Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
Vom Netzwerk:
können?
    „Venmore!“
    Erschreckt fuhr er aus seinen angenehmen Träumen auf und sah sich um. Am Eingang zum Hof stand ein Mann und betrachtete ihn mit undeutbarer Miene. Nicht aggressiv, aber auch nicht freundlich. Als Lucius sich aufrichtete, kam der Mann heran und streckte ihm, nun lächelnd, die Rechte entgegen.
    „Ich bin Alexander Ellerdine, Harriettes Cousin.“
    „Ah ja!“ Lucius begrüßte den Mann.
    Er hätte es erkennen müssen, obwohl, von dem dunklen Haar und der Augenfarbe abgesehen, wenig Familienähnlichkeit vorhanden war. Dies also war der Cousin, den zumindest der Dorfklatsch als Harriettes zukünftigen Gemahl gesehen hatte. Sein Handschlag war fest, seine Miene offen. Lucius dachte, sein erster Eindruck müsse ihn getrogen haben.
    „Meine Glückwünsche, Mylord, zu denen ich gestern an der Kirche nicht mehr gekommen bin. Und meinen Dank.“
    „Wofür?“
    „Nun, für die Rettungsaktion. Die ganze Ladung wäre verloren gewesen.“ Ein wenig sarkastisch fügte er hinzu: „Diese Zolloffiziere sind unberechenbar! Aber in einer Krise verliert Harriette niemals die Nerven. Ich bin übrigens hier, um Wiggins Bescheid zu sagen, dass wir die Ware heute Abend fortschaffen.“ Anerkennend klopfte er den Hals des Pferdes. „Feines Tier.“
    „Ja, aus eigener Zucht.“
    „Und ein schickes Karriol. Hätte ich auch gern. Aber die Straßen in der Gegend taugen im besten Fall für ein Gig.“
    Tom führte das zweite Pferd aus dem Stall und half beim Anschirren, während Alexander das Gespann mit Kennerblick begutachtete.
    „Ich muss sagen, ich bewundere Sie, Mylord.“
    „Mich?“ Irritiert schaute Lucius auf.
    „Weil Sie es mit Harriette aufgenommen haben, wenn man es recht bedenkt.“
    „Was wäre da zu bedenken?“, fragte Lucius, plötzlich sehr aufmerksam.
    „Na ja, ihre Herkunft zum Beispiel. Die Lydyards waren nicht immer so respektabel, so steif Wallace sich auch gibt. Und Harriette hat keine Mitgift, die einen Gatten den … Rangunterschied … äh … vergessen ließe.“
    „Oh, und was soll mit der Herkunft sein?“ Bewusst verzog Lucius keine Miene, wenn er auch unversehens sehr wachsam war. Hatte sein Gefühl ihn doch nicht getäuscht, da war etwas an Alexander Ellerdine, das ihm gar nicht gefiel.
    „Nun, die Verbindung mit dem Feind jenseits des Kanals – Sie wissen von Harriettes Mutter?“
    „Ja, sicher.“
    Alexander zuckte die Achseln. „Man könnte Einwände haben, jetzt, wo drüben unsere Soldaten fallen. Und dann natürlich der Freihandel. Die Lydyards haben schon immer geschmuggelt. Ihre Familie, Venmore, muss wohl sehr nachsichtig sein.“
    Gezwungen gleichgültig entgegnete Lucius: „Harriette ist nicht die erste Dame französischen Blutes in der feinen Gesellschaft. Und da sie bereit ist, sich vom Freihandel zurückzuziehen, werden wir ihre Verbindung damit nicht herausposaunen müssen.“
    „So, dazu ist sie bereit?“ Alexander kniff unwillkürlich die Augen zusammen. „Das wusste ich nicht. Aber trotzdem, Gerüchte sind schwer aufzuhalten.“
    „Nur dann nicht, wenn uns jemand übel will.“
    Alexander lächelte reuig. „Ich jedenfalls nicht, Mylord. Ich wünsche Harriette für ihre Ehe wirklich nur das Beste. Allerdings wird der Schmuggel von manchen kaum anders betrachtet als Verrat, da es Handel mit dem Feind ist.“
    „Tatsächlich?“ Lucius überlief es eisig. Alexander Ellerdine, so arglos er sich gerade gab, beschmutzte mit dieser Begründung den Ruf jedes Schmugglers. War das Absicht?
    „Dieser Ansicht kann ich mich natürlich nicht anschließen“, fuhr Ellerdine freimütig fort. „Das Leben der Fischer ist hart, und ohne den Verdienst aus dem Freihandel würden sie hungern. Was bedeutet einem schon das Gesetz, wenn der Kochtopf leer bleibt? In der Gegend hier übersehen die Leute die Signale aus dem Turmzimmer angelegentlich.“
    „Ja, vermutlich.“ Lucius tastete sich behutsam vor. „Ohne das Signallicht kann man wohl kaum ein Boot sicher in die Bucht manövrieren.“
    „Richtig. Aber was, meinen Sie, tut man hier, wenn man wegen des Wetters nicht auslaufen kann und die Leute hungern?“
    „Was denn?“
    „Überlegen Sie doch, Mylord. Haben Sie nie von Strandräubern gehört?“
    Gespielt gleichgültig fragte Lucius: „Strandräuber? Was meinen Sie, Ellerdine?“
    Alexander antwortete nicht minder gelassen: „Es gehört zum Leben hier an der Küste, auch für die Lydyards. Verstehen Sie? In dunklen, stürmischen Nächten gibt man die

Weitere Kostenlose Bücher