, der sie zurück an die Oberfläche brachte. Unwillkürlich nahmen sie einen tiefen Zug der frischen Abendluft, die im Vergleich zu dem feuchtwarmen, modrigen Dunst der Kaverne leicht und belebend wirkte. Der Ausgang lag beschirmt von hohem Gras und der alles überragenden Felswand, sodass er von der Klamm aus, durch die Barat und Rai den Talkessel erreicht hatten, nicht auszumachen war. Die saftigen Wiesen wurden bereits in tiefe Schatten getaucht, während die Sonne den höchsten Felsspitzen noch einen rotgoldenen Glanz verlieh. Die Luft schien absolut stillzustehen, und der würzige Duft der Wiesenkräuter lag über allem wie ein seidiges Tuch.
    Unter einem überhängenden Felsen ließ sich Barat in das weiche Gras fallen. Rai folgte ihm schweigsam. Keiner der beiden vermochte das Gesehene recht in Worte zu fassen, zu frisch waren noch die vielen Wahrnehmungen, die bei der Durchquerung der Höhle ihre unauslöschlichen Abdrücke in ihrem Gedächtnis hinterlassen hatten.
    »Das wird uns keiner glauben, wenn wir davon erzählen«, stellte Rai schließlich fest, während er sich neben seinem Gefährten niederließ. Auch wenn der Wasserfall jetzt mehrere Hundert Schritt entfernt lag, musste er immer noch lauter sprechen als gewöhnlich. Barat, der die Hand vor die Augen gelegt hatte, schüttelte nur den Kopf.
    »Was war das da unten überhaupt?«, fragte Rai.
    Als er nicht gleich eine Antwort erhielt, bohrte er weiter: »Eine Art unterirdisches Feld? Bauen sie dort ihre Nahrung an?« Sein Blick streifte ziellos über das Gras, bis er am Eingang der Wurzelbalghöhle haften blieb. »Aber jeder weiß doch, dass Pflanzen Licht, Erde und Wasser zum Wachsen brauchen, und dort unten haben sie nur Wasser und zerkleinertes Holz. Ich habe noch nie von einer Pflanze gehört, die unter solchen Bedingungen wachsen kann.« Er runzelte die Stirn.
    »Es gibt schon ein paar Gewächse, die ohne Licht auskommen«, brummte Barat. »Nimm zum Beispiel Pilze, die können auch in stockdunklen Höhlen oder unter umgefallenen Bäumen wachsen.«
    »Du meinst, das war eine Art Pilz, was da auf den schwimmenden Holzspänen wuchs?« Rai schien skeptisch. »Sah aber gar nicht wie Pilze aus.«
    Barat zuckte ungehalten die Schultern. »Vielleicht irgendwelche ganz besonderen Wurzelbalgpilze, was weiß ich!«
    Doch Rai ließ sich durch die zunehmende Ungeduld seines Freundes nicht davon abhalten, gleich die nächste Frage nachzuschieben: »Aber wenn diese Pilze wirklich ihre Nahrung sind, die sie da unten züchten, warum haben sie uns dann einfach dort herumlaufen lassen? Die Bauern bei uns zu Hause mögen es gar nicht, wenn man ihren Feldern zu nahe kommt.«
    »Kein Wunder, denn wer deine diebischen Langfinger zu nahe an sein Eigentum lässt, kann sich gleich davon verabschieden«, gab Barat barsch zurück. »Und vielleicht kannst du dir zur Abwechslung mal über etwas Nützliches Gedanken machen, zum Beispiel, was wir jetzt tun sollen! Wie dir vielleicht aufgefallen ist, scheint es aus diesem Tal keinen Weg hinaus zu geben!«
    Rai zog betroffen die Augenbrauen in die Höhe.
    »Ich hatte gehofft«, fuhr Barat mürrisch fort, »diese undurchsichtigen Gnome würden uns vielleicht wenigstens einen Pfad ins Landesinnere zeigen. Konnte ja keiner ahnen, dass die hier in ihrer kleinen Welt für sich leben. Jedenfalls bleibt uns jetzt nur der Weg zurück, um dann mit dem Schiff weiterzufahren. Eigentlich wollte ich das vermeiden, aber wie es aussieht, will Kaloqueron uns noch ein Weilchen auf seinen Wogen schaukeln.«
    Wütend versetzte er dem nächststehenden Grashalm einen Schlag. Wie immer machte es den alten Soldaten zornig, wenn sich etwas hartnäckig weigerte, sich in seine Pläne einzufügen. Das galt vor allem für dieses fraglos faszinierende Tal, das eine

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