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Vermächtnis des Pharao

Vermächtnis des Pharao

Titel: Vermächtnis des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
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hatte es allerdings nicht eilig gehabt, sie zu verheiraten, denn sie würde eine gute Mitgift mitnehmen, und er wollte nicht, daß sie sich weit von der Familie entfernte. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er sie als zweite Frau mit Amotju verheiratet, der schließlich nur ihr Halbbruder war. Aber ihre Mutter hatte sich, obwohl sie nur Ramoses Hauptkonkubine war, dagegen gesperrt. Ramose hatte damals furchtbar gemurrt, aber seit Amotjus Mutter tot war, hatte die Hauptkonkubine sich zu seiner Lieblingsfrau entwickelt, und er hatte ihr nichts abschlagen können. Vettern hatte es keine gegeben, und so war Ramose in der Frage eines Ehemannes für seine Tochter Aset unentschlossen geblieben, zumal, da sie selbst in der störrischen Art ihrer Mutter bis zu seinem Tod alle Freier, die ihr vorgestellt wurden, zurückgewiesen hatte.
    Huy hatte sie gesehen, bevor sie ihn sah; sie stand in der Haustür, schaute hinein und sprach mit einer unsichtbaren Person im Hause. An ihrer Frisur und der Art, wie ihr Gewand gefaltet war, erkannte er sofort, daß sie nicht verheiratet war; halbwegs überrascht spürte er, daß ihn das erregte. Zugleich wurde ihm unbehaglich bewußt, wie erhitzt und staubig er von der Fahrt war, und er wünschte, er hätte baden und sich umziehen können, ehe er mit ihr zusammenträfe. Als sie sich jetzt umdrehte, um über die breite, kurze Treppe in den Garten zu kommen, sah er ihr verschlossenes Gesicht und das leichte Stirnrunzeln, das sie, wie er sich erinnerte, immer dann zeigte, wenn sie eine unliebsame Aufgabe zu erledigen hatte. Er fragte sich, wie oft Amotju ihr wohl schon seine geheimen Passagiere aufgedrängt haben mochte. Wie sie wohl reagieren würde, wenn sie ihn erkannte? Falls sie ihn erkannte.
    Aber sie erkannte ihn sofort; ihre Stirn hellte sich auf wie der Himmel nach der Nacht, und ihre dunklen Augen weiteten sich in ungläubiger Freude. Vier Bedienstete, drei Mädchen und ein Mann waren ihr aus dem Haus gefolgt; sie deuteten ihr Lächeln richtig und entspannten sich ebenfalls sichtlich.
    »Huy! Welcher Wind weht dich hierher? Mein Bruder hat mir einen Gast angekündigt, aber er hat nicht gesagt, daß es eine Freude sein würde.«
    »Du schmeichelst einem alten Mann.«
    »Komm herein, und stelle dich nicht törichter, als du bist.«
    Sie nahm ihn beim Arm und führte ihn ins Haus. Er spürte den leichten Druck ihrer Hand und fragte sich, ob es tatsächlich möglich war, törichter zu sein als er; aber die Jahre waren vorübergezogen ohne eine Frau, und ihr Duft fing sich in seiner Nase und lockte und peinigte ihn. Ein Traum, selbstverständlich - aber deshalb nicht weniger angenehm. Sie zeigte ihm sein Zimmer, und während die Diener ihn auskleideten und im Bad Krüge von kühlem Wasser über ihn gossen, glitten Erschöpfung und Zweifel und Sorge von ihm ab.
    »Amotju sagt, du kannst mir alles erzählen. Ich bin natürlich geehrt. Aber sag mir, was hast du denn getrieben, seit ich ein kleines Mädchen war?«
    »Das ist eine sehr lange Geschichte, und wir haben keine Zeit dafür.«
    »Ich hoffe, du wirst lange genug bleiben, um sie mir zu erzählen.«
    Asets Haut war hell, aber ihre Augen und ihr Haar hatten die Farbe von Ebenholz. Sie war klein und feingliedrig, und in ihren Bewegungen lag immer noch viel Kindliches. Sie schien so voller Energie zu sein, daß sie eher tanzte als ging. Ein scharfer Verstand leuchtete aus ihren Augen und erhellte ihr ovales Gesicht, das von Hunderten dünner Zöpfchen umrahmt war. Ihre Hände waren kräftig wie die ihres Bruders, und ihr Kinn verriet Entschlußkraft. Huy fühlte sich an Aahmes erinnert, bevor ihr Gesicht nur noch Trauer gezeigt hatte.
    »Wie verbringst du deine Zeit, Aset?«
    Sie lächelte keck. »Ich führe den Weinberg, den mein Vater mir hinterlassen hat. Amotju versteht das nicht. Er glaubt, ich werde niemals heiraten.«
    Während er sich mit ihr unterhielt, merkte er, wie der Plan, der den ganzen Nachmittag über nicht hatte entstehen wollen, in seinem Kopf allmählich Gestalt annahm, freilich nicht ganz ohne Anstrengung. Aber die Fragen, die sie ihm stellte, waren die Fragen, die er brauchte, um sich zu stimulieren.
    »Wirst du mit Rechmire sprechen wollen?«
    »Ja. Läßt sich das machen?«
    »Möglich ist es. Aber er ist jetzt ein sehr wichtiger Mann. Die Arbeiten an seinem Grab am Rande des Tales hat er bereits eingestellt und dafür mit einem neuen angefangen, einem großartigeren, näher am Zentrum, wo die Könige liegen. Wann

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