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Vermächtnis des Pharao

Vermächtnis des Pharao

Titel: Vermächtnis des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
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und Frieden regiert.
    Rechmires Mutter war hier für die südliche Leinenkammer zuständig gewesen, und er erinnerte sich, wie er als Zehnjähriger auf dem Gelände gespielt hatte, drei Jahrzehnte zuvor. Da)as ganze Gebäude wieder herzurichten, kam nicht in Frage. Die dem Fluß zugewandte Fassade war siebenhundert Schritt lang, die großen und weitverzweigten Gebäude dahinter ei erstreckten sich fünfhundert Schritt weit landeinwärts. Kein Ende nahmen die Haremswohnungen, Dienstbotenquartiere, Kanzleien, Küchen, Werkstätten und Lagerkammern. Es war eine Stadt für sich, und der neue, junge Pharao mit seinem geschrumpften Gefolge konnte unmöglich die ganze Anlage bewohnen. Es war auch gar nicht genug Geld da, um alles wieder instandzusetzen.
    Aber nicht das beschäftigte Rechmire, als ç er über den Papyrusrollen brütete, die vor ihm auf dem Tisch ausgebreitet waren - eine Unzahl von Informationen über alles mögliche, von den Fehlzeiten im Heer der ungelernten Arbeiter und Handwerker bis zu den Kosten für die Farbstoffe, die für die Neubemalung der Wände in den königlichen Gemächern benötigt wurden und für die Übermalung des Namens Amenophis’ mit dem Tutenchamuns.
    So sehr er sich aber bemühte, seine Gedanken auf die Arbeit zu konzentrieren, Mutnofret wollte ihm nicht aus dem Kopf gehen. Er war besessen von ihr! Was als zivilisierte Affäre wie jede andere begonnen hatte, war zur Leidenschaft geworden, und er wußte, daß diese Leidenschaft einseitig war. Und dennoch - je kühler sie ihn behandelte, desto mehr entbrannte er für sie. Er mußte daran denken, was er riskierte, wenn er sich allzu sehr in ihre Gewalt begab. Sie war skrupellos; das wußte er. Und er wußte nicht, ob sie ihm treu war. Sie konnte ihm nicht schaden, das war ausgeschlossen; aber sie konnte ihn lächerlich machen. Er konnte sein Gesicht verlieren, und das würden weder seine Karriere noch sein Stolz überstehen. Er war bereits enorme Risiken eingegangen, um so schnell so weit zu kommen. General Haremheb, dessen Ohr ihm offenstand, hatte wieder die alte Ordnung eingeführt, aber Haremheb brauchte ihn nicht. Er, Rechmire, war nicht unentbehrlich, und es gab viel zu viele, die bereit und fähig waren, in seine Fußstapfen zu treten.
    Er hatte erwogen, Mutnofret töten zu lassen, nur um sie los zu sein; in der Verbannung wäre sie zwar außerhalb seiner körperlichen Reichweite gewesen, aber nicht außerhalb der Grenzen seiner Phantasie. Die Vorstellung, sie könnte mit einem anderen Mann Zusammensein, war ihm unerträglich; diese Vorstellung folterte ihn. Und doch, sie zu töten...Er brachte es noch nicht über sich, den Befehl dazu zu geben. Er könnte sie überwachen lassen, aber wenn sie dahinter käme, wäre sie fertig mit ihm, das wußte er. Außerdem könnte er es nicht ertragen, seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt zu sehen.
    Wieder wandte er sich den Papieren zu, nahm bald das eine, bald das andere zur Hand und sortierte sie oberflächlich, um sich abzulenken; aber das Verlangen hatte ihn gepackt und er wußte, er würde nicht arbeiten können, ehe er es gestillt hätte. Innerlich fluchend schob er seinen Sitz zurück und erhob sich. Er griff nach seiner Perücke und stülpte sie sich auf den breiten Schädel, während er zur Tür hinkte, um einen seiner Leibdiener zu rufen. Der schlimme Fuß war in der Hitze geschwollener denn je und schmerzte dumpf, wenn er ihn nachzog.
    Der Sklave kam herbeigerannt. Sein harter, junger Körper glänzte in der Sonne, und Rechmire legte beifällig eine Hand auf die muskulöse Schulter. Vielleicht würde dieser Knabe ja genügen...Aber nein! Jetzt brauchte er eine Frau für seine Wollust. Danach könnte er auch arbeiten. Heute abend würde er in seinem eigenen Haus, in dem Zimmer, das mit dem Schöpfungsakt ausgemalt war, Mutnofret ihren Lebensunterhalt, ihren Platz als seine Mätresse, verdienen lassen. Irgendwie würde er einen Weg finden, ihren Stolz zu brechen, und dann würde der Gedanke an sie ihn nicht länger martern.
    Im Herzen stellte er sich vor, was er mit ihr tun würde, und dabei streichelte er sich und atmete heftig.
    »Herr, soll ich...?« fragte der junge Sklave.
    »Nein. Hole mir eine Frau. Eine der Huren der Vorarbeiter wird genügen, nur jung muß sie sein. Aber hole sie schnell!«

    Es rauschte, als ströme viel Wasser durch einen engen Kanal, aber gedämpft und in der Ferne. Er sehnte sich nach Stille, aber das Geräusch ließ nicht nach, und dann war da

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