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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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der Gardist so schnell zu Boden ging, das war nicht ich, sondern das Schwert!«
    Barat antwortete nur mit einem verächtlichen Schnauben.
    »Ich schwöre es dir, Barat! Es ist irgendwie seltsam, aber als ich damit kämpfte, schien es, als wäre ich nicht mehr ich, als würde ich neben mir stehen und zusehen, wie mein Körper und das Schwert zu einem eigenen Lebewesen verschmelzen. Mir gelang es gerade noch einzugreifen, bevor der Gardist tot war.«
    Wiederum ließ Barat ein Schnauben hören, diesmal allerdings weniger verächtlich als erstaunt. »Ist denn wenigstens dieses Schwert wertvoll?«, fragte Barat nun doch interessiert. »Sind ein paar Edelsteine eingelassen, oder einige Goldverzierungen?«
    »Nein, das ist ja das Sonderbare. Es ist ganz aus diesem merkwürdigen schwarzen Metall geschmiedet, ohne den kleinsten Schnörkel oder irgendeine Verzierung, und doch lag es direkt neben der prachtvollen Krone auf einem ganz ähnlichen Sockel. Das muss eine Bedeutung haben!«
    »Richtig, es hat die Bedeutung, dass wir dank dir betteln gehen müssen, weil ein schmuckloses schwarzes Schwert niemand haben will.« Barat spuckte ärgerlich ins Wasser und brummte einige Verwünschungen vor sich hin. Eigentlich war er froh, dass Rai unversehrt aus dem Palast zurückgekehrt war. Trotzdem ärgerte ihn das Scheitern seines vermeintlich perfekten Planes maßlos, besonders wegen solch einer absolut unerklärlichen Begebenheit.
    Außerdem hatte ihn das Auftauchen des schwarz gekleideten Kerls weitaus mehr beunruhigt, als er Rai wissen lassen wollte. Damals, vor zwanzig Jahren, war Barat als Soldat in der Schlacht um Arch Themur dabei gewesen. Er hatte die dunklen Mauern gesehen, die höher gewesen waren als der höchste Turm Tilets. Er hatte vor den gewaltigen Toren gestanden, vor denen ganze Hundertschaften in wenigen Augenblicken den Tod fanden. Und er hatte gegen die schrecklichen Wesen gekämpft, die die Mauern der Festung bevölkerten, wie die Fliegen ein totes Tier. Sie wurden Zarg genannt: kleine, unglaublich schnelle Geschöpfe, deren Gesicht stets von einer schwarzen Kutte beschattet war. Niemals gelang es, einen von ihnen gefangen zu nehmen, und unter den Soldaten behauptete man, kein Zarg starb, ohne wenigstens zehn seiner Gegner mit sich ins Verderben zu reißen. Und dieser schwarze Kerl, der Rai im Palast in die Quere gekommen war, erinnerte Barat sehr an die Zarg von Arch Themur. Er konnte sich nur nicht erklären, was um alles in der Welt die Schrecken von Arch Themur im Palast von Tilet zu suchen hatten. Deshalb verdrängte er mit aller Macht diese Erinnerungen und ließ seinen Ärger und seine Furcht an Rai aus.
    Der Wind hatte inzwischen wieder jegliche Kraft verloren, sodass das Segel schlaff nach unten hing. Barat machte sich daran, das schmutzige Stück Leinen einzuholen.
    »Wenigstens müssen wir uns keine Sorgen machen, dass wir verfolgt werden. Das blöde Schwert wird sicherlich keiner vermissen«, meinte er etwas freundlicher zu Rai.
    Doch Rai schmollte und gab keine Antwort. Barat warf einen missbilligenden Blick zum Bug auf das zusammengekauerte Bündel, das er in der Dunkelheit als Rai zu erkennen glaubte, um dann angestrengt Richtung Land zu spähen. In Anbetracht der andauernden Flaute hielt er es für das Klügste, die Nacht auf festem Boden zu verbringen. Er war schon dabei, die Ruder unter der Sitzbank herauszukramen, als er plötzlich glaubte, einen winzigen Lichtpunkt am Ufer entdeckt zu haben. Doch als er seinen Kopf in Richtung der vermeintlichen Lichtquelle wandte, war nichts mehr zu sehen außer der dunklen Küstenlinie vor dem nächtlichen Himmel.
    »Was ist?«, fragte Rai, dem die ruckartige Kopfbewegung seines Gefährten nicht entgangen war.
    »Ach nichts!«, antwortete Barat geistesabwesend. »Ich denke, es ist besser, auf dem Schiff zu schlafen heute Nacht. Vielleicht haben wir morgen mehr Wind.«

    Rai schlief schlecht in dieser Nacht. Er träumte von einem dreiköpfigen, Feuer speienden schwarzen Wesen, das ihn mit einem dunklen Schwert verfolgte. Auch als er aus dem Palast entkam, blieb es ihm auf seiner Flucht durch die Kanalisation auf den Fersen. Er fühlte den heißen Atem der Kreatur im Genick und hörte dessen Schritte: bum, bum. Immer wieder ein durchdringendes bum, bum.
    Irgendwann in der Nacht schloss sich seine Hand um das schwarze Schwert an seiner Seite, der einzige Lohn für das bisher größte Wagnis seines Lebens. Er begann nun, von anderen Dingen zu träumen, an die er

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