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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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zu erreichen. Und sich länger dort aufzuhalten, um die Arbeiter aus den Stollen zu holen, daran ist gar nicht zu denken.«
    Kawrin überlegte, während er den Tileter nicht aus den Augen ließ. »Du bist doch schon einmal den Turm ohne Steigeisen und Seil hinaufgeklettert. Warum machst du das nicht einfach noch mal?«
    »Weil sie kein zweites Mal auf ein Ablenkungsmanöver reinfallen werden«, entgegnete der Dieb ungeduldig. »Und ohne Ablenkung ist mir das zu riskant. Wenn sie mich sehen, wie ich mich dem Turm nähere, oder gar, wie ich hochklettere, dann ist es aus mit dem kleinen Rai. Und selbst wenn ich unbemerkt die Turmspitze erklimmen könnte, was soll ich dann da? Ihnen alle Armbrustbolzen klauen?«
    Schmunzelnd fuhr sich Kawrin durch seine blonde Mähne. »Ich dachte, jemand mit deinen Fähigkeiten wird doch sicherlich mit drei Gardisten fertig!«
    »Natürlich«, bestätigte Rai ebenso ironisch, »wenn diese Burschen ein wenig Ehre im Leib hätten und nacheinander gegen mich antreten würden, wäre das kein Problem. Aber alle drei auf einmal, das ist zu viel.«
    Der hagere Blondschopf lachte, dann schüttelte er seufzend den Kopf. »Ich wünschte wirklich, Rai, ich könnte dir irgendwie helfen. Ich würde auch wieder den Laufburschen spielen und bei finsterer Nacht herumlaufen, um irgendwo Feuer zu machen …« Kawrin hielt plötzlich inne, während seine hellblauen Augen in Gedanken nach oben wanderten.
    »Was ist?«, fragte Rai neugierig.
    Der lange Fendländer lächelte vielsagend. »Mir ist gerade etwas eingefallen, was vielleicht ziemlich nützlich sein könnte für deinen Kampf gegen die Gardisten.«
    Jetzt hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit des Diebes. »Los, sag schon. Was meinst du?«, drängte Rai gespannt.
    »Weißt du, was ein ›Xelosbecher‹ ist?«, fragte Kawrin geheimnisvoll.
    »Ein feuriges Getränk vielleicht? Keine Ahnung. Wie soll mir das helfen?«, wollte der Tileter ein wenig ungehalten wissen, da er es nicht schätzte, derart auf die Folter gespannt zu werden.
    »Ein Xelosbecher ist ein mehr oder weniger großer Tontopf, der mit einer brennbaren Flüssigkeit gefüllt und dann als Wurfgeschoss eingesetzt wird. Beim Aufprall zerspringt der Topf, und der brennende Inhalt spritzt in alle Richtungen. Dieses flüssige Feuer wirkt verheerend gegen Schiffe oder hölzerne Wehranlagen, und ich könnte mir denken, auch gegen Armbrüste und Gardisten.« Kawrin grinste böse.
    Rai blickte hingegen äußerst skeptisch drein. »Woher weißt du denn das alles?«
    »Tja, auch ich habe meine Geheimnisse, mein Freund«, antwortete der Fendländer, während jede Spur von Fröhlichkeit aus seinem Gesicht wich. »Entscheidend ist aber, dass ich dir damit weiterhelfen kann.«
    Rai sah den hochgewachsenen jungen Mann an und glaubte plötzlich, einen anderen Menschen vor sich zu haben. Irgendetwas hatte sich bei den letzten Worten in Kawrin verändert, das ihn auf eine merkwürdige Art älter erscheinen ließ. Plötzlich schien sein Gegenüber erschreckend unberechenbar, als hätte hinter der Fassade des versuchten Selbstmörders, der auf wunderbare Weise zu Bajula gefunden hatte, noch ein anderer Wesenszug verborgen gelegen, der nun zum Vorschein kam. Beunruhigt versuchte der Tileter, diese Gedanken zu verdrängen. Es blieb ihm nichts weiter übrig, als Kawrin zu vertrauen.
    »Verrätst du mir dann vielleicht«, fragte Rai mit unverhohlenem Missfallen in der Stimme, »wie uns das alles nützen soll? Wir haben weder Tontöpfe noch irgendeine brennbare Flüssigkeit, also wozu der Vortrag über Xelosbecher?«
    Kawrin zauberte wieder ein versöhnliches Lächeln auf sein Gesicht und erwiderte: »Das kannst du nicht leiden, wenn jemand etwas vor dir verborgen hält, stimmt’s? Aber selbst gibst du dich recht gerne geheimnisvoll.« Er blickte dem kleinen Dieb eindringlich in die Augen, bis dieser die Schultern zuckte und den Blick verlegen auf seine Fußspitzen senkte.
    »Doch glaub mir«, setzte Kawrin hinzu, »du willst nicht alles aus meiner Vergangenheit wissen, und schließlich hast du mir auch nicht alles von dir erzählt. Lassen wir es dabei. Jetzt ist nur wichtig, dass ich dem Willen der jungen Göttin folgen möchte, und wie es scheint, spielst du in ihrem göttlichen Plan eine entscheidende Rolle. Und ich kann dir dabei helfen, also werde ich das auch tun, wenn du mich lässt.«
    Wiederum trat eine lange Pause ein. Rai bereitete dieses Schweigen sichtliches Unbehagen, da er sich selbst nicht so

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