Vermächtnis der Sünder: Die Kinder des Einen (German Edition)
Gesicht sagt mir etwas anderes. Schlecht geträumt?«
Er schüttelte sein rothaariges Haupt.
»Ich? Nein, nicht schlecht! Und du?« versuchte er vom Thema abzulenken.
»Wie man es nimmt und darunter verstehen mag«, orakelte Celena. »Dich beunruhigt was?«, flüsterte sie weiter.
Anstatt darauf zu antworten, schälte sich Lutek aus der Decke heraus, entstieg dem Lager und präsentierte seinen durchtrainierten, schlanken und von Muskeln perfektioniert geformten Körper. Narben auf seinem Rücken schimmerten im Licht und erinnerten Celena schmerzhaft an die begangenen Untaten an Lutek. Er hatte nie über die Details darüber mit ihr gesprochen. Stets hatte er abgeblockt, wenn sie versuchte, darüber zu reden. Sie wollte lediglich mehr erfahren, um die Verantwortlichen dieser schrecklichen Tat zur Strecke zu bringen. Er ließ es nicht zu.
»Es ist nichts! Ich …«
»War es wieder dieser Traum?«
Lutek wirbelte zu ihr herum. In seinen Augen glänzte Melancholie und die erweiterten Pupillen zeugten von Furcht. Er fürchtete nicht den Traum. Viel eher fürchtete er das, was er tun musste.
Celenas forschender Blick blieb auf ihn haften. Stumm nickte er.
Sein Brustkorb hob sich, als er die Luft tief in sich hinein sog.
»Ich habe ihn seit unserer ersten Begegnung damals in Giret nicht mehr geträumt. Bis heute. Er ist deutlicher geworden. Ich habe das Gefühl, das er mir etwas sagen möchte.«
»Der göttliche Schöpfer?«
»Du hast nie wirklich daran geglaubt, richtig?«
Dieses nachdenkliche Grübeln, das Stirnrunzeln, welches Celena kleine Furchen ins braun gebrannte Gesicht trieb, hatte er in der Vergangenheit öfter gesehen. Meist dann, wenn sie glaubte, unbeobachtet zu sein.
»Die Schöpferhäuser sagen, er sei von uns gegangen und käme erst wieder …«, sprach sie nach einer Weile des Schweigens.
»… wenn wir glauben und die Melodie des Lichts aus allen vier Ecken der Welt erklingen wird«, vollendete Lutek. »Ich weiß. Doch ich kann … ich kann …«
»Was, Lutek? Was kannst du?«
»Ich höre ihn! Ich kann deutlich seine Stimme vernehmen.«
In der Stirn Celenas gruben sich erneut Furchen.
Unverhofft schwang sie die Decke zur Seite, entstieg ebenso unverhüllt der Schlafstatt und trat zu ihrem Geliebten.
Unergründlich blickten ihre Augen Lutek an, dann nahm sie ihn in ihre Arme.
»Ich glaube! Erst durch dich fing ich an zu glauben«, hörte er das verlockende Wispern Celenas an seinem Ohr.
Er spürte ihre warme, weiche Haut auf der seinen. Er spürte das Heben und Senken ihrer Brust bei jedem Atemzug, während sie sich an ihm schmiegte. Lutek ergab sich dem Frieden im Herzen und gemeinsam sanken sie zurück auf das Lager.
* * *
Sanft strich Celena über den muskulösen Schenkel neben sich. Ihr Blick suchte im Gesicht des Geliebten nach Antworten, während in ihr die letzten Augenblicke ihrer zärtlichen Umarmungen der Wonne nachhallten.
»Ich muss dich verlassen!«
Die hauchenden Worte Celenas ertönten wie ein Schrei in seinen Ohren. Er blinzelte sie an.
»Es ist unausweichlich!«
Er hatte es befürchtet. Tief in seinem Inneren hatte er es gewusst, das es eines Tages soweit kommen musste.
»Ich weiß!«
»Du … du bist nicht erstaunt, nicht traurig?«
»Ich weiß, dass du nach Antworten suchst.«
Sie presste die Lippen aufeinander. »Ja«, flüsterte sie.
Lutek betrachtete die Holzdecke über sich. Sein Herz klopfte, aber auch er musste etwas gestehen. Er drehte seinen Kopf zur Seite, stemmte sich auf und blickte in das Gesicht Celenas.
»Es gibt da etwas, was du nicht weißt. Ich will nicht, dass dies zwischen uns steht«, gab er zu. »Auch ich suche nach Antworten.«
»Was ist es?«
Celena sah ihn mit nassglänzenden Augen an.
»Es ist … nein, ich kann es nicht.« Lutek stockte.
Ein Kloß bildete sich in seinem Hals. Seine Stimme versagte. Nein, es ging nicht. Das wäre ein Fehler!
»Dann … finde deine Antworten und ich suche die Meinigen«, meinte sie tieftraurig.
Das Gefühl, welches in ihr in diesem Augenblick aufbrodelte, war überwältigend. Unsichtbar bäumte sich ihre Seele auf.
Celena suchte krampfhaft nach der inneren Stärke. Jene Stärke, die sie in all der Zeit als San-Hüterin der "Anderen" nur in einem gefunden hatte. Hier und jetzt galt alles oder nichts.
»Ich finde dich, Lutek. Egal wo du bist. Das verspreche ich. Ich komme zurück zu dir!«
Ein Lächeln stahl sich in sein Gesicht.
»Du bist süß. Aber du sagtest einmal selbst: Alles
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