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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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neben ihm zirpte eine Grille. Tiefer im Wald raschelte irgendwo ein kleines Tier auf der Suche nach Nahrung. Ein sachter Wind trug die Fragmente einer Unterhaltung zweier Wachen herüber, die am Eingang der Transportgondel postiert waren. Aus diesen gedämpften Wortfetzen ließen sich jedoch keinerlei Rückschlüsse auf den Inhalt der Unterhaltung ziehen. Insgesamt standen dort fünf Gardisten im Licht mehrerer großer Fackeln. Sie wirkten weder angespannt noch sonderlich aufmerksam. Zumeist starrten sie nur gelangweilt in die Finsternis, wie jede Nacht, in der sie hier Dienst schoben. Lediglich kurz nach Sonnenuntergang, als die Erzkörbe aus der Mine gehoben worden waren, hatte die ungewöhnlich geringe Tagesmenge des geschürften Rötels eine gewisse Aufregung unter den Wachen verursacht. Natürlich war diese Verringerung der Fördermenge einfach auf die reduzierte Arbeiterzahl zurückzuführen. Davon ahnten die Gardisten jedoch allem Anschein nach nichts, ebenso wenig wie von der Tatsache, dass das Bergwerk nicht mehr von Ulag kontrolliert wurde. Unter seiner Führung war ein solcher Rückgang der Rötelproduktion wohl noch nie vorgekommen, und daher hatte zunächst Uneinigkeit zwischen den Soldaten geherrscht, wie darauf zu reagieren sei. Da sie aber offensichtlich nicht die geringste Lust verspürt hatten, sich in die Mine abzuseilen, um dort nach dem Rechten zu sehen und dabei eine Konfrontation mit dem behaarten Koloss zu riskieren, war der Vorfall zunächst ohne Folgen geblieben. Wahrscheinlich hatten sie darauf spekuliert, dass eine entsprechende Verringerung der Nahrungslieferung am folgenden Tag die Erzproduktion bald wieder steigen lassen würde. Danach hatte die Nachtwache wie jeden Abend ihren Posten am Transportkorb bezogen, und seither war nichts Außergewöhnliches mehr geschehen. Die eher nachlässige Art und Weise, wie die Gardisten ihren Dienst versahen, deutete darauf hin, dass sie in keiner Weise ahnten, dass dort zwischen den dunklen Stämmen der Bäume eine ganze Schar entflohener Minensklaven lauerte, die entschlossen war, ihre zurückgebliebenen Gefährten oder Angehörigen aus dem Bergwerk zu befreien.
    Plötzlich trat jemand in den weiten Lichtkreis am Mineneingang und ging zielstrebig auf die nächststehende Wache zu. Rai starrte gebannt auf den einzelnen Mann, dessen außergewöhnlich kräftige Statur sofort erkennen ließ, dass es sich um Arton handelte. Der Soldat wurde erst auf den Einäugigen aufmerksam, als dieser bereits wenig mehr als zehn Schritt von ihm entfernt war. Überrascht zog er sein Schwert und rief dem Näher kommenden zu, er solle sofort stehen bleiben. Die anderen vier Gardisten blickten ebenfalls alarmiert auf, zogen jedoch nicht sofort ihre Waffen. Arton hielt einen langen Holzspeer lässig in der rechten Hand. Er blieb weder stehen, noch schien er sonst irgendwie beeindruckt von der blanken Waffe des Soldaten. Dieser erhob drohend seine Klinge, während er die Aufforderung, stehen zu bleiben, noch einmal in schärferem Tonfall wiederholte. Lautlos schnellte Artons Speer nach vorn und traf den Mann direkt in die Kehle. Der Angriff kam so blitzschnell, dass dem Posten keine Zeit blieb, den Stoß abzuwehren oder auszuweichen. Röchelnd sank er auf die Knie. Noch ehe er zu Boden fiel, entwand Arton dem sterbenden Mann das Schwert. Dabei blieb er nicht stehen, sondern bewegte sich mit der gleichen Selbstsicherheit wie zuvor auf die nächste Wache zu.
    Rai vergaß beinahe, Luft zu holen. Die selbstverständliche Gewandtheit, mit der sich Arton bewegte, zog Rai in ihren Bann. Selbst wenn direkt neben ihm eine der Wachen aufgetaucht wäre, hätte er vermutlich nicht den Blick vom Kampfgeschehen abwenden können. Jetzt kam plötzlich Leben in die vor Schreck erstarrten Gardisten am Förderkorb. Alle vier rissen gleichzeitig ihre Schwerter aus der Scheide und stürmten auf den Angreifer los. Ihre lauten Schreie alarmierten offensichtlich auch die Besatzung des Wachturms, da von dort nun ebenfalls Rufe zu vernehmen waren und die Turmspitze plötzlich zu hektischer Betriebsamkeit erwachte. Im gleichen Augenblick traf Arton auf den nächsten Gardisten, der den Fehler gemacht hatte, sich dem Einäugigen zu stellen, ohne die Unterstützung seiner Kameraden abzuwarten. Bereits der erste Schlag zwang den Wachposten in die Defensive. Als er den zweiten Schlag Artons abzuwehren versuchte, der von unten gegen den Bauch geführt war, wurde seine Klinge durch die schiere Wucht des

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