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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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bald wenden.
    Endlich kam Rai zu einem Entschluss. »Du bist größer und kräftiger«, sagte er zu seinem Gefährten, »deshalb wirst du aufs Dach steigen. Ich werde die Schützen ablenken.«
    »Nein«, widersprach Kawrin ernst. »Mit deinem verletzten Bein und der Wunde am Kopf bist du nicht einmal halb so schnell wie sonst. Ich werde das Kaninchen spielen.«
    Rai wollte widersprechen, aber er wusste, dass sein Begleiter recht hatte. »Dann vergiss bloß nicht, reichlich Haken zu schlagen«, erwiderte der Dieb mit einem halbherzigen Lächeln, »sonst ziehen sie dir das Fell über die Ohren.«
    »Und du servierst ihnen für mich einen Xelosbecher direkt auf die Turmspitze, ja?« Kawrin deponierte seine beiden Brandgeschosse vorsichtig neben der Hauswand auf dem Boden. »Die werde ich dann ja nicht mehr brauchen«, meinte er mit einem hoffnungsvollen Blick auf seinen Mitstreiter. »Und jetzt los!« Damit rannte er hinaus auf die offene Fläche hinter dem Turm.
    Rai nahm sich nicht die Zeit, seinem Freund hinterherzublicken. Er entzündete die zwei Feuerfrüchte an der nahen Fackel und machte dann zwei rasche Schritte bis zur niedrigeren Seite des schräg nach hinten abfallenden Bretterdachs. Auch wenn hier die Höhe des Gebäudes weniger als zwei Schritt maß, musste sich Rai dennoch gehörig strecken, um den Dachrand zu erreichen. Behutsam legte er die beiden spindelförmigen Geschosse längs auf die von der Witterung gebleichten Deckhölzer des Lagers, damit sie nicht wieder hinabrollen konnten. Ein wenig seitwärts davon umfasste er mit den Händen die Dachkante und zog sich in einer mühelosen, flüssigen Bewegung hinauf.
    Oben angekommen, war plötzlich jeder Gedanken an die tödlichen Bolzen aus dem Turm vergessen. Auch an Kawrin dachte er nicht mehr. Nur das eine Ziel stand ihm noch vor Augen: die Spitze des Turms und die verdammten Armbrüste dort in Flammen zu sehen. Geduckt hob er die beiden brennenden Früchte auf. Er musste jetzt so nah wie irgend möglich an die Turmmauer heran! Rai hastete über das flache Dach. Jeden Moment konnte das Öl in den Geschossen Feuer fangen. Aber wenn er noch einmal die Zinnen verfehlte und die Geschütze dort nicht zerstören konnte, wäre der Kampf vermutlich verloren. Deshalb durfte er nicht zu kurz werfen. Fünf Schritt vor der Turmmauer blieb er stehen. Diese Entfernung war optimal. Eine bessere Wurfposition gab es nicht.
    Auf der Turmspitze schwenkten plötzlich zwei der großen Armbrüste in seine Richtung. Offensichtlich hatte er die Aufmerksamkeit der Turmbesatzung erregt. Allerdings waren die auf massiven Dreibeinen ruhenden Geschütze nicht so beweglich wie tragbare Armbrüste. Zwar konnten sie mittels eines Gelenks mühelos waagerecht ausgerichtet werden, aber der steile Winkel, in dem sie nach unten gekippt werden mussten, um den kleinen Tileter auf dem Vorratslager zu treffen, sorgte für gewisse Schwierigkeiten. Dies gab Rai die Zeit, die er benötigte. Er legte seine ganze Kraft in den Wurf. Das feurige Geschoss flog steil aufwärts in Richtung Turmzinnen. Aber er hatte zu direkt geworfen. Die Frucht landete nicht wie beabsichtigt in einem Bogen auf der Turmplattform, sondern blieb an einer der Zinnen hängen. Sie zerplatzte. Ein Feuersturm brach daraus hervor wie der flammende Atem eines Drachen. Beißender Qualm stieg auf, der den Schützen die Sicht nahm. Ein Bolzen surrte heran, doch er flog einen guten Schritt über Rais Kopf hinweg und durchschlug das Dach des Vorratslagers.
    Der Dieb machte zwei Schritte rückwärts, um nicht von den herabregnenden Feuertropfen getroffen zu werden. Er konnte nicht erkennen, ob er wenigstens die beiden Armbrüste, die in seine Richtung zeigten, in Brand gesteckt hatte. Aber er durfte kein Risiko eingehen. Wenn die Geschütze nicht vernichtet wurden, bestand so gut wie keine Hoffnung, diese Schlacht noch zu gewinnen. Das zweite Brandgeschoss musste nun genau treffen! Abermals holte er aus. Diesmal visierte er jedoch einen Punkt zwei Schritt oberhalb der Zinnen an. Seine Muskeln spannten sich, sein Arm schnellte nach vorn. Die Frucht verließ mit ihrem gefährlichen Inhalt seine Hand. Im gleichen Moment glaubte er, dem Wurfgeschoss zu wenig Schwung mitgegeben zu haben. Verzweifelt wünschte er es sich wieder zurück, um es noch einmal versuchen zu können, aber es war seinem Zugriff unwiederbringlich entzogen. Dann verschwand die Frucht im Rauch, der immer noch über den Zinnen stand. Gleich darauf folgte eine jähe

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