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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Ertrinkende klammerte sie sich bei diesen Gedanken an das graue Amulett, das noch immer um ihren Hals hing. Die rautenförmige Platte stellte nicht nur das einzige Andenken dar, das ihr von Arton geblieben war, sondern sie hatte dem merkwürdigen Schmuckstück auch ihr Leben zu verdanken, da das dünne, aber erstaunlich zähe Material den auf sie gezielten Pfeil weitgehend abgefangen hatte. Nur die metallene Spitze des Geschosses hatte sich in ihr Fleisch gebohrt und eine schmerzhafte, aber nicht weiter gefährliche Wunde hinterlassen. Dass Arton derjenige gewesen war, der den um ein Haar tödlichen Schuss auf sie abgegeben hatte, hielt sie für nichts weiter als einen unglücklichen Zufall. Im Gegensatz zu Arden, der einige sehr befremdliche Andeutungen über seinen Bruder gemacht hatte, war sich Tarana mit jeder Faser ihres Herzens sicher, dass Arton sie auf keinen Fall hatte verletzen wollen. Für sie bestand nicht der geringste Zweifel, dass Artons eigentliches Ziel Megas gewesen war. Etwas anderes zu vermuten oder gar von irgendeiner Besessenheit Artons zu sprechen, empfand sie als blanke Niedertracht.
    Aus irgendeinem Grund beruhigte Tarana die Berührung des felsfarbenen Amuletts. Nachdem sie auf diese Weise ihre Verzweiflung niedergekämpft hatte, ermahnte sie sich schließlich, nicht undankbar zu sein, denn die ewig junge Göttin Bajula hatte ihr bereits eine neue Aufgabe zugewiesen, welche ihr zukünftiges Leben bestimmen würde. Zum einen war da dieses elternlose Mädchen Thalia, das ausschließlich Tarana gegenüber ein gewisses Maß an Zutrauen entwickelt hatte. Zum anderen würde die junge Istanoit selbst bald einem kleinen Menschen das Leben schenken, dessen Vater Arton Erenor war. Wirklich begriffen hatte sie noch nicht, dass sie alsbald Mutter werden würde, und natürlich jagte ihr der Gedanke auch eine gehörige Portion Angst ein. Aber dennoch empfand sie es als ein Geschenk der Göttin und als das fortwährende Wunder jener einen Nacht der Leidenschaft, die sie auf immer mit Arton verbinden würde. Vielleicht würde dadurch ein wenig der Leere ausgefüllt werden, den der Tod ihres Geliebten und ihrer Stammesschwester hinterlassen hatte.
    Als Tarana zu der am Boden spielenden Thalia hinunterblickte, stellte sie überrascht fest, dass das kleine Mädchen sie aus seinen kreisrunden graugrünen Augen durchdringend musterte. Das Gesicht des Kindes spiegelte jene Traurigkeit wider, die auch das Herz der Istanoit verdunkelte. Eine solche weder ihrem Alter noch ihrem Äußeren entsprechende Ernsthaftigkeit war bei Thalia des Öfteren zu bemerken, so als würde sie genau verstehen, was die Menschen um sie herum empfanden. Nur was sie selbst dachte und fühlte, blieb ein Rätsel.
    Tarana wollte sich gerade zu ihrem Schützling auf den Boden gesellen, um ein wenig mit dem Mädchen zu spielen, als plötzlich Daia, die sich mit der Istanoit eine Kammer teilte, in der Tür stand. Wie immer war die einzige Tochter eines reichen Adeligen aus Nordantheon nach der neusten Tileter Mode gekleidet, weshalb ihr mittlerweile in ganz Seewaith, das in solchen Fragen doch eher als rückständig gelten musste, die jungen Frauen aus gutem Hause nacheiferten. Tarana konnte solcherlei Eitelkeiten nicht verstehen, musste aber zugeben, dass sie Daia schon oft um ihr Aussehen beneidet hatte, allerdings nur dann, wenn selbst Artons Blicke durch die aufreizende Erscheinung der blonden Schönheit eingefangen worden waren.
    »Oh, störe ich gerade?«, fragte Daia ungewohnt kleinlaut.
    »Nein«, antwortete Tarana, während sie sich auf dem Boden neben Thalia setzte und geistesabwesend nach einer der Holzfiguren griff. »Komm rein, schließlich ist das auch dein Zimmer.«
    Die junge Adelige betrat die Kammer und schloss die Tür hinter sich. »Ich dachte, du wolltest vielleicht die Neuigkeit erfahren, dass sich Arden vom Rat zum König von Citheon hat ausrufen lassen.« Ein behutsames Lächeln stand auf ihren Lippen.
    »Das ist ja schön für ihn«, sagte Tarana emotionslos, wobei sie das geschnitzte Pferd in ihrer Hand langsam Thalias Arm hinaufreiten ließ, was von dem kleinen Mädchen interessiert, aber dennoch mit einer gewissen Skepsis beobachtet wurde.
    Daia setzte sich auf eines der Feldbetten, allerdings nicht ohne vorher die Liege auf ihre Sauberkeit geprüft zu haben. Sie begann ein wenig unsicher, mit einer Strähne ihres langen blonden Haars zu spielen. »Du bist immer noch wütend, weil Arden behauptet hat, sein Bruder sei

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