Vermächtnis der Schwerter Tausendsturm
wenig verlegen auf einem länglichen verkohlten Kästchen herum, das er in der Hand hielt. »Aber wenn Ihr Euch so weit wieder bei Kräften fühlt, wäre es vielleicht an der Zeit, einige Neuigkeiten zu erfahren. Zunächst einmal«, Estubart reichte Arden die schwarze Kiste, »haben die Gardisten dies in den Trümmern in der Nähe der Treppe gefunden.«
»Was ist das?«, fragte Daia, während sie über Ardens Schulter die Kiste begutachtete.
»Keine Ahnung«, murmelte Arden. »Diese Schatulle ist mir noch nie untergekommen.«
»Nun«, der Ratsvorsitzende räusperte sich, »es muss sich offensichtlich etwas sehr Wertvolles darin befinden, denn irgendjemand wollte, dass der Inhalt auch eine Feuersbrunst wie diese übersteht. Als wir es fanden, war es noch von angeschmolzenem, fingerdickem Metall umgeben. Die Hülle ist zwar zerstört, das Holzkästchen im Inneren wurde dadurch aber lange genug geschützt, sodass das Feuer das Holz nur schwärzen konnte, nicht aber entzünden.«
Inzwischen drängten sich alle neugierig um Arden, der die Kiste immer noch unschlüssig in Händen hielt.
»Wollt Ihr sie nicht aufmachen?«, fragte Eringar ungeduldig.
»Ja, sicher, es wird schon kein Dämon darin gefangen sein.« Arden lächelte halbherzig. Er drehte die verkohlte Schatulle hin und her, um zu erkennen, auf welcher Seite die Scharniere angebracht waren. Schließlich öffnete er mit einiger Mühe den Deckel, und ein zusammengerolltes Pergament fiel auf seinen Schoß. Es war mit rotem Wachs versiegelt.
»Das ist Maralons Siegel!«, rief Arden erstaunt.
Als er das Pergament entrollt hatte, stachen ihm sofort die dicken, verschnörkelten Buchstaben ins Auge, die als Überschrift über dem Schriftstück prangten: Testament des Maralon Erenor.
»Der Letzte Wille des großen Kriegers!«, meinte Meatril feierlich.
Arden legte einen mit eingerollten zweiten Pergamentbogen zur Seite, der vor allem mit Zahlen beschrieben war und offensichtlich eine Auflistung von Maralons Privatvermögen darstellte, und begann begierig, das Testament des alten Kämpen zu lesen.
Nachdem Arden am Ende des Textes angelangt war, starrte er noch lange auf die knotigen Schriftzeichen seines Meisters, als könnte sich hinter den schwarzen Linien ein tieferer Sinn verbergen, den man nur durch intensives Hinsehen zu entdecken vermochte. Eringar, wie es seine Art war, konnte seine Ungeduld nicht mehr im Zaum halten und versuchte durch lautstarkes Räuspern, Ardens Aufmerksamkeit zu erlangen.
Da dies jedoch nichts zu nützen schien, fragte er schließlich geradeheraus: »Ich will ja nicht allzu neugierig sein, aber was steht denn in Maralons Testament?«
»Eringar«, wies ihn Meatril zurecht, »meinst du nicht, du solltest es Meister Arden überlassen, was er uns erzählen will?«
»Nein, nein«, meinte Arden geistesabwesend und reichte Eringar das Pergament. »Lies es laut vor, das dürfte euch alle interessieren.«
Freudig überrascht nahm Eringar das Schriftstück entgegen, räusperte sich erneut und begann, sichtlich gespannt vorzutragen:
»Ich, Maralon Erenor, Sohn des Eredrim, ehemaliger Vertrauter und General des Königs, Eigentümer und ehemaliger Leiter der Kriegerschule Ecorim, Schwertmeister und rechtmäßiger Träger der Klinge Ecorims, halte auf diesem Dokument mit den Göttern als Zeugen meinen Letzten Willen im geschriebenen Worte fest:
Hiermit verfüge ich, dass das Schwert des Ecorim Erenor von meinem jüngeren Sohn Arden übernommen wird, welcher es weise einsetzen soll und keinesfalls zur Mehrung des eigenen Ruhmes noch zum Erreichen irgendwelcher Vorteile für sich selbst, sondern ausschließlich zum Wohle und Nutzen aller. Die Verantwortung möge ihn groß machen und der Ruhm der Klinge ewig an Ecorim und das Geschlecht der Erenor erinnern. Die Kriegerschule Ecorim und all ihr Inventar möchte ich meinem älteren Sohn, Arton, vermachen, der ihr bereits verantwortungsvoll als Leiter vorstand und dies mit der Götter Hilfe auch weiterhin tun soll. Möge er ihren Ruhm und Glanz wieder im Licht der alten Tage erstrahlen lassen, und möge sein rastloses Herz dabei Frieden finden. Mein verbliebener weltlicher Besitz – eine genaue Auflistung liegt diesem Dokument bei – möge gerecht und gleich an meine beiden Söhne verteilt werden. Die wichtigste Hinterlassenschaft ist jedoch nicht weltlicher Besitz, der aus meiner Sicht der Dinge nur Ballast auf dem langen Weg zur Tugend und Weisheit darstellt, sondern das Einzige, wonach es
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