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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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fünfzehn Jahren seine Ausbildung abgeschlossen hatte und zu einem Meister des Schwertes aufgestiegen war, erhielt er selbst die Verantwortung für eine Gruppe neuer Schwertschüler. Endlich schien zu gelingen, was ihm bisher weitgehend verwehrt geblieben war. Er erwarb die Anerkennung seiner Schüler einfach aufgrund seiner überragenden Fertigkeiten mit dem Schwert. Es war nicht länger erforderlich, auf seine gefährliche Gabe zurückzugreifen, um sich Respekt zu verschaffen. Und solange er seine Gefühle unter Kontrolle hielt, konnte diese unwägbare geistige Kraft auch nicht versehentlich Schaden anrichten.

    Dies war ihm gelungen bis zum heutigen Tag. Aber nun hatte er erneut versagt. Nicht nur, dass er sowohl bei seinem Ziehvater als auch bei Tarana die Beherrschung verloren hatte, sondern ausgerechnet gegenüber Maralon hatte sich das erste Mal seit dem Kampf mit Nadan Quenja seine Gabe wieder unbeabsichtigt offenbart. Natürlich trug Tarana die Hauptschuld daran, denn Artons Gefühle für sie hatten alles erst so vollkommen außer Kontrolle geraten lassen. Doch wie konnte er ihr einen Vorwurf machen? Schließlich hatte sie ihm gerade ihre Liebe gestanden!
    Arton erhob sich von seinem Platz an der Mauer und klopfte das Gras von seiner Hose. Wenn er so darüber nachdachte, blieb in jedem Fall eine Sache bemerkenswert: Wenngleich er auch Taranas Gunst mit seinen harschen Worten gleich wieder verspielt hatte, so waren ihre Worte doch eindeutig gewesen. Und allein aus ihrem Mund zu hören, dass sie zumindest für kurze Zeit Interesse an ihm gefunden hatte, war schon weit jenseits all seiner Erwartungen.
    Während er immer noch mit den zahlreichen widerstreitenden Empfindungen in seinem Inneren rang, kehrte er zum Haus zurück, um sich für das abendliche Fest angemessen zu kleiden.

 
DAS LÄCHELN DER GÖTTIN
     
    I nzwischen hatte sich die Sonne dem Horizont schon beträchtlich genähert, und ihre goldenen Strahlen verliehen der Stadt einen sanften Glanz. Keine Wolke stand am Himmel, und die Luft war angenehm lau, eben ein echter Frühlingsabend, wie geschaffen für das größte Fest des Jahres zu Ehren Bajulas. Jeder hatte sich sein bestes Gewand angelegt, die Gardisten schimmerten in ihren silbernen Rüstungen, Edelmänner beeindruckten durch schneeweiße Hemden mit hohen Stehkragen, und hier und dort ragte auch ein meisterlich aufgetürmtes Frisurgebilde auf dem Kopf einer vornehmen Dame aus der Menge der Stadtbewohner. Die Gardisten am Marktplatz konnten die Menschen kaum noch zurückhalten. Bauern in einfachen Wollkitteln, Seite an Seite mit Edelleuten, die Wachs in den Haaren, Samtmäntel über den Schultern und juwelenbesetzte Ringe an den Fingern trugen, forderten die Wachposten lauthals auf, endlich den Weg zum Marktplatz und den Köstlichkeiten dort freizugeben. Den Gardisten wurde ihre Aufgabe, die Menschen von den lockenden Genüssen fernzuhalten, schon durch das vernehmliche Knurren im eigenen Magen nicht gerade leicht gemacht. Deshalb neigten einige weit eher dazu, sich den Forderungen der Menschen anzuschließen, als sich ihnen zu widersetzen. Doch die Furcht vor den Folgen einer Befehlsverweigerung wog letztlich schwerer als das Protestgeräusch ihres vernachlässigten Magens, weshalb sie sich in geübter Ruhe weiterhin dem Gedränge in den Weg stellten. Zu ihrem Glück versank die Sonne stetig weiter in Kaloquerons Reich, und mit dem Ende des Tages rückte der von allen so sehnlich erwartete Beginn des Festes stetig näher.
    Unbeeindruckt von diesem Treiben weit unter ihr, segelte eine kleine weißbraune Taube über den Dächern der Stadt. Mit dem letzten Licht der untergehenden Sonne versuchte sie, den Ort wieder zu finden, der ihr einmal so vertraut gewesen war. Sie hatte schon eine weite Reise hinter sich und war völlig erschöpft. Endlich erkannte sie in dem rotbraunen Ziegelmeer eines der vielen Dächer wieder. Es hatte sich zwar verändert, war nicht mehr so dunkel und moosig wie früher, aber die Größe und Form ließen sie doch vermuten, dass es sich um das gesuchte Haus handelte. Es lag in einem von einer hohen Mauer umgebenen Park, wo es immer viel Futter gegeben hatte. Freudig schraubte sich die Taube in großen Kreisen nach unten, um auf dem Dach des stattlichen Gebäudes zu landen. Zufrieden stellte sie fest, dass sie sich nicht getäuscht hatte: Hier war vor langer Zeit ihr Zuhause gewesen. Sie umkreiste noch einmal übermütig das Gebäude, bis sie schließlich in einem

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