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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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ausreichend Schutz vor einer Entdeckung vom Turm her. Vorsichtig spähte Rai um die hintere Ecke des Vorratslagers. An der Rückseite des Bauwerks brannte ebenfalls eine Fackel. Sonst regte sich dort nichts. Er wandte sich zu Kawrin um und nickte abermals. Beide nahmen eines ihrer Brandgeschosse in die Hand und entzündeten den ölgetränkten Stoffstreifen an der nahen Lichtquelle. Jetzt war Schnelligkeit gefragt.
    Gleichzeitig sprangen sie aus ihrer Deckung. Nebeneinander rannten sie an der Rückseite des Vorratslagers entlang, holten gleichzeitig aus und schleuderten ihre Geschosse in vollem Lauf gegen die Turmspitze. Der Effekt war beeindruckend. Zwei große Feuervorhänge fielen von der Turmmauer herab, sodass es aussah, als hätten die Steine selbst zu brennen begonnen. Erst auf den zweiten Blick wurde Rai bewusst, dass sie die Turmspitze verfehlt hatten. Entsetzt registrierte er, dass beide Geschosse gut zwei Schritt zu tief getroffen hatten und an der Außenmauer des Turms zerplatzt waren. Zwar schien nun die ganze Flanke des Gebäudes in Flammen zu stehen, jedoch würde das Feuer an dem massiven Mauerwerk keinen Schaden verursachen und verlöschen, sobald das Öl aufgezehrt war. Offensichtlich hatten sie das Gewicht ihrer Brandgeschosse und die Höhe der Turmplattform unterschätzt.
    Aber es blieb ihnen keine Zeit für einen zweiten Versuch. Von den Zinnen ertönten die Stimmen der alarmierten Posten. Gleichzeitig nahm Rai eine Bewegung hinter einer der Schießscharten wahr. Geistesgegenwärtig warf er sich gegen seinen größeren Gefährten, worauf beide ungelenk zur Seite stolperten. Ein Bolzen surrte aus der Schießscharte an ihnen vorbei in die Dunkelheit.
    Wie zwei Kaninchen rannten die Gefährten nun los, wobei sie hakenschlagend versuchten, den Geschossen vom Turm zu entgehen. Auch eine der schweren Armbrüste wurde auf die beiden Angreifer ausgerichtet. Als sie gerade wieder auf der Stirnseite des Vorratslagers in Deckung gehen wollten, traf ein Geschoss von den Turmzinnen das Eck des Gebäudes. Die Wucht des großen Bolzens war so gewaltig, dass einige Steinsplitter aus der Wand geschlagen wurden. Einer davon traf Rai direkt am Kopf, was ihn benommen zusammenbrechen ließ. Ein Blutfaden zog sich von der Stirn abwärts über seine Wange. Erschrocken zerrte ihn Kawrin in den Schutz der Steinwand des Lagerhauses.
    »Bist du schwer verletzt?«, fragte Kawrin außer Atem.
    Rai stöhnte. »Es geht schon«, antwortete er zu Kawrins Erleichterung. »Verdammter Turm! Er ist höher, als ich dachte.«
    »Unsere Brandgeschosse sind einfach zu schwer«, entgegnete sein blonder Begleiter. »Ich habe so weit geworfen, wie ich konnte, aber es hat nicht gereicht. Was machen wir denn jetzt?«
    Der kleine Dieb richtete sich schwerfällig auf und wischte sich das Blut von der Stirn. »Wir müssen näher ran«, sagte er entschlossen.
    »Das werden wir nicht überleben«, wandte Kawrin ein. »Du hast doch gesehen, was die gerade für eine Hasenjagd mit uns veranstaltet haben. Außerdem weiß ich nicht, ob ich bis zur Spitze werfen kann, selbst wenn ich direkt am Fuß des Turms stehe.«
    »Es muss aber gehen«, zischte Rai zornig. »Die anderen verlassen sich auf uns.« Er überlegte kurz. »Wir sollten auf das Dach des Vorratslagers klettern! Das ist auf der Vorderseite bestimmt zweieinhalb Schritt hoch. Von dort müssten wir bis zu den Zinnen werfen können.« Er blickte seinen Mitstreiter an. »Einer muss aber die Schützen ablenken, sonst wird das ein kurzer Dachspaziergang.«
    Sie schwiegen einige Augenblicke, denn beiden war bewusst, wie gefährlich dieses Ablenkungsmanöver sein würde. Ihre Blicke richteten sich unwillkürlich auf den Kampfplatz nur knapp hundert Schritt von dem Gebäude entfernt. Noch immer hatten es die Gardisten nicht fertig gebracht, eine geordnete Formation aufzustellen. Dennoch hielten sie stand. Zum Teil fochten sie in kleinen Gruppen Rücken an Rücken, umringt von einem Dutzend Minenarbeiter, die mit ihren Holzspeeren vergeblich versuchten, den gepanzerten Ring aufzubrechen. Arton befand sich im Zweikampf mit dem Anführer des Trupps, der offensichtlich mehr Gegenwehr leistete als die fünf Wachen am Transportkorb. Von der Turmspitze schwirrten unablässig die todbringenden Geschosse herab. Beinahe jeder Schuss fällte einen der zerlumpten Angreifer, die vor den immer noch brennenden Ölpfützen ein leichtes Ziel abgaben. Noch behielten die Arbeiter die Oberhand, doch das Blatt konnte sich

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