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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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eine weitere Frage: »Hat dieser Verräter dich an die Sklavenhändler verkauft?«
    Ein verächtliches Zischen entfuhr dem entstellten Kämpfer. »Nein. Der Verräter ist vor mir geflohen. Was danach geschah, weiß ich nicht mehr, wahrscheinlich wurde ich niedergeschlagen. Irgendwelche Sklavenhändler haben mich dann wohl besinnungslos gefunden – und hierher verkauft.«
    »Ich wurde eher zufällig gefangen genommen«, erwiderte Rai. »Ich denke, das war einfach Pech – oder eben Schicksal. Ich kann eigentlich niemandem die Schuld dafür geben.« Aber der Tileter wollte die ungewohnte Gesprächigkeit des sonst so schweigsamen Mannes nicht ungenutzt lassen und Arton vielleicht noch ein wenig mehr Informationen entlocken: »Was hat dir denn dieser Verräter angetan, dass du hinter ihm her warst?«
    Der Einäugige machte einen Schritt auf das Wasser zu. »Sein Verrat hat mir alles genommen, was mir jemals wichtig war. Er hat mir noch nicht einmal die Hoffnung gelassen. Mir bleibt nur die Erinnerung.« Damit sprang er in den rasch dahinfließenden Strom und war im nächsten Augenblick verschwunden.
    Rai seufzte tief. Die Schwermütigkeit dieses Mannes schien ansteckend, außerdem war er auch ein wenig enttäuscht, nicht mehr darüber erfahren zu haben, was genau Artons Verbitterung verursacht hatte. Jedenfalls klang es nach einem wahrhaft dunklen Geheimnis, und er war es einfach seiner Neugier schuldig, der Sache auf den Grund zu gehen. Aber zunächst musste er diese nasse Passage hinter sich bringen, denn er stand nunmehr ganz allein am Grund des Tränenbrunnens, und das Licht der einzelnen Fackel, die immer noch zwischen den Steinen lag, wurde zunehmend schwächer. Er hatte nicht vor, darauf zu warten, bis die ewige Dunkelheit des Berges den Schacht wieder in Besitz nahm, deshalb tat er einen tiefen Atemzug und sprang.
    Die Kälte des Wassers presste die Luft aus seinem Brustkorb, als wäre er zwischen zwei Mühlsteine geraten. Noch einmal erreichte er mit seinem Kopf die Oberfläche, dann sah er bereits die Felswand auf sich zukommen und musste untertauchen. Das umgebende Wasser riss ihn weiter abwärts, wodurch ihm bald jegliches Gefühl dafür abhandenkam, wie tief er in den dunklen Fluten gefangen war. Er versuchte, sich zu beruhigen, indem er unablässig daran dachte, dass er all das schon einmal durchgestanden hatte, ohne Schaden zu nehmen. Aber diese Unterwasserpassage bei vollem Bewusstsein mitzuerleben war doch ungleich furchterregender als beim ersten Mal, wo sich seine Sinne gnädig gezeigt und ihm jegliche Wahrnehmung erspart hatten. Entsetzlich lange wirbelte ihn der Strom nun schon durch die Finsternis. Seine Lungen begannen zu brennen. Er konnte sich dem Drang einzuatmen kaum noch widersetzen. Die Zeit schien stillzustehen. Nichts änderte sich in seiner Umgebung, es gab keine Möglichkeit, sich zu orientieren, keinen Punkt, auf den er seine Aufmerksamkeit richten konnte. Er war schon viel zu lange unter Wasser. Er würde ersticken!
    Unvermittelt wandelte sich plötzlich das Dunkel um ihn herum. Die Schwärze wich einem trüben Grau, das weiter vorne heller zu werden schien. Endlich hatte er wieder ein Ziel vor Augen, eine Richtung, in die er schwimmen konnte, auch wenn es nur die kaum wahrnehmbare Andeutung von Tageslicht war. Mit der Kraft der Verzweiflung kämpfte er sich dieser verheißungsvollen Helligkeit entgegen. Trotz seines unkontrollierten Strampelns brachte ihn jede Bewegung dem Ausgang näher. Prustend durchbrach er endlich die Wasseroberfläche. Luft durchflutete wieder seinen Körper. Cits Auge lachte ungetrübt vom Himmel. Ein weiteres Mal war Rai dem Schatten des Berges entflohen.
    Nach einigen tiefen Atemzügen hatte sich Rai wieder so weit unter Kontrolle, dass er sich ein vernünftiges Bild von der Lage machen konnte. Rings um den See des zweiten Lichts lagen die Bergleute erschöpft am Ufer oder halfen sich gerade gegenseitig aus dem Wasser. Manche pressten sich auch die Hand auf blutende Wunden an Stirn, Armen oder Beinen, wo sie sich anscheinend an scharfkantigen Felsen im Wasser verletzt hatten. Es war unmöglich zu sagen, ob alle lebendig aus dem Bergwerk entkommen waren, doch konnte Rai zumindest keine leblosen Körper im Wasser oder am Ufer entdecken. So weit schien sein Plan funktioniert zu haben, auch wenn die Passage schwieriger gewesen war, als er vermutet hatte. Einige Augenblicke länger unter Wasser, und er hätte das Bewusstsein verloren.
    Arton erklomm bereits die

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