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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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lächerlich!«, rief der Älteste verächtlich aus. »Die Worte eines verwirrten jungen Mannes, der seine Freiheit nicht zu schätzen weiß. Ich bin nicht bereit, uns alle in Gefahr zu bringen wegen dieser Hirngespinste! Wir können dich hier nicht festhalten, aber von uns wird dich keiner auf die andere Seite der Berge zum Eingang der Mine führen, und ich bezweifle, dass du allein dorthin findest. Also schlag dir das aus dem Kopf!« Wütend setzte sich der Grauhaarige wieder hin, da er die Diskussion offensichtlich als beendet ansah.
    Doch er hatte nicht mit der Hartnäckigkeit des Tileter Straßenjungen gerechnet. Während seiner Gefangenschaft war etwas mit Rai geschehen, das er selbst nicht ganz verstand. Es hatte in erster Linie damit zu tun, welche Beweggründe sein Handeln bestimmten. War noch die jugendliche Suche nach Anerkennung die maßgebliche Triebfeder für sein waghalsiges Eindringen in die Schatzkammern des Tileter Königspalastes gewesen, hatte seit seiner Flucht aus Tilet und besonders während der dunklen Tage im Bergwerk immer mehr ein gewisses Verantwortungsgefühl seine Taten diktiert. Der erschütternde Tod des jungen Warson hatte ihn schließlich aufs Schmerzlichste begreifen lassen, dass er nicht bedenkenlos nur nach seinem eigenen Vorteil handeln durfte. Diese Rücksichtslosigkeit war eine Seite seines Wesens, die ihm bislang selbst kaum bewusst geworden war. Möglicherweise hatte auch sein bisheriges Leben auf den Straßen Tilets wesentlich zu seinem eigennützigen Verhalten beigetragen. Denn Selbstlosigkeit gehörte nicht unbedingt zu den essenziellen Tugenden, wenn man als Straßenjunge überleben wollte. Fest stand nun jedoch, dass er auch mit der durchaus verlockenden Aussicht auf ein friedliches, weitgehend sorgenfreies Leben in diesem versteckten Tal vor Augen nicht einfach seine Freunde vergessen konnte. Und genauso wenig waren ihm die vielen unschuldigen Kinder, die geschändeten Frauen und die misshandelten Männer gleichgültig, die noch in den Stollen ausharrten. Deshalb ließ er sich von den Worten des Ältesten nicht einschüchtern, sondern sie bestärkten ihn sogar noch in seiner Entschlossenheit.
    »Es mag ja alles so sein, wie du es sagst, Terbas«, sagte Rai gefasst. »Mit Sicherheit ist es gefährlich, und natürlich kann es misslingen. Trotzdem werde ich es versuchen, ob ihr mir nun helft oder nicht! Ich werde meine Freunde dort nicht im Stich lassen!«
    »Dann bist du ein verfluchter Narr!«, schimpfte Terbas.
    »Auch das mag sein«, räumte der kleine Dieb gleichmütig ein, »doch während ihr hier an eurem Lagerfeuer sitzt und die Früchte des Waldes genießt, sterben dort unter dem Berg Menschen. Und das, obwohl es eine Möglichkeit zur Flucht gibt. Wenn ihr glaubt, ihr seid nur deshalb von den Göttern gerettet worden, damit ihr euch hier die Bäuche voll schlagen und euer ›zweites Leben‹ genießen könnt, dann werdet froh damit. Ich glaube das nicht.« Mit diesen Worten stand er auf und wandte sich zum Gehen.
    »Warte!« Es war die Stimme des jungen Kawrin. »Ich werde dich begleiten!«
    »Was?«, rief Terbas. »Bist du von Sinnen? Das verbiete ich dir!«
    »Du kannst mir nichts verbieten, Terbas«, entgegnete Kawrin kühl. »Du bist nicht Ralin. Ihm hätte ich gehorcht. Alles was du bisher zuwege gebracht hast, war, dich in diesem Versteck zu verkriechen, fernab von allem, was wichtig ist. Ich finde es richtig, was Rai aus Tilet gesagt hat – wir haben uns lange genug versteckt. Ich werde ihm helfen, in die Mine zurückzukehren, wenn es auch aussichtslos erscheinen mag, dass er die Sklaven dort wirklich befreien kann. Aber einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.«
    »Ach, macht doch was ihr wollt, ihr jungen Steinschädel«, grollte der Älteste und verzog sich in einen nahen Unterstand.
    Heftige Diskussionen entbrannten um das Lagerfeuer, manche redeten auch auf Rai ein oder bedachten ihn zumindest mit wütenden Blicken. Auch Kawrin sah sich einigen massiven Vorwürfen ausgesetzt, die von Unüberlegtheit bis zu Verrat reichten. Allerdings gab es auch durchaus Stimmen, die das Vorhaben der beiden jungen Männer verteidigten.
    Nachdem der Streit auch nach einigen Minuten immer noch nicht enden wollte, nahm Kawrin Rai am Arm und führte ihn ein paar Schritte fort von der Feuerstelle. »Die werden sich schon wieder beruhigen«, sagte er beschwichtigend. »Kümmere dich einfach nicht um sie. Es wird bald dunkel. Bleib noch heute Nacht, und morgen werden wir

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