Vermächtnis
(insbesondere Wissenschaftler), die mehr über diese verschiedenen Quellen der Informationen über traditionelle Gesellschaften erfahren möchten, stelle ich auf Seite 535 im Anmerkungsteil am Ende dieses Buches eine ausführliche Erörterung zur Verfügung.
Ein kleines Buch über ein großes Thema
Das Thema dieses Buches sind potentiell alle Aspekte der menschlichen Kultur bei allen Völkern der Welt während der letzten 11 000 Jahre. Eine so weitgefasste Beschreibung würde aber einen Band von mindestens 2397 Seiten erfordern, den niemand lesen würde. Aus praktischen Gründen und um ein Buch von lesbarer Länge zu schreiben, habe ich deshalb unter den Themen und Gesellschaften, über die ich berichte, ausgewählt. Damit möchte ich meine Leser anregen, selbst mehr über Themen und Gesellschaften in Erfahrung zu bringen, die ich hier nicht behandle, und dazu andere hervorragende Bücher zu Rate zu ziehen (von denen ich viele im Anmerkungsteil zitiere).
Was die Auswahl der Themen angeht, habe ich mich für neun Gegenstände in elf Kapiteln entschieden; damit möchte ich ein Spektrum der Wege beschreiben, auf denen wir unsere Kenntnisse über traditionelle Gesellschaften anwenden können. Zwei Themen – Gefahren und Kindererziehung – betreffen Bereiche, in denen wir als Einzelne einige praktische Aspekte der traditionellen Gesellschaften in unser eigenes, persönliches Leben integrieren können. In diesen beiden Bereichen haben die Praktiken mancher traditioneller Gesellschaften, bei denen ich gelebt habe, meine eigene Lebensweise und meine Entscheidungen am stärksten beeinflusst. Drei Themen – der Umgang mit älteren Menschen, Sprachen und Mehrsprachigkeit sowie eine gesundheitsfördernde Lebensweise – betreffen Bereiche, in denen manche traditionellen Praktiken uns Vorbilder für unsere individuellen Entscheidungen liefern können, aber auch für eine Politik, die unsere Gesellschaft als Ganzes übernehmen könnte. Ein Thema – die friedliche Beilegung von Meinungsverschiedenheiten – ist als Vorschlag für eine Vorgehensweise unserer Gesamtgesellschaft vielleicht nützlicher, als wenn wir es als Leitfaden für unser individuelles Leben betrachten. Im Zusammenhang mit allen diesen Themen muss uns klar sein, dass es nicht einfach ist, Praktiken aus einer Gesellschaft in eine andere zu übernehmen oder sie daran anzupassen. Selbst wenn wir beispielsweise gewisse Methoden der Kindererziehung in einer traditionellen Gesellschaft bewundern, erweist es sich für uns unter Umständen als schwierig, diese Praxis auf die Erziehung unserer eigenen Kinder anzuwenden, wenn alle anderen Eltern um uns herum ihre Kinder so behandeln, wie moderne Eltern es gewöhnlich tun.
Was das Thema der Religion angeht, so rechne ich nicht damit, dass irgendein einzelner Leser oder eine Gesellschaft sich aufgrund meiner Erörterung der Religionen in Kapitel 9 eine bestimmte Stammesreligion zu eigen macht. Die meisten von uns machen aber im Laufe ihres Lebens eine oder mehrere Phasen durch, in denen wir uns um Antworten auf unsere eigenen Fragen nach der Religion bemühen. In einer solchen Lebensphase finden es manche Leser vielleicht nützlich, über das breite Spektrum verschiedener Bedeutungen nachzudenken, die Religion während der Menschheitsgeschichte in verschiedenen Gesellschaften hatte. Die beiden Kapitel über Kriegsführung schließlich behandeln einen Bereich, in dem Kenntnisse über traditionelle Praktiken uns nach meiner Überzeugung helfen können, den Nutzen staatlicher Regierungen im Vergleich zu traditionellen Gesellschaften besser einzuschätzen. (Man sollte beim Gedanken an Hiroshima oder Schützengräben nicht sofort in Empörung verfallen und sich dann einer Diskussion über den »Nutzen« staatlicher Kriegsführung verschließen; das Thema ist komplizierter, als es zunächst den Anschein hat.)
Natürlich lasse ich mit dieser Auswahl viele zentrale Themen der Gesellschaftswissenschaft weg, darunter Kunst, Kognition, kooperatives Verhalten, Küche, Tanz, Geschlechterbeziehungen, Verwandtschaftssysteme, den umstrittenen Einfluss der Sprache auf Wahrnehmung und Denken (Sapir-Whorf-Hypothese), Literatur, Ehe, Musik, Sexualpraktiken und anderes. Zu meiner Verteidigung möchte ich noch einmal wiederholen, dass dieses Buch keine umfassende Darstellung der menschlichen Gesellschaften sein soll, sondern sich aus den genannten Gründen auf wenige Themen beschränkt; die übrigen Bereiche werden in
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