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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnern konnte.
    Als er die Augen aufschlug, hatten dichte, milchige Nebelschwaden die Dunkelheit der vergangenen Nacht ersetzt. Die Sicht war in dieser grauen Suppe nicht viel besser, doch wenigstens konnte er das Boot jetzt ganz überblicken. Barat lag seltsam verkrümmt im Heck und schnarchte ein wenig.
    Bumm, bumm! Rai fuhr herum. Träumte er noch? So hatten doch die Schritte des Wesens aus seinem Traum geklungen. Bumm, bumm, bumm! Rai spritzte sich vorsichtshalber ein wenig Wasser ins Gesicht, um auch sicherzugehen, dass er nicht träumte. Nein, da waren ganz deutlich diese Schritte zu hören. Er versuchte, ausfindig zu machen, aus welcher Richtung das Geräusch kam. In diesem Nebel erwies sich das jedoch als unerwartet schwierig.
    Bumm, bumm. Das waren doch keine Schritte. Es klang eher wie … Schläge, dumpfe Schläge. Natürlich, Trommeln! Ein feuchtkalter Nebelfinger schien sich Rais Rücken hochzutasten. Sie waren hinter ihnen her. Ein ganzes Schiff, oder sogar mehrere, voll mit Soldaten des Königs. Er sprang so schnell nach hinten zu Barat, dass das Boot heftig ins Schaukeln geriet.
    »Barat!« Rais Stimme überschlug sich, sodass sein Freund erschrocken hochfuhr.
    »Was ist, was …«, stammelte Barat verschlafen.
    Rai, entsetzt über seine eigene laute Stimme, deutete in den Nebel um sie herum und flüsterte: »Horch!«
    Bum, bum, bum.
    Unter anderen Umständen hätte Rai grinsen müssen, denn Barats Gesicht glich plötzlich farblich sehr dem umgebenden Nebel.
    »Das sind Takttrommeln für die Ruderer eines Schiffes!«, sagte Barat tonlos. Er lauschte angestrengt. »Mindestens zwei!«
    »Was, Trommeln oder Schiffe?« fragte Rai nervös.
    »Blöde Frage!«, zischte Barat ärgerlich. »Die haben immer nur eine Trommel auf jedem Schiff. Oder glaubst du, die Ruderer dürfen sich aussuchen, nach welcher Trommel sie rudern?« Barat horchte erneut in das Grau um sie herum.
    »Eins ist merkwürdig. Es scheint von dort zu kommen!« Er wies über den Bug des Bootes. »Die Küste ist östlich von uns, Tilet liegt im Süden, also sind unsere Verfolger in der Nacht an uns vorbeigefahren!« Barat schnalzte mit der Zunge. »Das heißt, wenn wir es geschickt anstellen, können wir hinter den Schiffen zur Küste rudern und entkommen.«
    »Vorausgesetzt, du weißt, auf welcher Seite die Küste liegt!«, wandte Rai besorgt ein. »Wer sagt dir denn, dass wir uns in der Nacht nicht gedreht haben?«
    »Ich sage das! Und jetzt halt den Mund und rudere. Und keinen Laut mehr!« Barat reichte Rai eines der Ruder, wodurch er jegliche weitere Diskussion zu unterbinden hoffte.
    Rai schwieg beleidigt, doch zu seiner Erleichterung tauchte schon nach kurzem Rudern etwa eine Schiffslänge vor ihnen das steinige Ufer aus den grauen Schwaden auf. Der Rumpf des Bootes schabte über ein paar Felsen, worauf Rai in das seichte Wasser sprang, um den alten Kahn an Land zu ziehen. Barat kletterte mit den wenigen Habseligkeiten, die die beiden Diebe dabeihatten, hinterher. Das Schwert jedoch hatte Rai nicht aus der Hand geben wollen. Die beiden verbargen das Fischerboot hinter einem herabgestürzten Steinquader und begannen schweigend den Aufstieg. Die hohen Klippen, die den Quasul-Jak entlang seiner Ostküste auf einer weiten Strecke begrenzten, waren der Grund, warum erst einige Hundert Meilen nördlich von Tilet die nächste größere Hafenstadt zu finden war. Da Barat jede größere Ansiedlung möglichst meiden wollte, bot die Strecke entlang der Küste nach Norden die besten Voraussetzungen, um nicht entdeckt zu werden.
    Der Nebel umfloss sie mit unangenehmer Kälte, was ihre Stimmung noch weiter drückte. Zudem wurde der Aufstieg stetig schwieriger. Moose und Flechten überzogen in dichten Teppichen die Felsen, was den Stein so schmierig machte, als hätte man ihn mit Kernseife eingerieben. Beide waren froh, nach der endlos scheinenden Kletterpartie schließlich den oberen Rand der Klippen zu erreichen. Beinahe unbemerkt hatten sie auch den Nebel hinter sich gelassen, was sie nun in den Genuss einiger wärmender Strahlen der noch tief stehenden Sonne brachte.
    Wenige Schritte von den Klippen entfernt verlief die gut befestigte Küstenstraße, der Barat nach Norden folgen wollte, bis sie in einem der zahlreichen kleinen Fischerdörfer einen Unterschlupf finden konnten. Sie wanderten einige Zeit wortlos nebeneinanderher, beide tief in Gedanken.
    »Glaubst du wirklich, die Schiffe waren hinter uns her?

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