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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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wusste selbst nicht, was mit ihm los war. Die Gefühle brachen alle auf einmal aus ihm heraus, und es gab nichts, was er dagegen tun konnte. Er stand da, fühlte sich vollkommen hilflos, wusste nicht, ob er davonlaufen oder sich entschuldigen, Tarana in die Arme schließen oder sie zurechtweisen sollte.
    Schließlich nahm sie ihm die Entscheidung ab. »Verflucht sei deine Kälte!«, schrie sie ihm ins Gesicht. »Ich liebe dich, deshalb bin ich dir nachgegangen! Aus welchem Grund glaubst du immer, dass dir alle Menschen etwas Böses wollen? Ich LIEBE dich, ist das wirklich so schwer zu verstehen? Aber wahrscheinlich hast du gar kein Herz aus Fleisch und Blut! Du kannst gar keine Liebe empfinden!« Mit diesen Worten lief sie davon.
    Arton blieb allein. Ein seltsames, taubes Gefühl machte sich in seinem Inneren breit, so als würde ein schleichendes Gift alles Lebendige in ihm langsam auslöschen. Wahrscheinlich hatte Tarana recht gehabt, er konnte tatsächlich keine Liebe empfinden. Wie anders war es zu erklären, dass er es fertig brachte, an nur einem Tag die beiden einzigen Menschen, die ihm auf dieser Welt etwas bedeuteten, gegen sich aufzubringen? Nun hatte er auch das letzte bisschen Zuneigung verspielt, das man ihm noch entgegengebracht hatte. Jetzt war seine Einsamkeit vollkommen.
    Er sank in das weiche Gras, den Rücken an die Mauer der Kriegerschule gelehnt. Ungebeten stiegen längst vergessen geglaubte Erinnerungen wieder in ihm auf. Dieses Gefühl des Alleinseins hatte ihn schon in seiner frühen Kindheit regelmäßig heimgesucht, vielleicht ausgelöst durch den frühen Tod seiner Mutter. Sein Bruder Arden war in solchen Fällen keine Stütze, denn er ging schon immer vollkommen unbeschwert durchs Leben und hatte demnach für die Ängste seines Bruders allenfalls Spott übrig. Zum einzigen Halt in Artons Kindheit wurde sein Ziehvater Maralon, der ihm gegenüber jedoch meistens sehr streng und distanziert war. Aus diesem Grund suchte Arton immer häufiger die Übungsräume der Kriegerschule auf, um dem nagenden Gefühl des Verlassenseins zu entrinnen. Dort konnte er im wahrsten Sinne des Wortes um Anerkennung kämpfen. Der Umgang mit dem Schwert erwies sich als geeignetes Mittel, um die Leere in seinem Leben auszufüllen. Selbst wenn er nur ein hölzernes Übungsschwert in der Hand hielt, fand er rasch zu einer Ausgeglichenheit, die ihm sonst schmerzlich fehlte. Nur im Schwertkampf fühlte er sich stark. Er hatte etwas gefunden, womit er die Bewunderung aller auf sich ziehen konnte, weil es schlichtweg niemanden seines Alters gab, der besser gewesen wäre. Der Schwertkampf hielt ihn aufrecht, er schien ihm als ein sicherer Pfad zur Zuneigung seines Ziehvaters.
    Wegen seines großen Talents ließ ihn Maralon schon mit zehn Jahren an den Übungen der Sechzehnjährigen teilnehmen. Arton übte wie besessen, stets nur bestrebt, alle anderen zu übertreffen. Dieser Ehrgeiz brachte ihm zwar keine Freunde unter den älteren Schülern ein, aber zumindest respektierten seine Mitstreiter ihn. In den folgenden Jahren wurde so das Schwert sein einziger Gefährte und Maralons Achtung sein ausschließliches Ziel.
    Indes gab es unter den älteren Schülern einen äußerst begabten Kämpfer, der sich einen Spaß daraus machte, den »Wunderknaben« zu reizen. Dieser Adept namens Nadan Quenja nutzte seine überlegene Körpergröße und Kraft aus, um Arton bei jeder Gelegenheit zu demütigen. Er riss ihm bei Zweikämpfen die Beine weg, sodass Arton der Länge nach hinschlug, brachte ihn durch unauffällige Stöße bei den gemeinschaftlichen Gleichgewichtsübungen ins Straucheln oder traf ihn absichtlich mit dem Holzschwert am Kopf. Zudem sorgte er durch seinen beißenden Spott stets dafür, dass auch niemandem ein einziges Missgeschick des kleinen Schwertkünstlers entging, und entsprechendes hämisches Gelächter seitens der anderen Schüler folgte. Selbst Arden, der mittlerweile ebenfalls an den Schwertübungen der Älteren teilnehmen durfte, beteiligte sich hemmungslos an dieser allgemeinen Schadenfreude, was den Keil zwischen den Brüdern nur noch tiefer trieb.
    Auf Arton wirkte dieses Verhalten, als würde man ein Loch in das Boot schlagen, das ihn über Wasser hielt. Dennoch sah er in der gezielten Auseinandersetzung mit dem älteren Nadan die einzige Möglichkeit, um bei seinem Ziehvater nicht an Ansehen zu verlieren. Er musste mit einem klaren Sieg ein unübersehbares Zeichen setzen, dass es niemand ungestraft wagen

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