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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Kompromisslosigkeit eines Fanatikers.
    »Macht Platz für die Kinder des Wächters!«, wiederholte er seine Forderung. Hinter dem Mann warteten noch mindestens zwanzig weitere, ähnlich gekleidete Gestalten, die alle ein schweres Bündel mit Erz wie eine Reliquie auf die Unterarme gebettet trugen. Ein jeder hatte die Hände um eine Kerze gefaltet, auf die sie starr ihre Augen gerichtet hielten. Nur der Anführer der Gruppe funkelte die wartenden Bergleute herausfordernd an. »Wollt ihr nicht den Weg freigeben, für die, die das wahre Licht schauen?« Der drohende Unterton war kaum zu überhören.
    Rai machte dem Mann ohne langes Zögern Platz, denn dies war nicht der Kampf, den er heute auszufechten hatte. Auch Narbengesicht und einige weitere kamen der Aufforderung ohne Widerspruch nach. Die übrigen Arbeiter schienen jedoch weniger nachgiebig gestimmt zu sein, und manche murrten offen gegen dieses rüde Gebaren.
    »Wenn ihr nicht weicht, wird das Feuer unseres Herrn euch strafen, und sein Zeichen wird euch immerdar als Frevler gegen Xelos brandmarken! Seid gewarnt!«, verkündete der Anführer der Kapuzenträger.
    Rai begriff nun, dass es sich bei dieser eigenartigen Prozession um Xeliten handelte, vor denen sie Bergmeister Erbukas gleich zu Beginn gewarnt hatte. Vorsichtshalber zog er sich noch einen weiteren Schritt zurück.
    Einer der Bergleute verschränkte entschlossen die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. »Wartet genau wie wir alle, bis ihr an der Reihe seid!«, sagte er gelassen.
    »Den Kindern des Xelos ist es nicht erlaubt, länger als nötig unter Cits wachem Auge zu verweilen!«, rief der Xelosdiener beschwörend, wobei er mit der freien Hand in Richtung der hellen Spalte über ihren Köpfen wies.
    »Dann wartet eben, bis es Nacht wird«, entgegnete der Minenarbeiter trocken und erntete dafür das Gelächter der Umstehenden.
    »Auch der Anblick von Cits schlafendem Auge ist uns versagt«, knurrte der Anführer der Xeliten verbissen. »Das einzige Licht, das uns wahrhaft sehend macht, ist die reine Flamme, die alles Leben ins ewige Reich Xelos’ eingehen lässt! Auch du wirst das bald erkennen!«
    Ohne weitere Vorwarnung schnellte sein Stock blitzartig nach vorn. Das brennende Ende traf den Sprecher exakt ins rechte Auge. Schreiend brach dieser zusammen.
    Während sich der Mann in Schmerzen auf dem Boden wand, intonierte der Xelit einen monotonen Singsang: »Und der Wächter über das ewige Schattenreich wird die Frevler wider die reinigenden Flammen mit seinem göttlichen Licht versengen und ihre Leiber verzehren in heiligem Zorn!«
    Damit versetzte er dem am Boden liegenden einen weiteren Schlag auf den Kopf, dessen Wucht den wimmernden Bergmann verstummen ließ.
    Mit leuchtendem Eifer in den Augen wandte sich der Xelosjünger dann an die entsetzten Arbeiter: »Dieser ist euch vorangeschritten in das ewige Feuer der Läuterung. Erweist denen, deren Reinheit die eure übersteigt, den angemessenen Respekt und tretet zur Seite, oder fühlt den Biss des heiligen Feuers!«
    Keinen der Umstehenden hatte das Schicksal des reglos daliegenden Mannes unbeeindruckt gelassen, und so teilte sich die Menge binnen weniger Augenblicke. Die über zwanzig Kapuzenträger setzten sich stumm in Bewegung.
    Der Anblick dieser uniformierten Schar brachte Rai endlich auf eine Idee. Unvermutet bot sich hier die eine Gelegenheit, auf die er gewartet hatte. Es würde keine zweite geben. Er zog wild entschlossen den Kragen seines Hemdes über den Kopf, sodass sein Haupt ebenfalls kapuzenartig verhüllt war, und schloss sich kurzerhand der Prozession der Xeliten an. Sein Erzbündel trug er wie diese ehrfürchtig auf den Unterarmen vor sich her, die Kerze umschloss er mit beiden Händen und heftete seine Augen demütig auf die kleine Flamme. Es war so dreist, dass es einfach funktionieren musste!
    Der Träger des Flammenstabs sprach einige Worte zu dem Mann an der Waage, worauf dieser anfing, die Erzladungen der einzelnen Xelosdiener in Empfang zu nehmen. Aus dem Hintergrund überwachte Ulag jedes Detail. Einer nach dem anderen leerte den Inhalt seines Bündels auf die Waagschale und erhielt dafür Nahrung, zwei Kerzen und einen prallen Wasserschlauch aus Leder. Es fiel kein weiteres Wort. Dann stand Rai vor dem Tisch. Nur ein paar Schritte trennten ihn jetzt von der riesigen Gestalt des verhassten Schinders. Er war dem fleischgewordenen Albtraum so nahe, dass er dessen ranzigen Körpergeruch wahrnehmen konnte. Es

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