Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
an.
Dieser lachte. »Ja, ich weiß«, spottete er. »Das waren für dich ohnehin schon genug Worte für heute!«
»Genau«, fiel Eringar ein. »Die Marmorbüsten in der Halle sind richtig geschwätzig gegen unseren Mig. Aber man muss sich ja auch nicht mit jedem Dahergelaufenen unterhalten, oder, Megas?«
Auf dem Gesicht des schweigsamen Schwertadepten war keine Regung zu erkennen. Er blickte nur stumm auf Arden und Eringar, während diese langsam an ihren Neckereien die Lust verloren. Tarana fragte sich manchmal, was in dem Kopf dieses seltsamen Megas vorging. Er sagte immer nur das Notwendigste, brauchte scheinbar keine Freunde und war nur verbissen damit beschäftigt, seine Kampftechnik zu verbessern. Was mochte wohl seine Geschichte sein? Wo kam er her, warum wollte er unbedingt ein Schwertkämpfer werden?
Als Tarana so über Megas nachdachte, erschien plötzlich Arton in der Tür zum Speisesaal. Die Istanoit hatte den Krieger noch nie so verstört gesehen. Sein Gesicht war nicht mehr die eisige Maske, die alle Gefühle verbarg, sondern es standen deutliche Zeichen von Kummer und Verzweiflung darin geschrieben. Arton verharrte einige Augenblicke unschlüssig in der Tür, bevor er sich umdrehte und den Raum wieder verließ.
»Ich komme gleich wieder!«, murmelte Tarana und erhob sich vom Tisch, um Arton zu folgen. Nicht einmal gestern nach dem Kampf hatte ihr Meister so aufgewühlt gewirkt.
Tarana musste nicht: lange suchen. Der junge Krieger war in den Park gegangen, wo er nahe der Mauer im Schatten der Bäume hin und her lief. Als Tarana näher kam, hörte sie Arton ständig etwas murmeln. Sie verstand es zunächst nicht und ging vorsichtig noch etwas weiter. Arton schien nichts zu bemerken.
»Wie konnte ich das nur tun?« Seine Stimme klang rau. »Wie konnte ich mich so gehen lassen? Ich wollte ihn doch nicht verletzen. Bestimmt nicht. Aber wie kann er mir nur die Wahrheit vorenthalten, wer gibt ihm das Recht dazu? Bei allen Göttern, warum muss ausgerechnet ich ein Bastard sein? Warum durfte ich nie meine Eltern kennen lernen? Warum darf ich nicht wissen, wer mein Vater ist?« Arton war stehen geblieben und legte die Hände vors Gesicht.
Tarana wusste nicht, was sie tun sollte. Sie hatte es nie für möglich gehalten, dass der stählerne Kämpfer, als den sie Arton kannte, eine solch weiche Seite in seinem Inneren verbarg. Dieser neu entdeckte Wesenzug bestärkte noch ihre Zuneigung zu diesem ungewöhnlichen Mann, sodass ihr Herz fast überquoll vor Liebe und Mitgefühl. Kurzentschlossen ging sie zu Arton hinüber und legte ihm die Hand auf die Schulter. Dieser zuckte zusammen, als hätte ihn ein brennender Pfeil getroffen. Er wich ein paar Schritte zurück.
»Tarana!« Er stockte. »Was machst du hier?«
»Verzeiht Arton, aber ich sah Euch hier ganz zufällig und … und Ihr … und du hast mir Leid getan!« Tarana blickte ihm in ihrer offenen Herzlichkeit ins Gesicht, sodass die barschen Worte, die Arton ihr entgegenschleudern wollte, in seiner Kehle erstarben. Stattdessen kam nur eine Art Stöhnen aus seinem Mund, und er wandte sich ab.
»Arton, was ist mit dir? Willst du mir nicht sagen, was passiert ist? Wir alle müssen manchmal über das sprechen, was uns bewegt!«
»Verd …, du weißt doch überhaupt nichts!«, zischte Arton, obwohl es eher verzweifelt als böse klang.
Tarana ließ sich nicht entmutigen: »Stoß mich doch nicht immer weg. Natürlich weiß ich nicht, was los ist, aber wenn du es mir erzählst, kann ich die Last mit dir teilen.«
»Tarana, bitte! Hör auf so … so nett zu sein, so verwirrend freundlich!« Arton drehte ihr den Rücken zu. »Sag mir doch einfach, was du damit bezweckst! Was willst du von mir?«
Die Istanoit blickte ihn in stummer Trauer an, schließlich sagte sie mit brüchiger Stimme: »Warum denkst du eigentlich, dass alle Menschen etwas dafür haben wollen, wenn sie dir etwas geben. Ich wollte nur wissen, was mit dir los ist. Du hast mir Leid getan, weiter nichts.«
»Dein Mitleid kannst du dir sparen!« Arton fuhr zornig herum. »Ich sage dir noch mal, hör auf, mir mit deiner seltsamen Anteilnahme die Sinne zu verwirren. Was treibst du eigentlich für ein grausames Spiel? Du machst mich vor den anderen zum Gespött, du raubst mir den Verstand, du suchst mich in meinen Träumen heim. Du bist mir doch jetzt nur nachgelaufen, um mich wieder vor den anderen bloßzustellen, oder?« Arton bemerkte erst jetzt, dass eine Träne Taranas Wange hinablief. Er
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