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Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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doch wohl nicht nötig sein, mein Liebes“, sagte er mühsam beherrscht. Glaubte sie, der Offizier werde sich von dem großzügigen Angebot täuschen lassen und verschwinden?
    Harriette jedoch trat zu ihm, legte ihm sanft eine Hand auf den Arm und sah mit schmelzendem Blick und ein wenig mutwillig zu ihm auf. „So wird sich alles viel rascher klären, als es all unserem Abstreiten gelänge, und dann können wir endlich allein sein“, hauchte sie, schlug verschämt die Augen nieder und schmiegte sich an Lucius’ Seite.
    Sie flirtete mit ihm! Gedankenschnell ging er darauf ein, legte seine Hand zärtlich über die ihre und schaute sie sehnsüchtig an. „Was ich mir ebenso sehr wünsche, meine Liebste … Nichts soll mich zu lange von dir fernhalten …“, sagte er mit rauer Stimme, hob ihre Hand an seine Lippen und drückte einen langen Kuss darauf.
    „Mylord, Mylady …“, ächzte Captain Rodmell zutiefst verlegen.
    „Ah, Captain, Sie müssen entschuldigen, ich war abgelenkt.“ Harriette tat, als könne sie den Blick nur mühsam von ihrem Gemahl lösen. „Schicken Sie doch Ihre Männer los. Wiggins wird Sie führen.“
    Lucius brachte ziemlich angespannte zehn Minuten hinter sich, immer gewärtig, jeden Moment abgeführt zu werden. Natürlich betonte er seine Rolle als Hausherr, indem er dem Captain ein Glas Cognac anbot, was dieser nur unwillig hinuntergoss, wenn auch mit höflichen Wünschen für die Brautleute.
    Endlich tauchten Rodmells Leute wieder auf und verkündeten: „Nichts zu finden, Sir! Nichts im Keller und nichts im Turmzimmer. Da oben ist alles vernagelt. Und in den Ställen stehen nur zwei Vollblüter und ’n schickes Karriol, keine Ponys.“
    „Gespann und Wagen gehören mir; wir werden morgen früh damit zurück nach London reisen“, merkte Lucius milde an.
    Mürrisch fragte Rodmell: „Habt ihr gründlich gesucht? Die Keller müssen sehr weitläufig sein.“
    „Ja, Sir, aber da ist wirklich nichts.“
    „Mylord, Mylady, ich bitte um Entschuldigung. Anscheinend habe ich mich dieses Mal geirrt. Gute Nacht.“ Mit einer steifen Verbeugung trat er den Rückzug an; sein harter Schritt hämmerte auf dem Boden der Halle, dann hörte man die schwere Tür ins Schloss fallen.
    Lucius und Harriette schauten einander an. Er sah, wie ihre Augen blitzten, sah ihr übermütiges Lächeln. Sie wirkte so lebendig, so lebensvoll und triumphierend, dass es ihn ansteckte und sie beide in diesem kurzen Moment, in dem sie eine gefährliche Farce spielten, zusammenschweißte. In diesem Augenblick des Überschwangs war ihr gegenseitiges Misstrauen verschwunden, und dafür war er gerade sehr dankbar. „Harriette! Teufel auch!“
    „Hat es dir keinen Spaß gemacht?“, fragte sie, leise auflachend.
    „Nein, verflixt!“ Doch das Blut rann ihm prickelnd wie Champagner durch die Adern. „Ich sah schon unseren tapferen Captain, wie er uns in den Kerker schleppte, samt den Waren, die ich doch vorher mit eigenen Augen im Keller verschwinden sah! Wie hast du das gemacht?“
    „Du hättest an mich glauben sollen! Es gibt unterirdische Kammern unter den Kellergewölben, mit einer Falltür. Nur wer Bescheid weiß, findet deren Umrisse zwischen den Steinquadern des Fußbodens. George hat dafür gesorgt, dass die Mädchen den Boden von Fußspuren säubern und frischen Sand streuen. Und um das Turmzimmer hat Wiggins sich gekümmert.“
    „Gott helfe mir! Muss ich das öfter hinter mich bringen? Ich glaube, es wird meinem Ruf nicht bekommen.“
    „Meinem bekam es. Bis ich dich rettete und alles schiefging …“ Jäh wurde sie ernst.
    „Ah, Harriette, ich hatte es spaßhaft gemeint.“ Er hatte einen Nerv getroffen und bedauerte es sofort, denn es nahm ihr diese magische Lebendigkeit, die ihre Schönheit erstrahlen ließ. Wie hatte er sie nur für wenig attraktiv halten können, gerade einmal für durchschnittlich? Ohne nachzudenken, ging er zu ihr und umfing ihr Gesicht mit den Händen, strich ihr die Locken aus der Stirn und merkte seltsam erfreut, dass unter seiner Berührung ihre Anspannung nachgab.
    „Madam Countess, Sie besitzen ungeahnte Fähigkeiten.“
    „Sie auch, Sir. Haben Sie nicht eben einen königlichen Zolloffizier übertölpelt?“
    Wie entzückend sie war! „Ja, und recht gut, nicht wahr? Aber haben Sie wohl in aller Öffentlichkeit mit mir geflirtet, Mylady?“
    „Eindeutig, Mylord. Der ehrenwerte Captain Rodmell wusste nicht, wo er hinschauen sollte.“
    „Du warst ziemlich

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