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Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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wiederholte sie zögernd. Ein klassischer Name, aristokratisch, gewichtig. Sie musste wohl die Stirn gerunzelt haben, denn er lächelte sardonisch.
    „Wenn er Ihnen nicht gefällt, versuchen Sie’s mit Luke.“
    „Ruft Ihre Familie Sie so?“
    „Mein Bruder.“
    Versuchsweise dachte sie: Luke. Es gefiel ihr. Sie fand, es passte zu ihm. „Nun gut.“
    „Dann sind wir uns einig. Solange Sie nicht in diesem Gewand mit mir vor den Altar treten.“
    „Ihr Jackett ist, glaube ich, auch nicht mehr zu gebrauchen. Ich hatte Angst, Sie würden verbluten, deshalb zerschnitt ich es, damit ich es schneller abstreifen konnte.“
    „Gott sei gedankt dafür. Obwohl vermutlich Weston von der Zerstörung seines Meisterwerks nicht begeistert ist.“
    „Wer Weston auch sein mag, er musste sich nicht mit einem Notfall herumschlagen. Ich verspreche, ich werde nicht in Seemannskluft vor den Altar treten.“
    „Mehr kann ich nicht verlangen, Captain Harry.“
    „Ich bin Ihnen sehr dankbar.“
    Sie zuckte zusammen, als er mit einem Finger ihr Kinn anhob, sodass sie ihn anschauen musste. Dann beugte er sich unversehens zu ihr und küsste sie erneut, diesmal hart und bestimmt.
    Seine Haltung mochte kühl sein, doch sein Mund war flammend heiß. Sein erster Kuss hatte sie angenehm erwärmt, dieser brannte mit sengendem Feuer, das ihren ganzen Körper ergriff, und weckte einen ungekannten Hunger in ihr, der sie dahinschmelzen ließ. Sie presste ihre Hände gegen seine Brust, nicht, um ihn fortzustoßen, sondern um die Wärme seines Körpers zu spüren, seinen steten Herzschlag unter ihren Händen zu fühlen.
    So rasch, wie er sie geküsst hatte, ließ er auch wieder von ihr ab.
    „Ich brauche Ihre Dankbarkeit nicht, Miss Lydyard, nur Ihre Einwilligung.“
    Er nahm ihre Hand und führte sie zurück zu Sir Wallace, um ihm die Neuigkeit mitzuteilen. Die ganze Zeit über dachte Harriette nur: Was habe ich getan, mich an einen Mann zu binden, der vielleicht zweifelhafte Ziele verfolgt. Warum braucht der Earl of Venmore ein schnelles Boot für eine Frankreichfahrt? Die Frage quälte sie. Denn falls der Earl die Ghost für irgendwelche undurchsichtigen Geschäfte mit dem Feind benötigte – und deutete nicht alles darauf hin? –, wie konnte sie sich von einem Mann angezogen fühlen, der gut und gerne ein Spion sein mochte?
    Eine Schmugglerin? Eine Schmugglerin als Countess of Venmore? Guter Gott! Was hatte er getan?
    Während George Gadie sich beim örtlichen Wirt um einen Wagen bemühte, blieb Lucius seinen unbequemen Gedanken überlassen, die alle um Harriette Lydyard kreisten. Warum hatte er sich überhaupt derart angestrengt, sie zu überreden? Und wo war sein legendärer Charme geblieben, seine Kunst zu flirten? Warum hatte er so ungalant geschwiegen, als sie ihre Fehler aufzählte und behauptete, dass er eine solche Braut nicht wünschen könne? Wie ein unerzogener Klotz hatte er dagestanden, seine Geistesgegenwart dahin vor der kühlen Ehrlichkeit und dem durchbohrenden Blick der Dame.
    Mit kühlem Sinn dachte er noch einmal über seine Braut nach. Miss Lydyard hatte ihr Licht unter den Scheffel gestellt. Unerbittliche Ehrlichkeit war zweifellos eine ihrer stärksten Eigenschaften. Er würde eine ehrliche, freimütige Gattin bekommen, eine zupackende Gattin, die angesichts von Blut nicht in Ohmacht sank und die sich von ihrem tyrannischen Bruder nicht einschüchtern ließ. Weder sein Reichtum noch sein Titel, noch sein gesellschaftlicher Stand schienen ihr viel zu bedeuten.
    Und nein, sie war nicht unattraktiv. Ein schwer fassbarer Charme umgab sie, der ihr selbst, wie er glaubte, nicht bewusst war. Als sie von diesem Haus hier, dieser elenden Ruine, sprach, sprühte sie vor Leben und Kraft, ihre Züge leuchteten, und ihre Augen – und sie hatte bemerkenswerte Augen! – strahlten. Nein, sie war überhaupt nicht unattraktiv. Und wenn sie lächelte, war sie wie verwandelt. Hatte er sie schon lachen sehen? Nein, und wie schade war das! Doch als sie um eine verschwiegene Eheschließung gebeten hatte, war ein Hauch von Furcht über ihre Züge gehuscht. Warum nur? Jede Frau aus seiner Bekanntschaft hätte die Gelegenheit zu einer prächtigen Hochzeit mit dem Earl of Venmore genutzt, um den Neid des gesamten ton genießen zu können. So naiv war er nicht, dass er seinen Wert auf dem Heiratsmarkt nicht kannte.
    Wer hätte gedacht, dass eine Frau sich derart anstrengen könnte, ihn nicht zu heiraten. Unwillkürlich lachte er rau auf. Ein

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