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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Freiheit tun? Tretet jetzt vor und erklärt euch damit zu einem Streiter für die gerechte Sache. Ein einziger Schritt nach vorn wird jedem hier beweisen, dass ihr sowohl mutig als auch selbstlos genug seid, für euch und eure Mitgefangenen zu kämpfen. Nicht weil es euch jemand befiehlt, sondern weil ihr wisst, dass es das Richtige ist, und ihr dieses stinkende Loch einfach satthabt.«
    Einige bange Augenblicke geschah nichts. Dann bahnte sich unversehens eine Gestalt ihren Weg durch die reglosen Arbeiter und stellte sich ganz allein vor die zaudernde Menge. Nur das bartlose Kinn verriet, dass es sich um eine Frau handelte. Ihr knochiger Körper unter dem sackartigen Überwurf, den sie trug, die eingefallenen Wangen, ihre strähnig herabhängenden Haare, all das hatte jeglichen weiblichen Reiz verloren. Aber ihre Augen leuchteten aus dem schmutzigen Gesicht in ungebrochenem Stolz, als habe sie das Durchstandene nur stärker werden lassen. Und in diesem Augenblick erkannte Rai in ihr die ältere der beiden Gefangenen wieder, die er zusammen mit Arton angekettet in Ulags Kammer gefunden hatte. Diese erstaunliche Frau erwies sich trotz des unvorstellbaren Leids, das ihr von dem viehischen Ungeheuer angetan worden war, als die Entschlossenste unter den versammelten Knechten des Bergwerks. Sie erklärte sich, ungeachtet aller Gefahren, als Erste bereit, den Weg zurück ans Licht zu versuchen. Ihr Mut wirkte ansteckend. Plötzlich kam Bewegung in die Menge, und weitere Arbeiter wagten sich zögernd nach vorn. Zunehmend mehr folgten, und unversehens herrschte ein solches Gedränge vor der Tauschkammer, dass Barat und Rai sich hinter den Waagentisch zurückziehen mussten, um noch einen gewissen Überblick zu behalten.
    Der junge Dieb warf seinem Freund einen anerkennenden Blick zu. Doch Barat schwankte plötzlich und musste sich gegen einen der mit Erz gefüllten Flechtkörbe stützen, um nicht umzufallen. Rai eilte an seine Seite.
    »Was ist los mit dir?«, fragte er besorgt.
    »Uhm«, brummte der Veteran, »scheint, als wäre ich noch nicht wieder so belastbar, wie ich gehofft hatte. Ich glaube, ich werde mich ein bisschen hinlegen.«
    Auf seinen jüngeren Freund gestützt, humpelte der alte Soldat in die hinter der Tauschkammer gelegene Wohnhöhle, wo Arton gerade dabei war, den Inhalt sämtlicher Kisten, Körbe und Fässchen zu prüfen. Als die beiden Tileter hereinkamen, sah er fragend zu ihnen hinüber.
    »Barat fühlt sich nicht so gut«, meinte Rai entschuldigend. »Er muss sich ein wenig hinlegen.«
    Nachdem darauf kein Widerspruch folgte, brachte er seinen Gefährten zu dem Felllager hinüber und ließ ihn darauf Platz nehmen. Erschöpft legte sich Barat der Länge nach auf das Bett.
    »Geh wieder zu den Arbeitern hinaus, Rai«, sagte er kraftlos, »bevor sie es sich wieder anders überlegen. Wähle diejenigen aus, die dir zuverlässig und kräftig genug erscheinen, und dann brecht auf, so schnell es geht. Gib ihnen keine Zeit zu zweifeln.«
    Rai legte seinem Freund wortlos die Hand auf den Arm, nickte dann und wandte sich zum Gehen. Dabei stellte er fest, dass Arton sie beobachtet hatte. Sein Blick war wie immer schwer zu deuten, aber Rai kam es so vor, als wäre der Ausdruck auf dem vernarbten Gesicht weniger grimmig als nachdenklich.
    Deshalb hielt er inne und sagte spontan: »Ich habe das noch nie gemacht. Willst du nicht mitkommen, um die Leute auszuwählen, die für unser Vorhaben geeignet erscheinen. Mir wäre dabei wesentlich wohler, als wenn ich diese Entscheidung allein treffen müsste.«
    Arton zögerte kurz, dann nickte er nur und schloss sich dem kleinen Tileter an. Als sie wieder hinaus in die Tauschkammer traten, empfingen sie dort bereits die erwartungsvollen Gesichter der sich vor dem Waagentisch drängenden Minenarbeiter. Immer noch zuvorderst stand die beherzte Frau, die allen Übrigen mit gutem Beispiel vorangegangen war. Sie heftete ihren durchdringenden Blick auf Arton, sobald sie seiner gewahr wurde. Wie schon bei ihrer ersten Begegnung, als er sie aus Ulags Ketten befreit hatte, sah sie ihn unverwandt, fast ein wenig herausfordernd an, ohne dass der schweigsame Kämpfer ihr ungewöhnliches Interesse an ihm zu bemerken schien. Erst als Rai sie vorab für den bevorstehenden Ausbruchsversuch vorschlug, musterte der Einäugige die Frau kurz, um nach einem zustimmenden Nicken seine Aufmerksamkeit den übrigen Freiwilligen zuzuwenden.
    Der Reihe nach traten die Arbeiter zur Begutachtung vor die

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