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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Stadt ostwärts erstreckte sich ein langer Meeresarm, der den Quasul-Jak mit dem offenen Meer verband. Diese Ost-West-Passage wurde Quasul-Hor genannt und war in ihrer gesamten Ausdehnung von Tuet bis zum Ostmeer beinahe ebenso lang wie der Quasul-Jak von Norden nach Süden. Die Tileter Landzunge bildete zugleich die engste Stelle dieser Passage und den Übergang des Quasul-Jak in den Quasul-Hor. Angesichts der selbst aus der nächtlichen Entfernung sichtbaren Pracht der Stadt wurde verständlich, wie sie zu der schwärmerischen Bezeichnung »Perle des Südens« gekommen war. Ihr Reichtum galt im ganzen Land als unübertroffen, die Macht und Majestät, die diese Metropole ausstrahlte, suchte im ganzen Südreich ihresgleichen. Jede Adelsfamilie von Citheon, die das Ansehen ihres Namens aufrechterhalten wollte, sah sich sozusagen gezwungen, eine Residenz in Tilet zu unterhalten. So schmückten reich verzierte Fassaden nicht nur die Palastgebäude, sondern in der ganzen Stadt befanden sich solche Bauwerke, und nur wenige Besucher konnten sich dem Zauber dieses Prunkes entziehen.
    Erst nach dem Krieg war die Macht der Stadt etwas eingeschränkt worden, da mit dem Tod des Königs Noran Karwander und dem Thronverzicht seines legitimen Erben Ecorim Erenor der Inselherr Jorig Techel sich zum königlichen Statthalter aufgeschwungen hatte. Bei Jorig Techel handelte es sich um den auf Lebenszeit gewählten König des zahlreiche kleinere und größere Inseln umfassenden Reichs Jovena, das am Eingang des Quasul-Hor vor der Ostküste lag. In den Auseinandersetzungen zwischen Nord und Süd war es lange neutral geblieben und hatte sich erst zu einem Eingreifen in den Krieg bewegen lassen, als dieser für den Süden schon verloren schien. Ecorim war damals selbst vor den Inselherrn Jorig Techel getreten, um ihm sein Reich für die Hilfe der Inselherren anzubieten. Viele Lieder besangen noch immer ausführlich den inneren Konflikt des großen Helden, als er sein Reich und seine Würde hingab, um den schrecklichen Feind, den Herrscher von Skardoskoin, zu besiegen. Die Demütigung Ecorims wurde dem neuen Herrscher Jorig Techel vom Volk sehr verübelt. So hatte dieser in den zwanzig Jahren seiner Herrschaft stets gegen die Widerstände in der Bevölkerung zu kämpfen und vor allem gegen zum Teil immer noch sehr mächtige, altcitheonische Adelsfamilien. Dass noch kein offener Aufruhr ausgebrochen war, verdankte er allein dem Weitblick seines Beraters Abak. Dieser hatte Citheon zum einen durch das unerbittliche steuerliche Auspressen des Nordens, zum anderen durch das Knüpfen von neuen Handelsbeziehungen nach Etecrar und zu den anderen südlichen Fürsten und Nomadenstämmen an den Westufern des Quasul-Jak zu einem noch nie gekannten Wohlstand gebracht.
    König Jorig drohte zusätzlich zu den anderen Schwierigkeiten, den Rückhalt in seinem eigenen Land zu verlieren, weil seine ständige Abwesenheit Streitigkeiten der Inselherren um den Führungsanspruch in Jovena hervorrief. Daher reagierte er nun besonders empfindlich auf eine erneute Gefährdung seiner Position durch die Diebe und ihre unglücklich gewählte Beute.
    Von all diesen Verstrickungen wussten die beiden Gefährten, die schweigend in ihrem kleinen Kahn über den finsteren Quasul-Jak glitten, ebenso wenig wie von dem Ausmaß des Unheils, das sich über ihnen zusammenzog.

    Endlich brach Barat das Schweigen: »Nur gut, dass unserem Meisterdieb kein Haar gekrümmt wurde!«, bemerkte er spitz.
    »Wäre es dir lieber gewesen, ich läge jetzt aufgeschlitzt auf einem Haufen Goldmünzen herum?«, kam eine beleidigte Stimme vom Bug her.
    »Immerhin wäre es ein prunkvolles Totenlager gewesen, oder? Könntest du mir jetzt vielleicht erklären, wie mein schöner Plan derart misslingen konnte?«
    »Ich hab schon erzählt, was passiert ist!«
    »Dass ein schwarzer Kerl, der kleiner war als du, die Tür aus den Angeln gesprengt hat. Wohlgemerkt eine Tür, die einer ganzen Armee standhalten könnte! Und dann hat er dich so bedrängt, dass du fliehen musstest, ohne auch nur eine Goldmünze mitnehmen zu können, allerdings nicht, bevor du mit einem Schwert auch noch einen Palastwächter niedergeschlagen hast.« Er pfiff spöttisch durch die Zähne. »Rai, du hast deinen Beruf verfehlt, du hättest nicht Dieb, sondern Geschichtenerzähler werden sollen.«
    »Wenn ich dir doch sage, dass jedes Wort wahr ist!« In Rais Stimme schwang Verzweiflung mit. »Es muss dieses Schwert gewesen sein. Dass

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