Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vermächtnis des Pharao

Vermächtnis des Pharao

Titel: Vermächtnis des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
Vom Netzwerk:
eines sehr reichen Mannes gewesen und Ramoses Stolz so unübersehbar geworden, daß der kleine Huy ihn um seines eigenen Vaters willen beneidet hatte.
    Er ging weiter, vorbei an den letzten Arbeiterhütten, die jetzt verlassen waren, und hinauf zu der stummen, in den Fels gehauenen Stadt, wo die Toten lebten. Er fürchtete sich nicht vor ihnen; sie existierten an der Seite der Lebenden und waren glücklich, wenn man sie achtete, ihnen die rituellen Speisen brachte, ihre Namen in Erinnerung behielt und aussprach. Aber die Stille hier oben erfüllte ihn mit Ehrfurcht, und die schwarzen Schatten zwischen den Felsen konnten durchaus allen Dämonen aus dem Buch der Toten Unterschlupf bieten.
    Er ging so leise wie er konnte, und dennoch klangen seine Schritte auf dem steinigen Wüstenboden ohrenbetäubend, und das Klackern und Kullern der Steine würde ihn sicher verraten.
    Die Nacht kam schnell, und es wäre stockfinster gewesen, hätte nicht ein schmaler Mond geschienen, für den Huy dankbar war. Auch wenn die Schatten jetzt noch furchterregender wirkten und die Stille noch tiefer, in der schwarzen Dunkelheit einer mondlosen Nacht hätte er seinen Weg nicht finden können. So konnte er auf die Stadt zurückschauen, deren Umrisse der Mond in die Wüste meißelte. Ein paar Feuer flackerten matt in der Ferne.
    Er dachte an die Wachen, die Amotju hatte aufstellen lassen. Männer, die solche Arbeiten übernahmen, waren ehemalige Soldaten oder gaben sich als solche aus. Sie verlangten hohen Sold und es war schwer zu kontrollieren, ob sie ihre Arbeit auch wirklich taten.
    Huy beneidete keinen, der die Nächte hier verbringen mußte, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Eine Fledermaus schoß schnell und lautlos dicht an seinem Kopf vorbei; überrascht duckte er sich und seine Haut kribbelte vor Schreck. Er blieb kurz stehen, atmete tief durch und ging dann weiter. Weit konnte es jetzt nicht mehr sein; er hatte den Rand des Gräberbezirks erreicht - wo die ganz Reichen Tür an Tür mit den Geringsten des Königshauses wohnen durften. Nur die einflußreichsten und am meisten begünstigten unter den Priestern und Politikern konnten diesen Zauberkreis durchbrechen.
    Als er den nächsten Felsen erklettert hatte, sah er unter sich den Grabeingang. Wie geplant, war er in einem Winkel darauf gestoßen, von dem aus er alles im Blick hatte, bevor er selbst gesehen werden konnte. Jetzt drückte er sich in den Schatten der Felswand - ein freundlicher Schatten, dachte er sarkastisch -und spähte hinunter in die kleine Arena, die von der Felswand, in die das Grab gehauen war, und einer niedrigen Brüstung aus behauenem Stein begrenzt wurde.
    Das Mondlicht fing sich hier besonders hell, und Huy konnte die Inschriften rings um die Tür lesen: den Namen des Toten, die Anrufung des Ra, die Anrufungen des Horus und des Osiris, das Gebet um Speise und das Gebet um das Nicht-vergessen-werden. Die Tür war eine teure Arbeit aus massivem Zedernholz mit bronzenen Intarsien. Wenn man sie nicht gut bewachte, würde sie bald herausgesägt und fortgeschleppt werden, dachte Huy - von dem, was sie zu schützen hatte, ganz zu schweigen.
    Der Anblick wurde verdorben durch eine rohbehauene Hütte, die rechts neben der Tür hastig vor der Felswand zusammengezimmert stand und aus der ein matter Lichtschein fiel. Die Wachtposten waren also da.
    Die übliche Arbeitsmethode der Grabräuber war es, von außen einen Tunnel durch das weiche Gestein zu graben, der geradewegs zur Totenkapelle führte, wo der Großteil der Schätze aufgetürmt war, die den Ka des Toten erfreuen sollten. Die Eingänge der Gräber waren normalerweise verborgen - der alte Ramose hatte der Versuchung, anzugeben, eben nie widerstehen können -, aber auch hier würde der Korridor dahinter wahrscheinlich mit Fallen gesichert sein. Wer den Mechanismus nicht kannte, würde unweigerlich, auch wenn er durch die Tür in die pechschwarze Finsternis des Eingangsraumes gelangt war, in einen Schacht gestürzt oder zermalmt oder durch ein herabrutschendes, steinernes Fallgitter von seinem Ziel abgeschnitten.
    Huy richtete sich darauf ein, zu warten, ohne zu wissen, worauf. Er hatte einen weiten Weg hinter sich und ihm taten die Füße weh. Wenn er die Ohren spitzte, konnte er die gedämpfte Unterhaltung der Wachtposten hören, aber nicht verstehen. Während der ersten Stunde kam niemand aus dem Verschlag heraus. Er schaute hinauf zum Mond und schätzte ab, wie weit Chons Silberwagen auf der dunklen

Weitere Kostenlose Bücher