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Vermächtnis des Pharao

Vermächtnis des Pharao

Titel: Vermächtnis des Pharao Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Gill
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etwas antun wollte, dann würde er es tun. Wo immer du wärest, du könntest ihm nicht entkommen.«
    »Aber wenn Haremheb es weiß, dann wissen es vielleicht auch andere. Die Anzahl der Bediensteten, die es wissen, ist schon jetzt zu hoch. So vielen Menschen kann man nicht trauen.«
    »Das sagst du, weil du fortgehen willst.«
    »Glaube mir, das will ich nicht.«
    Aber sie schmollte weiter, bis er nachgab und zu ihr trat, um sie zu trösten; doch so sehr er sich bemühte, er konnte sich in ihren Küssen nicht verlieren, und sie merkte es.
    »Wenn unsere Liebe davon sauer wird, dann ist es besser, wir trennen uns. Aber ich lasse dich nicht gehen«, sagte Aset. »Wenigstens nicht für immer, weil ich eigentlich nicht glaube, daß du das willst.«
    »Was willst du denn?«
    »Immer bei dir sein.«
    »Selbst in der besten aller Welten könnte ich niemals dein Ehemann sein«, stellte Huy fest.
    »Wärest du mit mir verheiratet, trügest du den Makel, den ich trage. Amotju würde dir niemals dazu raten. Deine Ehe muß für eure Familie von Nutzen sein.«
    »Deine Ausreden sind so hohl, wie sie klingen«, bemerkte Aset.
    In dieser Nacht liebten sie sich lange und sehnsüchtig, sanft und grausam, wenn die Wogen ihres Verlangens über ihnen zusammenschlugen. Huy erwachte vor dem Morgengrauen; er küßte ihr schlafendes Gesicht mit größerer Zärtlichkeit, als er je für Aahmes empfunden hatte, selbst auf dem Höhepunkt ihrer Liebe, wenn er die Schlafende und den kleinen Heby angeschaut hatte. Sein Sohn würde inzwischen schreiben lernen. Wie er wohl zurechtkam? War sein Lehrer so grimmig, wie der Huys gewesen war? Wie Heby wohl aussehen mochte? Der Unterschied zwischen drei und sieben war ja unermeßlich. Aber jetzt schien er jemanden gefunden zu haben, der die Leere in seinem Herzen ausfüllte. Wenn er sich nur fallenlassen und seinen Gefühlen nachgeben könnte...
    Er ging hinüber in sein Zimmer. Es stand zwar ein Bett darin, aber er benutzte es als Büro; er hatte vorgehabt, jeden Schritt seiner Ermittlungen aufzuschreiben - aber bis jetzt hatte er lediglich alle unklaren Fragen auf einzelnen Papyrusblättern registriert.
    Es war noch früh; zwar hörte er in der Küche oben im Hause leise Geschäftigkeit, gedämpft und vorsichtig, weil der Bäcker niemanden stören wollte, aber das übrige Haus war in jene tiefe Stille getaucht, die sich auf das Leben herabsenkt, wenn die Nacht am tiefsten ist.
    An seiner Tür stieß er mit dem Fuß gegen etwas Kleines, Hartes, das davor auf dem Boden lag. Er kniete nieder und betrachtete im Halbdunkel den Fußboden, hob es auf und stellte fest, daß es ein steinerner Skarabäus war, einer von der Sorte, in die man Sinnsprüche einritzte. Er ging den Gang hinunter zu einer Öllampe, die in einer Nische brannte. Dort drehte er ihn um. In die Unterseite war eine Hieroglyphe geritzt: das Zeichen für Tod.
    Jäh strömte alle Wärme aus ihm heraus, und die freundliche Dunkelheit wurde bedrohlich. Den Skarabäus umklammernd, nahm er die Öllampe und schlich leise und hastig den Weg zurück, den er gekommen war. Vor seiner Zimmertür zögerte er, aber dann überwand er seine Angst, stieß sie entschlossen auf und trat ein.
    Selbst in dem matten Licht der Lampe sah er, daß jemand oder etwas in seinem Bett lag. Er legte den Skarabäus auf den Tisch neben der Tür und ging weiter. Er war unbewaffnet, aber die leblose Starre dessen, was da im Bett lag, verriet ihm, daß keine unmittelbare Gefahr drohte. Erst konnte er nur erkennen, daß es mit einem leinenen Laken bedeckt war und daß das Laken von einem großen dunklen Fleck in der Mitte besudelt war. Ein schwacher Geruch sträubte ihm die Nackenhaare: In der Luft hing der Geruch von totem Fisch und Schwefel.
    Die Proportionen dessen, was da im Bett lag, waren menschlich, das sah er. Aber nicht der Kopf. Er war zu lang. Was die Nase hätte sein müssen, war zu einer Schnauze nach vorn gezogen, die Stirn war flach, und es gab weder Haar noch Kinn. Es schien auch keinen Mund zu geben, aber plötzlich sah er, daß der ganze Kopf ein einziges Maul war - riesige, aufgeklappte Kiefer, und dazwischen...Aber dazwischen war Leere. Und die Augen waren blicklose Löcher. Huy erkannte, daß es eine Krokodilsmaske war, die Haut eines toten Tieres, auf einen leichten Holzrahmen gespannt. Vorsichtig beugte er sich vor, um sie zu berühren, und sprang gleich zurück, als sie sich zu bewegen schien. Aber es war nur eine Sinnestäuschung im Zwielicht.
    Er war

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