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Vermächtnis

Vermächtnis

Titel: Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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und Süßkartoffeln enthielt, und der Sio-Dorfbewohner, der ihm gegenübersaß, bot im Gegenzug eine Reihe von Töpfen und Kokosnüssen an, deren Wert ebenso hoch eingeschätzt wurde wie der des Beutels mit Lebensmitteln. Ähnliche Märkte hielten auch die Kanuhändler von den Trobriandinseln auf den von ihnen besuchten Eilanden ab: Sie tauschten Gebrauchsgegenstände (Lebensmittel, Töpfe, Schalen und Steine), und gleichzeitig machten sie und ihre individuellen Handelspartner sich gegenseitig auch Luxusgüter (Halsketten und Armbänder aus Muschelschalen) zum Geschenk.
    Die Horden von den Andamaneninseln und aus den Yanomamo-Indianerdörfern verabredeten sich in unregelmäßigen Abständen zu mehrtägigen Festen, die als Gelegenheit zum Austausch von Geschenken dienten. Die Inuit im Nordwesten Alaskas hielten im Sommer Handelsmärkte und im Winter Festessen ab, bei denen Gruppen, die während des übrigen Jahres leidenschaftlich verfeindet waren, für eine bis zwei Wochen zum Handeln oder Feiern friedlich zusammensitzen konnten. Spezialisierte Gesellschaften von Kanuhändlern wie die Bewohner der Siassi- und Trobriandinseln, der Insel Mailu im Südwesten Neuguineas und indonesischer Inseln (Makassar), die nach Nordaustralien reisten und dort Trepang (getrocknete Seegurken) für den chinesischen Suppenmarkt einkauften, schickten Gruppen von Kaufleuten im Rahmen ihrer alljährlichen Handelsreisen Hunderte oder Tausende von Kilometern über das Meer.
    Traditionelle Handelswaren
    Was die Gegenstände angeht, die beim Handel ausgetauscht werden, so ist man versucht, sie von vornherein in zwei Kategorien einzuteilen: auf der einen Seite Gebrauchsgegenstände (wie Lebensmittel und Werkzeuge), auf der anderen die Luxusgüter (zum Beispiel Kaurimuscheln oder Diamantringe). Aber diese Zweiteilung wird zweifelhaft, sobald man sie anwenden will. Der Wirtschaftswissenschaftler Frank Knight schrieb: »Unter allen fehlerhaften und absurden Verknüpfungen, die wirtschaftliche und gesellschaftliche Diskussionen beeinträchtigen, ist vielleicht keine so schlimm wie die Vorstellung … eine Interpretation der Nützlichkeit unter biologischen oder physikalischen Überlebensgesichtspunkten habe auch auf der menschlichen Ebene nennenswerte Bedeutung.« Ein BMW zum Beispiel ist zweifellos ein Luxusgut und Statussymbol, man kann damit aber auch zum Lebensmittelladen fahren, und das Image, das er vermittelt, ist für seinen Besitzer vielleicht unentbehrlich. Das Gleiche gilt bei den Siassi für eine hübsch geschnitzte Holzschale, die bei Festessen zum Servieren von Gemüse dient, in der Region der Vitiaz-Straße aber auch ein unentbehrliches Statussymbol darstellt, wenn man eine Ehefrau kaufen will. Und in Neuguinea sind Schweine das mit Abstand wertvollste Statussymbol. Dies veranlasste Thomas Harding zu der Bemerkung: »Über die Schweine kann man auch sagen: Sie zu essen, ist das Unwichtigste, was man mit ihnen tun kann.«
    Aber wenn man eine Liste mit 59  Handelsgegenständen präsentiert bekommt, ist es trotz solcher Einschränkungen nützlich, sie nicht alle auf eine ungegliederte Liste zu schreiben, sondern eine Kategorisierung vorzunehmen. Tabelle  1 nennt deshalb Beispiele für Handelswaren in 13 Kleingesellschaften und teilt sie in vier Kategorien ein: Gegenstände, die unmittelbar für das Überleben, die Ernährung und das tägliche Leben nützlich sind, nochmals unterteilt in Rohstoffe und verarbeitete Gegenstände; Luxus- oder Ziergegenstände, die keinen unmittelbaren Nutzen für das Überleben haben; und eine mittlere Kategorie mit Objekten, die benutzt werden, aber auch einen höheren Status verleihen, was ihren Wert weit über den materiellen Wert eines Objekts steigert, das den gleichen Nutzen hat, aber nicht zum Status beiträgt (zum Beispiel eine Kaschmirjacke im Vergleich zu einer billigen Jacke aus Kunstfaser von ähnlicher Größe und Wärmewirkung).
     
»Notwendiges«
 
»Grauzone«
»Luxusgüter«
 
Rohstoffe
Verarbeitete Produkte
 
 
Cromagnon (Europa, Eiszeit)
Steine
 
 
Muschelschalen, Ocker, Bernstein
Daribi (Neuguinea)
Salz
polierte Steinäxte
 
Vogelfedern
Dani (Neuguinea)
Salz, Steine, Holz
Äxte und Axtköpfe, Rindenfasern
farbige Netze, verzierte Pfeile
Muschelschalen
Enga (Neuguinea)
Salz, Steine,
Seile aus Rinde
Schweine
Muschelschalen, Vogelfedern, Schilf, Baumöl, Ocker, Trommeln
Trobriandinseln (Neuguinea)
Steine, Fische, Yamswurzeln
Sago
Töpfe, geschnitzte Schüsseln
Muschel-Hals- und

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