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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Ulag beschützen konnte, dann das finstere Narbengesicht. Er hatte zwar keine Ahnung, warum der unheimliche Mann dies für ihn tun sollte, aber immerhin war es einen Versuch wert. So schnell es ging, raffte er sein geschürftes Erz zusammen und füllte es in einen Tuchbeutel, den sie aus Barats Hemd geknotet hatten. Trotz der gebotenen Eile hob er behutsam ihre einzige verbliebene Kerze vom Boden auf. Sie war dem Schuhräuber glücklicherweise in jener Nacht entgangen, weil sie nicht gebrannt hatte. Nur dank der widerwilligen Hilfe eines Schlagnachbarn hatte Rai dieses Reservelicht entzünden können, welches eigentlich für Barat bei der Arbeit in seinem eigenen Schlag vorgesehen gewesen war. Der Docht von Rais Wachsstummel war nach dem Herunterfallen bei der Verfolgung des Schuhdiebes zu feucht gewesen, um ihn weiterhin zu verwenden.
    Rai folgte seiner letzten Hoffnung hastig den Gang hinauf. Als er den wortkargen Einzelgänger kurz vor der Leiter eingeholt hatte, heftete der kleine Tileter sich an seine Fersen wie ein treuer Hund. Dieser schien ihn nicht zu bemerken, oder, was wahrscheinlicher war, er ignorierte seinen aufdringlichen Begleiter wie schon bei ihrer ersten Begegnung so lange, bis eine unachtsame Bemerkung seinen Zorn heraufbeschwor. Unglücklicherweise musste Rai eben dies ein weiteres Mal riskieren, wenn er Narbengesicht als Leibwächter gewinnen wollte.
    Während Rai sich den Tuchbeutel mit seiner wertvollen Fracht umhängte, um die Leiter zu erklimmen, erschien ihm dieser Plan selbst vollkommen aberwitzig und allenfalls so Erfolg versprechend wie ein Faustkampf gegen Ulag. Aber vielleicht hatte ja seine Pechsträhne nun endlich ein Ende. Man musste dem Schicksal auch eine Chance geben, wenn es sich gewogen zeigen wollte.
    Als sie schließlich die erste Sohle erreicht hatten, nahm Rai sich ein Herz: »Ich habe dir doch bei unserer ersten Begegnung gesagt, du könntest mit mir ein gutes Geschäft machen!« Der kleine Tileter kam sich etwas albern dabei vor, zu dem Rücken des Mannes zu sprechen, aber er hatte keine Wahl. Wie erwartet blieb jede Antwort aus. »Klugerweise hast du mich nicht in den Abgrund geworfen«, redete Rai unbeirrt weiter, »so bietet sich dir jetzt die Gelegenheit zu einem erstklassigen Handel.«
    Sie passierten die ersten Querschläge der oberen Sohle, die bei Weitem größer war als die Ebene, aus der sie kamen. Hier schürfte in jedem Schlag mindestens eine Person, und jeder Passant wurde misstrauisch beäugt. Aus schmutzigen Gesichtern stachen ihnen tiefliegende Augen entgegen, die unmissverständlich klarmachten, dass hier keiner etwas zu verschenken hatte. Die offen zur Schau getragene Feindseligkeit der Arbeiter lenkte Rai kurzzeitig von seinem Vorhaben ab.
    Er besann sich jedoch sogleich wieder darauf und setzte seinen Monolog fort: »Wie bereits gesagt, es geht um eine für dich äußerst einträgliche Vereinbarung.« Jetzt hatte er lange genug um die Sache herumgeredet, es wurde Zeit, zum Punkt zu kommen. »Unglücklicherweise«, er seufzte dramatisch, »habe ich einige Meinungsverschiedenheiten mit dem Aufseher Ulag gehabt. Und wie dir natürlich bestens bekannt ist, macht das die Beschaffung von Nahrung zu einem Problem.« Rai gab dem Narbengesichtigen die Gelegenheit für ein zustimmendes Kopfnicken, aber dieser verlangsamte noch nicht einmal sein Schritttempo.
    Ein wenig mutlos machte der junge Beutelschneider weiter: »Bislang hat mein Waffenbruder«, er wählte diese Formulierung in der Absicht, ein wenig Eindruck zu schinden, »den Erztausch für mich erledigt, da ich aus zuverlässiger Quelle weiß, dass es nicht gesund für mich wäre, Ulag unter die Augen zu kommen. Aber mein Kamerad leidet an einer eiternden Knöchelverletzung und kann diese Aufgabe nicht mehr übernehmen.« Wieder hoffte er auf eine Reaktion, doch nicht das geringste Zeichen von Interesse oder gar Anteilnahme war dem Voranschreitenden zu entlocken.
    »Deshalb wollte ich dich fragen«, setzte Rai verzagend hinzu, »ob du mich für die Hälfte meines Erzes vor Ulag beschützen würdest?«
    Der Narbengesichtige blieb so unerwartet stehen, dass der junge Tileter um ein Haar gegen den Transportkorb auf dessen Rücken geprallt wäre. Erschrocken wich Rai zurück, da er dem unberechenbaren Einzelgänger nicht zu nahe sein wollte, falls dieser Anstoß an seinen Worten gefunden hatte. Doch als das Gesicht des Einäugigen sich ihm langsam zuwandte, lag darin nur fragendes Erstaunen.
    »Was stimmt

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