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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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höchsten Bäume des umgebenden Waldes hinweg aufs Meer hinaus blicken. Ein lang vergessenes Gefühl der Freiheit durchströmte ihn angesichts der unendlichen blauen Weite, die sich ihm so unvermittelt darbot. Doch dieser grandiose Ausblick war nicht, was Kawrin ihm zu zeigen beabsichtigte, denn als weit spektakulärer erwies sich das Felsplateau, das sich nun zu seinen Füßen erstreckte. Nur etwa fünfzig Schritt von ihm entfernt schoss eine mannshohe Flamme aus einem winzigen Spalt im Fels, als wäre ein feuriger Elementargeist aus der Tiefe der Erde durch dieses schmale Tor in die Oberwelt entkommen. Es war nicht ersichtlich, was diese brennende Säule speiste. Sie stand auf der steinigen Ebene beinahe wie ein rot glühendes Gewächs, das der Wind wiegte, aber nicht verlöschen ließ. Die ganze Ebene war übersät von Schotterhaufen in den verschiedensten Grautönen, doch der Untergrund leuchtete nach wie vor beinahe so weiß wie frisch gefallener Schnee. Nur im Zentrum des Plateaus wurde das helle Gestein von einer Substanz überdeckt, die auf den ersten Blick aussah wie schwarze Tinte. Ein schmaler Bach dieser dunklen Flüssigkeit wälzte sich dort ausgehend von einer Gruppe kleiner Findlinge träge über den weißen Stein hinab und sammelte sich in einem flachen Becken, das ganz und gar angefüllt war mit zähem, schwarzem Schlamm. Rai empfand den Anblick nicht im eigentlichen Sinne als schön, jedoch strahlte die ganze Fläche eine archaische Kraft aus, als gewähre die Erde ihnen hier einen Blick in jene lang vergessene Zeit, als die Elemente noch ungezügelt durch die Welt streiften.
    »Beeindruckend, nicht wahr?«, bemerkte Kawrin, der Rais Reaktion aufmerksam beobachtet hatte. »Wir nennen diese Gegend Xelostritt, weil es so aussieht, als habe der feurige Gott hier seinen Fußabdruck hinterlassen.«
    »Brennt diese Flamme denn immer?«, fragte Rai staunend. »Ich meine, Tag und Nacht ohne Pause?«
    »Immer wenn ich hier war, hat sie gebrannt«, erwiderte Kawrin ernst. »Sie ist Xelos’ dritter Wächter, eine Mahnung an alle, die sich der Ebene nähern, nicht respektlos mit diesem heiligen Ort umzugehen.«
    »Wieso dritter Wächter, gibt es noch mehr davon?«, erkundigte sich der Dieb verwirrt.
    »Nun, die beiden steinernen Wächter werden dir ja wohl aufgefallen sein«, erklärte der lange Blondschopf und wies mit den Kopf zu den beiden keulenförmigen Felsen unmittelbar hinter ihnen. »Fels und Feuer sind Xelos’ Element. Sie beschirmen die Spur, die ihr Herr auf der Erde hinterlassen hat. Komm weiter!«
    In respektvollem Abstand umrundeten sie die mit unverminderter Kraft lodernde Felsenfackel und näherten sich vorsichtig dem dunklen Rinnsal. Der unangenehme Rußgeruch wurde unerträglich, zumal sich nun ein deutlicher Schwefelgestank daruntermischte. Schließlich erreichten sie die Stelle zwischen den hüfthohen Findlingen, an der die nachtschwarze Flüssigkeit zutage trat.
    »Das ist Xelos’ Blut«, erklärte Kawrin andächtig. »An dieser Stelle quillt es hervor und befördert das Feuer der Unterwelt an die Oberfläche.«
    Rai verstand nicht so ganz, was sein Führer mit dieser mystischen Äußerung sagen wollte, jedoch begriff er langsam, welche Substanz er vor sich hatte. Er kannte eine ähnlich unangenehm riechende Flüssigkeit von den Märkten Tilets. Sie war ungemein wertvoll und wurde sowohl als Heilmittel zur Behandlung von allerlei Gebrechen verkauft als auch als Brennstoff für die Lampen in den Häusern der wohlhabenden Bevölkerung der Stadt. Man nannte es Steinöl. Der junge Dieb hatte allerdings niemals zuvor gesehen, wo oder wie der kostbare Rohstoff gewonnen wurde. Nun war klar, warum ihn Kawrin zu diesem Ort geführt hatte. Das Steinöl sollte als Brennstoff für die Feuergeschosse dienen.
    »Ich muss zugeben«, räumte Rai anerkennend ein, »dass ich nicht damit gerechnet hatte, hier eine Quelle mit Steinöl vorzufinden. Das ist natürlich geradezu perfekt für unsere Zwecke. Jetzt bleibt nur noch, ein geeignetes Gefäß zu finden, in das wir das Öl füllen können und das dann beim Aufprall auch wirklich zerstört wird. Unsere Wasserschläuche werden nicht zerplatzen, wenn man sie auf den Turm wirft. Wir brauchen etwas, das weniger stabil ist.«
    »Keine Angst«, meinte Kawrin zuversichtlich, »auch dazu ist mir schon was eingefallen. Die Schläuche sollen nur dazu dienen, das Steinöl von hier wegzuschaffen. Aber jetzt mal ehrlich, habe ich dir zu viel versprochen? Andobras

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