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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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weiter zurückliegenden Tat, die demnach noch weitaus schlimmer gewesen sein musste. Die moralische Entrüstung Rais ging jedoch nicht so weit, dass er nun endgültig mit Kawrin gebrochen hätte. Die Versuchung, hinter dessen dunkles Geheimnis zu kommen, stellte einfach einen zu großen Anreiz dar. Er wollte fürs Erste die Verfehlungen seines Mitstreiters tolerieren, um vielleicht doch noch die Gelegenheit zu erhalten, den Schleier der Vergangenheit zu lüften. Deshalb seufzte er nun theatralisch, klopfte eher beiläufig den Staub von seinen Ärmeln und steckte das neue Schwert in den Gürtel.
    »Von mir aus können wir gehen«, meinte er unwillig. »Aber wenn wir dort sind, will ich eine Antwort auf meine Frage haben.«
    Kawrin erwiderte darauf nichts. Wortlos drehte er sich um und ging zu einer Gruppe untätiger Minenarbeiter hinüber, um sie für die Bewachung der Straße zu rekrutieren. Erst jetzt bemerkte Rai, dass Kawrin zwei Dolche am Rücken unter seinen Gürtel geschoben hatte. Offensichtlich waren diese kurzen Klingen seine bevorzugten Waffen. Der Dieb fragte sich zwar, wie sein Mitstreiter damit gegen einen Widersacher mit Schwert ankommen wollte, da er jedoch nicht allzu viel von bewaffnetem Kampf verstand, wollte er seinem Gefährten diesbezüglich keine Vorschriften machen. Er ordnete dessen Vorliebe für zwergenhafte Bewaffnung als weitere Eigentümlichkeit ein, die möglicherweise mit Kawrins Vorgeschichte zusammenhing und somit ebenfalls einer Aufklärung bedurfte.
    Das Schwert, welches ihm der Fendländer überreicht hatte, brachte ihn jedoch auf den Gedanken, seinerseits noch einmal die eingesammelten Waffen der Gardisten durchzusehen, da er hoffte, dabei auf die schwarze Klinge zu stoßen, die ihm auf dem Sklavenschiff von dem Hundeführer Ferrag abgenommen worden war. Der widerwärtige Einarmige hatte das dunkle Schwert verkauft an den Kommandanten des Sklavenzuges, mit dem sie zur Mine gekommen waren. Dieser wiederum, soweit Rai es richtig mitbekommen hatte, war als Ablösung des alten Anführers beim Wachturm geblieben, folglich bestand die Möglichkeit, dass die Waffe unter den anderen erbeuteten Ausrüstungsgegenständen der Gardisten zu finden war. Doch er konnte den geheimnisvollen dunklen Glanz seines einzigen Beutestücks aus dem Palast von Tilet nirgends entdecken, und auch der Anführer mit seiner roten Schärpe schien weder unter den Gefangenen noch unter den Toten zu sein. Möglicherweise war er bereits wieder abgelöst worden und weilte nunmehr in der Garnison am Hafen von Andobras. Enttäuscht gab Rai die Suche auf.

 
DER WEG DER GÖTTER
     
    W enig später bezogen sie mit sieben bewaffneten Minenarbeitern ihren Posten an der Stelle, wo die Straße zum Hafen von der Senke in den Wald mündete. Der Mond glänzte immer noch am wolkenlosen Himmel und breitete seinen silbernen Mantel über die Wipfel der nahen Bäume. Auf der ganzen gerodeten Ebene herrschte nun reges Treiben. Das Feuer im Wachturm war mittlerweile eingedämmt, und die Arbeiter, welche nicht für die Bewachung der gefangenen Gardisten eingeteilt waren, hatten damit begonnen, das Vorratslager nach Brauchbarem zu durchsuchen. Der Transportkorb am Mineneingang beförderte mit jeder Fuhre weitere Insassen des Bergwerks an die Oberfläche, die das erste Mal seit langer Zeit wieder eine nur vom Horizont begrenzte Landschaft im milden Schein von Cits schlafendem Auge bewundern durften.
    Arton zog unterdessen mit einem großen Trupp teilweise bewaffneter und mit Fackeln ausgestatteter Arbeiter durch die Schmiedesiedlung, um die Handwerker dort aus ihren Wohn- und Arbeitsstätten zu holen und sicherheitshalber zusammen mit den Gardisten unter Bewachung zu stellen. Zwar war nicht zu erwarten, dass sich diese von den Gardisten bisher nicht gerade zuvorkommend behandelten Arbeitskräfte den Soldaten gegenüber als sonderlich loyal erweisen würden, dennoch wollte Arton zum jetzigen Zeitpunkt nicht riskieren, dass einer von ihnen die Garnison im Hafen über den Ausbruch der Minensklaven in Kenntnis setzte.
    Im Gegensatz zu all dieser Betriebsamkeit hatten Rai und Kawrin auf ihrem Posten nicht viel zu tun. Die Straße war recht schmal, weshalb eigentlich ein einziger Posten ausgereicht hätte, um sie zu bewachen. Dank des hellen Mondscheins war sowohl der Weg Richtung Hafen als auch die gerodete Fläche bis zur Schmiedesiedlung gut zu überblicken, und falls jemand versuchen sollte, die Wachposten durch den Wald zu umgehen, würde

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