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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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schien doch nicht zu viel verlangt.
    Aber wie so oft überraschte Artons Reaktion den jungen Tileter. Statt eines Wutausbruchs oder einer Zurechtweisung verflog der düstere Ausdruck im Gesicht des Kämpfers vollständig, und seine Züge entspannten sich merklich. Wie immer war seine Mimik schwer zu deuten, indes glaubte Rai, eine gewisse Belustigung zu erkennen, aber auch noch etwas anderes. Der Einäugige zuckte die Schultern und wandte sich um. Während er den jungen Dieb einfach bei dem immer noch wutschnaubenden Terbas allein ließ, wurde Rai klar, dass es Enttäuschung gewesen war, die er in dem vernarbten Gesicht entdeckt hatte. Diese Erkenntnis traf ihn unerwartet tief. Er war sich nie ganz sicher gewesen, was der undurchsichtige Mann wirklich von ihm hielt, aber sein Instinkt hatte ihm verraten, dass Arton ihn auf eine bestimmte Weise schätzte. Möglicherweise war diese Sympathie nun verspielt.
    »Rai!«
    Der Ruf ließ den Tileter herumfahren. Eine schlaksige Gestalt mit einem unter blonden Zotteln verborgenen Gesicht stürzte vom Waldrand her auf ihn zu. Es war Kawrin.
    »Bei Bajulas ewiger Jugend! Du hast es tatsächlich geschafft!« Der hochaufgeschossene Blondschopf packte den kleineren Tileter an beiden Schultern und schüttelte ihn überschwänglich. »Ich hätte nie geglaubt, dass du zurückkehrst und schon gar nicht mit so vielen Minenarbeitern. Die Göttin ist wahrlich mit dir!«
    Rai grinste breit. Kawrins unbeschwerte Begeisterung wirkte wohltuend. »Ich musste meinem Lehrling doch beweisen, dass ich aus gutem Grund so anmaßend bin.« Beide lachten.
    Mittlerweile entschloss sich Terbas angesichts der für ihn unerklärlichen, ja geradezu provokanten Fröhlichkeit der jungen Männer, grollend von dannen zu ziehen, ohne ein weiteres Wort an diese Unbelehrbaren zu verschwenden.
    »Was hast du jetzt vor«, fragte Kawrin schließlich, als er mit Rai alleine war.
    Der junge Dieb kratzte sich am Kinn, wo inzwischen ein schütterer Flaum als Vorbote eines stattlichen Vollbarts zu sprießen begann. »Ja, weißt du, das ist genau das Problem«, bekannte Rai. »Es scheint, als hätte ich etwas übertrieben, was eure Hilfsbereitschaft betrifft.«
    Der lange Fendländer machte ein betroffenes Gesicht. »Also, jetzt kränkst du mich aber«, sagte er halb im Scherz. »Immerhin bist du dank meiner Hilfe wieder in die Minen gelangt.«
    »Ja, ja«, beeilte sich Rai zu antworten, »so meinte ich das nicht. Aber es war gar nicht so einfach, die Minenarbeiter und allen voran diesen finsteren Gesellen dort hinten«, Rai wies in die Richtung, in die Arton verschwunden war, »davon zu überzeugen, das Bergwerk zu verlassen. Ähnlich wie Terbas hatten alle ziemlichen Respekt vor den Gardisten und ihrer überlegenen Ausrüstung. Ich musste mir schon etwas einfallen lassen, um sie dazu zu bringen, sich einem Kampf gegen königliche Einheiten anzuschließen.«
    »Ihr wollt gegen die Soldaten der Schmiedesiedlung kämpfen?« Kawrin schüttelte langsam den Kopf. »Warum überrascht mich das nicht? Was ist für dich eigentlich so schlimm an der Vorstellung, hier im Wald zu leben?«
    »Nur indem wir die Kontrolle über den Förderkorb bekommen, können wir wirklich alle aus dem Bergwerk befreien«, erwiderte Rai entschieden. »Willst du die Alten, die Kinder und Frauen in der Mine lassen? Ich glaube nicht, oder? Also müssen wir die Soldaten schlagen. Und nachdem wir keinerlei Waffen besitzen, habe ich einfach behauptet, ihr könntet uns mit entsprechender Ausrüstung versorgen.«
    »Wir?«, fragte Kawrin ungläubig. »Die wenigsten von uns, die eine Waffe besitzen, haben den Mut, sie auch zu benutzen. Insofern könnten wir euch durchaus ein paar Speere abtreten, aber das sind alles Holzwaffen. Damit kommst du gegen die Gardisten nicht an, selbst mit all den Männern, die du aus der Mine mitgebracht hast.«
    »Auf jeden Fall nicht«, fügte Rai hinzu, »wenn sie sich in dem Wachturm verbarrikadieren und uns gemütlich mit ihren schweren Armbrüsten unter Beschuss nehmen.« Er starrte frustriert zu Boden. »Wir brauchten etwas, um diese verwünschten Armbrüste zu zerstören oder wenigstens die Besatzung von der Turmspitze zu verjagen. Aber mir fällt nichts ein. Ich muss jeden Plan, den ich mir ausdenke, am Ende wieder verwerfen, weil diese vermaledeiten Schützen auf den Zinnen alles im Umkreis von zweihundert Schritt mit ihren Bolzen spicken können. Da ist es einfach unmöglich, einigermaßen unbeschadet den Transportkorb

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