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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Truppe Einlass in die schützenden Mauern zu gewähren, erreichten Kawrin und Rai ebenfalls den Eingang zum Turm. Keiner der Soldaten hatte sie rechtzeitig kommen sehen. Aus einer Distanz von nur fünf Schritt schleuderten sie die letzten beiden Feuerfrüchte durch die Tür ins Innere. Ein helles Leuchten, gefolgt von Schreckensrufen, bezeugte den Erfolg ihres Wurfs. Dunkle Rauchschwaden begannen, aus dem Eingang zu quellen, was von den Minenarbeitern mit Jubelschreien beantwortet wurde. Auch die Zurückgebliebenen begannen jetzt wieder, den Hang hinaufzustürmen, während die Soldaten wie gelähmt schienen. Entsetzt blickten sich die beiden Gardisten, die an der Tür gewartet hatten, nach den beiden Brandstiftern um. Doch anscheinend fehlte ihnen der Mut, um etwas zu unternehmen. Die Rufe aus dem Turminneren gingen jetzt zunehmend in gequälte Schmerzenslaute über. Plötzlich taumelte eine Gestalt aus der Tür, deren gesamter Oberkörper in Flammen stand. Mit gezogenem Schwert kam der Mann direkt auf Rai zu, als wolle er sich bei ihm für dieses schreckliche Los rächen. Erschüttert wich der kleine Tileter zurück, aber der Gardist brach bereits nach wenigen Schritten zusammen und ließ seine Waffe zu Boden fallen. Wimmernd wälzte er sich auf der Erde. Seine Qualen wirkten auf Rai wie eine persönliche Anklage. Handlungsunfähig starrte der Dieb auf das grauenvolle Bild.
    Es war schließlich Kawrin, der den Bann des Entsetzens brach. Äußerlich vollkommen ruhig nahm er das Schwert des brennenden Soldaten vom Boden auf. Er wartete, bis sich der Mann wieder auf den Rücken rollte, und stach ihm die Spitze der Klinge direkt in die Kehle. Das Schreien verstummte, die Flammen loderten weiter.
    Rai war von der Kaltblütigkeit des blonden Fendländers beinahe ebenso entsetzt wie von der Tatsache, dass er das Leid dieses Gardisten mitverschuldet hatte. Seine Knie wurden so weich wie heißes Kerzenwachs, weshalb er Halt an der Turmmauer suchen musste. Währenddessen war es den Arbeitern gelungen, die Wachen vor dem Turm einzukreisen, und Arton brüllte triumphierend zu den immer noch im Inneren des Gebäudes ausharrenden Schützen hinauf, sie sollten ihre Waffen niederlegen und herauskommen.
    All das nahm der junge Tileter seltsam getrübt wahr, als hätte der Rauch des hungrigen Feuers auch seine Sinne vernebelt. Er fühlte sich bis ins Mark erschüttert, ausgebrannt wie eine erloschene Fackel. Sein Magen krampfte sich zusammen. Er hatte sich einen Sieg niemals so schrecklich vorgestellt. Letztendlich war ihm nun alles geglückt, was er sich seit seiner eher zufälligen Flucht aus dem Bergwerk vorgenommen hatte. Niemand außer ihm selbst hatte für möglich gehalten, was ihm nun gelungen war, und dennoch überkamen ihn unvermittelt Zweifel, ob die Verluste an Menschenleben wirklich zu verantworten waren. Diese Soldaten hatten ihm nie unmittelbaren Schaden zugefügt, sie waren nicht seine Feinde gewesen wie Ulag. Sie hatten hier nur ihre Arbeit getan, wenngleich diese auch nicht als besonders ehrenhaft bezeichnet werden konnte. Aber verdienten sie deshalb, eines solchen Todes zu sterben? Unweigerlich wurde Rai bewusst, dass sich der Preis, den Gewinner wie Verlierer bei solchen gewaltsamen Auseinandersetzungen zu zahlen hatten, am Ende wohl fast immer als unerträglich hoch erwies. Demnach sollte der Grund für einen solchen Kampf auch wirklich über jeglichen moralischen Zweifel erhaben sein. Er hoffte nur, in diesem Fall seinen eigenen hoch angesetzten Maßstäben gerecht zu werden.
    Das Gefecht war jedenfalls zu Ende. Es dauerte nicht mehr lange, bis fünf hustende Soldaten mit rußgeschwärzten Gesichtern aus dem Turm gestolpert kamen und ihre ungeladenen Armbrüste auf den Boden warfen. Der umzingelte Gardistentrupp hatte bereits vorher die Waffen gestreckt, die nun von den Arbeitern eingesammelt wurden. Die Strapazen des Kampfes waren allen Männern noch deutlich anzusehen, aber in den Gesichtern der ehemaligen Minensklaven zeigten sich auch erste Zeichen von Erleichterung oder gar Freude angesichts des unerwartet glücklichen Ausgangs des Kampfes. Auf Artons Befehl hin legten die Soldaten ihre Rüstungen ab, worauf die sechzehn Männer vor dem Vorratsgebäude zusammengetrieben und einige der Arbeiter als Wachen eingeteilt wurden. Kaum waren die Gardisten in sicherem Gewahrsam, stürmte schon eine Gruppe der ehemaligen Sklaven zur Transportgondel hinunter, um ihren im Bergwerk verbliebenen Kameraden die gute

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