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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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rechtfertigen, »aber du hast ja beinahe einen Kniefall gemacht, als er dich angesprochen hat.«
    Kawrin blickte zu seinem kleineren Gefährten hinab und kniff die Augen zusammen: »Hast du eigentlich eine Ahnung, wer Arton Erenor ist?«
    »Was meinst du damit?«, entgegnete Rai verwirrt. »Wir haben doch gerade mit ihm gesprochen.«
    »Ich meine, wer er war, bevor er hierherkam?«, korrigierte sich Kawrin ungehalten.
    »Du hast vorhin irgendwas von einer Kriegerschule gesagt«, antwortete der Tileter mit einem Schulterzucken.
    Sein langer Begleiter nickte ernst. »Er gilt als der beste Schwertkämpfer in ganz Fendland«, erklärte er, »möglicherweise gibt es in den ganzen Ostlanden niemanden, der sich mit ihm messen kann. Dabei ist er bestimmt noch keine zwanzig Jahre alt.«
    Rai riss erstaunt die Augen auf. »Er wirkt viel älter!«
    Kawrin schüttelte den Kopf. »Das kommt durch sein düsteres Äußeres. Aber er ist nicht älter als neunzehn. Trotzdem gehörte er zu den mächtigsten Männern Seewaiths, beinahe die gesamte Garde war ihm treu ergeben. Doch es gab auch Gerüchte, er wäre vollkommen skrupellos und machtbesessen, ein Mann, der über Leichen geht. Es wurde sogar geflüstert, er habe sich mit dunklen Mächten eingelassen, die ihm unheimliche Kräfte verliehen hätten.«
    »So ein Unsinn«, widersprach Rai empört. »Er hat mir und meinem Freund Barat mehrfach das Leben gerettet!« Indes beunruhigten ihn Kawrins Worte mehr, als er bereit war zuzugeben. Er hatte die beängstigende innere Kraft des narbengesichtigen Kämpfers am eigenen Leibe gespürt.
    »Das mag sein«, räumte der blonde Fendländer ein, »ich werde mich aber trotzdem vor diesem Kerl in Acht nehmen. Was du tust, bleibt natürlich dir überlassen.« Damit ging Kawrin energischen Schrittes voraus in das kleine Lager der Waldbewohner, während Rai mit seinen Zweifeln allein blieb. Als schließlich die Nacht unaufhaltsam über den Himmel glitt und die Insel Andobras mit Dunkelheit bedeckte, suchte auch Rai sein Nachtlager auf. Denn die kommenden Tage würden seine gesamte Kraft erfordern.
    Cits schlafendes Auge stand hoch am Himmel, sodass die weite Senke, in der die Schmiedesiedlung aus dem Boden gestampft worden war, in silbriges Licht getaucht wurde. Kawrin und Rai saßen in einem dichten Gebüsch etwa dreißig Schritt neben dem flachen Vorratsgebäude des Wachturms, ein jeder mit drei Brandgeschossen bewaffnet. Beiden wäre eine vom Mond weniger gut beleuchtete Nacht erheblich lieber gewesen, aber man konnte nicht erwarten, dass Kaloqueron, dessen beständig wechselnde Launen den Flug der Wolken beeinflussten, auf die unbedeutenden Pläne einiger Sterblicher auch nur die geringste Rücksicht nahm.
    Nachdem Kawrin es tatsächlich fertig gebracht hatte, ausreichend Speere aufzutreiben für die Bewaffnung der Minenarbeiter, waren sie bereits am Mittag des vergangenen Tages mit beinahe siebzig Männern und Frauen aufgebrochen. Darunter befand sich auch eine Handvoll der Waldbewohner, die sich von Kawrin zu einer Beteiligung an dem Kampf hatten überreden lassen. Die meisten waren allerdings der Anweisung des Ältesten nachgekommen und zurückgeblieben. Dem gleichen Pfad folgend, auf dem auch Rai einige Tage zuvor von Kawrin zum Turm geführt worden war, hatten sie gegen Abend schließlich die andere Seite des Gebirges erreicht. Im Schutze der Wälder waren sie so weit wie möglich zum Eingang der Mine vorgedrungen, dann hatten sich Kawrin und Rai von der Gruppe getrennt, um ihren Posten in der Nähe des Wachturms aufzusuchen. Und dort warteten sie nun, bis Arton den Kampf mit dem Angriff auf den Transportkorb eröffnen würde.
    Ungeduld und Nervosität nagten gleichermaßen an Rais Nerven und machten das ohnehin verhasste Warten zur Tortur. Rais Bein, das bei dem Kampf mit Ulag ausgerenkt worden war, rächte sich nun mit dumpfen Schmerzen für den Gewaltmarsch des vergangenen Tages. Ausgerechnet bei seiner ersten Schlacht würde er sich nicht in vollem Umfang auf seine Gewandtheit verlassen können. Welche Verteidigung blieb ihm dann noch? Angst stieg bei diesem Gedanken in ihm auf wie eine dunkle Woge, doch diesmal wollte er sich nicht wieder von solchen Empfindungen überwältigen lassen. Er versuchte, sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Angespannt lauschte er in die Dunkelheit. An seiner Seite vernahm er Kawrins ruhigen, regelmäßigen Atem. Sein Begleiter schien im Gegensatz zu ihm selbst vollkommen entspannt zu sein. Unmittelbar

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