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Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm

Titel: Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Rothballer
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Doch kurze Zeit später ging plötzlich ein Ruck durch die Menge, und auf einmal begannen alle nach vorne zu drücken. Die Gardisten hatten den Weg freigegeben, das Fest konnte beginnen.
    In der Mitte des Platzes war ein mehr als fünf Schritt hoher Scheiterhaufen errichtet worden, der eben in Brand gesetzt wurde. Dahinter standen die Tierkäfige, in denen Rehe, Hirsche, Hasen, zwei kleine Schwarzbären und eine Vielzahl von Wildvögeln darauf warteten, in die Freiheit entlassen zu werden. Hinter den Käfigen türmten sich die Speisen auf einer riesigen Tafel, die allerdings noch von Gardisten umringt war, um sie vor einer verfrühten Plünderung zu schützen. Zunächst musste eine Priesterin das Fest segnen und durch die Freilassung der Tiere Bajulas Wohlwollen gewonnen werden. Ungeduldig warteten die Menschen ab, bis der monotone Singsang der Segensworte durch die altehrwürdige Mutter Bajulaswinta, Hohepriesterin der Göttin, endete. Daraufhin wurde von den Seewaithern eine Gasse gebildet, damit die Tiere ihren Weg über den Marktplatz zu der Straße fanden, die am schnellsten aus der Stadt führte. Mit Sicherheit würden sich aber auch in diesem Jahr wieder einige der unglücklichen Vierbeiner in der Stadt verirren und sich schließlich doch noch in irgendeinem Kochtopf wieder finden.
    Feierlich öffnete die Hohepriesterin die Käfige mit den rituellen Worten: »Möget ihr heimkehren in den Schoß der Göttin, auf dass ihre Fruchtbarkeit nie versiege!«
    Als Erstes erhoben sich die Vögel wie ein flatterndes Tuch in die Luft, sogleich drängten aber auch die übrigen Tiere verstört aus ihren Gefängnissen. Die meisten nutzten ihre einzige Fluchtmöglichkeit durch die Menschengasse und trabten ihrer unverhofft wiedererlangten Freiheit entgegen. Einige verharrten erst noch misstrauisch in oder bei den Käfigen, entschlossen sich schließlich aber doch, ihren Gefährten zu folgen. Nur ein kleines weißes Kaninchen versuchte in seiner Panik, durch die Füße der Umstehenden zu entwischen, was für einige Aufregung in der Menge sorgte. Letztendlich fand auch dieses verängstigte Tier den richtigen Weg, und so konnte das Festessen schließlich beginnen. Die Gardisten zogen sich allerdings nicht völlig zurück, sondern sorgten dafür, dass es an der Tafel einigermaßen gesittet zuging. Trotzdem reichten die Vorräte in diesem Jahr nur aus, um etwas mehr als die Hälfte der gekommenen Menschen satt zu machen. Die anderen gingen leer aus, sodass sie sich den Bauch mit Wein füllen mussten oder in die nahen Gasthäuser und Schenken abwanderten. Doch die meisten blieben um das große Feuer versammelt, aßen und tranken, lachten und scherzten, tanzten und sangen. Es war ein glückliches Fest für eine großmütige Göttin.

    Inzwischen hatte sich die Dunkelheit vollends herabgesenkt. Der runde Mond stand hoch und hell am Himmel, und die Sterne funkelten, als würden sie sich mit den Menschen unter ihnen freuen. Das Fest war dabei, jene Grenze zu überschreiten, die eine vergnügliche Feier von einem wilden Gelage trennt. Überall lagen bereits Menschen herum, die voraussichtlich den gesamten folgenden Tag brauchen würden, um sich von ihrem Rausch zu erholen. Viele tanzten auch ausgelassen um das Feuer oder gaben sich ganz ungeniert den körperlichen Freuden hin. Die Tänzer mussten teilweise über die halb nackten ineinander verschlungenen Körper hinwegspringen. Der Taumel der Bajulanacht ließ geschehen, was unter gewöhnlichen Umständen undenkbar war. In dieser Nacht war die Liebe in jeder Form nicht nur erlaubt, sondern sogar von der Göttin gesegnet.
    Arton saß irgendwo zwischen den tanzenden und sich liebenden Menschen und stierte ins Feuer. Er trug noch immer seine Rüstung und den dicken Mantel. Bei all dieser ungehemmten Lebenslust kam er sich vor, als wäre er inmitten einer Herde von Tieren. Alle feierten, als gäbe es kein Morgen, als zähle nichts außer dem Augenblick. War er wirklich der Einzige, den noch etwas anderes bewegte als die kurzlebigen Freuden einer einzigen Nacht des Rausches?
    Tatsächlich sah es so aus, als würden die Feierlichkeiten nur ihm allein keine Freude bereiten. Nachdem die jüngeren Adepten der Kriegerschule gegen Ende des Festmahls trotz ihres erbitterten Widerstandes ins Bett gebracht worden waren und Maralon dafür sorgte, dass sie auch dort blieben, konnten alle anderen weiter unbeschwert das Fest genießen. Lediglich Megas schien sich bereits zurückgezogen zu haben. Derbil,

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