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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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die beiden Störenfriede. Er setzte sich auf. Bei dem kleineren der beiden handelte es sich eindeutig um Rai, der eine brennende Fackel in der rechten Hand hielt. Sein Begleiter überragte ihn um beinahe zwei Köpfe, schien aber seinem schlaksigen Gang und seiner Statur nach zu urteilen ebenfalls noch sehr jung zu sein – jedenfalls jünger als er selbst. Auffällig waren sein in alle Richtungen abstehendes blondes Haupthaar und der helle, zottige Vollbart. Außerdem entdeckte Arton eine exotisch anmutende rote Frucht im Arm des Langen, die mit Sicherheit auf keinem der Märkte Seewaiths zu finden gewesen wäre.
    Als die beiden jungen Männer Arton auf dem Felsen entdeckt hatten, kamen sie zielstrebig auf ihn zu. Rai stand das schlechte Gewissen wegen seiner kleinen Lüge so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass Arton beinahe lachen musste.
    Dieser Junge vereinte die Unschuld eines Kindes mit der Gerissenheit eines Straßengauners.
    »Wir wollten dir etwas zeigen«, begann Rai verlegen, »das dich vielleicht dazu bewegen könnte, dir die Sache mit dem Angriff auf den Turm noch einmal zu überlegen. Es gibt zwar keine Metallwaffen, aber dieser Bursche hier mit Namen Kawrin«, er zeigte auf den langen Blondschopf, »hatte die Idee für – nun, nennen wir es eine, Geheimwaffe.«
    Arton musste sich selbst gegenüber eingestehen, dass es Rai erneut gelungen war, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Zwar würde er irgendwelchen Versprechungen des Jungen nicht mehr ohne Weiteres Glauben schenken, aber was konnte es schaden, einfach weiter zuzuhören.
    Rai wartete eine Weile, ob er nicht doch vielleicht eine Antwort von dem wortkargen Kämpfer erhalten würde, dann stieß er seinen Begleiter an, der Arton mit zusammengekniffenen Augen eindringlich musterte. Auf diese Aufforderung hin löste Kawrin den Blick ein wenig widerwillig von seinem einäugigen Gegenüber und hielt Rai eines der spitz zulaufenden Enden der Frucht entgegen. Dort ragte ein dunkler Stoffstreifen heraus, den Rai nun mit seiner Fackel entzündete. Augenblicklich züngelte eine stark rußende Flamme empor. Mit Wucht schleuderte Kawrin die Frucht gegen einen Felsen in einigen Schritt Entfernung. Beim Aufprall zerplatzte das Geschoss, worauf Feuer in einem Umkreis von mehreren Schritt herniederregnete, sodass sich lodernde kleine Tümpel am Boden und mehrere brennende Flecken an der Flanke des Steins bildeten. Zischend fraßen sich die Flammen in die Vegetation, wenngleich das feuchte Gras ein weiteres Ausbreiten des Feuers verhinderte. Beißender schwarzer Rauch stieg in den von der Abendsonne golden gefärbten Himmel.
    Arton traute seinen Augen kaum. Die beiden hatten es tatsächlich fertig gebracht, in dieser Wildnis ein Brandgeschoss herzustellen. Nur mit Mühe konnte er seine Überraschung verbergen, gleichwohl war ihm natürlich sofort bewusst, welch unschätzbaren Wert eine solche Waffe bei der Erstürmung eines befestigten Bauwerks haben würde. Trotzdem wollte er es den beiden nicht zu leicht machen, denn Rai sollte durchaus zu spüren bekommen, dass Artons Vertrauen nicht mehr ohne Weiteres zurückzuerringen war, nachdem er ihn mit falschen Versprechungen dazu überredet hatte, das Bergwerk zu verlassen. Daher schwieg Arton beharrlich, selbst nach dieser beeindruckenden Demonstration.
    Somit wurde Rai enttäuscht, als er endlich seine Augen von dem spektakulären Ergebnis des ersten Tests ihrer neuen Waffe zu lösen vermochte und nach einer Reaktion im Gesicht des Einäugigen forschte. Deutlich verunsichert begann er, nach Worten zu suchen: »Wir … wir hatten uns gedacht … wir dachten, dass … dass wir damit die Armbrüste auf der Turmspitze außer Gefecht setzen könnten. Damit wäre schon eine der größten Gefahren bei einem Angriff auf den Förderkorb ausgeschaltet. Und die Gardisten müssten aus dem Turm kommen, um den Eingang zur Mine zu verteidigen, sie könnten sich nicht dort verbarrikadieren und uns von der Turmspitze beschießen und …«
    »Hör auf Rai«, unterbrach ihn Kawrin. »Du siehst doch, dass er es nicht hören will. Lass uns gehen.« Daraufhin packte er den verdutzten Dieb am Arm und wollte ihn von dem Felsen, auf dem Arton immer noch saß, fortziehen.
    »Dein Name ist also Kawrin«, sprach ihn der einäugige Kämpfer daraufhin unvermittelt an. »Warum hast du mich vorhin so angestarrt? Ist es nur meine Narbe, oder sollte ich dich kennen?«
    Kawrin drehte sich langsam herum. Unwillkürlich hatte er eine leicht geduckte

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