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Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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wehtun.“
    Und dann beugte er sich zu ihr und küsste sie.
    Stimmen schreckten sie auf. Die Tür wurde so heftig aufgestoßen, dass sie gegen die Wand krachte. Schlitternd kam Tom, Alexanders Botenjunge, zum Stehen und stieß keuchend hervor: „Die Zollgarde, oben auf den Klippen. Ein Trupp Fahnder ist hierher unterwegs. Dabei liegt der Kutter schon in der Bucht, mit der Ladung!“
    Blitzartig dachte Harriette nach. Welch böses Schicksal hatte die Zöllner ausgerechnet heute Nacht hierher getrieben? Wenn ihr nicht gleich etwas einfiel, landete der edle Earl of Venmore samt seiner Frischangetrauten im Kerker von Lewes. Mühsam unterdrückte sie ein hysterisches Lachen. Unwillkürlich krallte sie Luke ihre Finger in den Arm, wie auf Unterstützung hoffend. Würde er helfen?
    „Geh, Tom, sag Mr. Alexander Bescheid; der Keller wird bereit sein, ich sorge dafür.“
    Tom stürzte wie gejagt hinaus.
    „Was hast du vor?“, fragte Lucius.
    „Das Problem lösen!“, entgegnete sie ohne Umschweife. Es blieb ihr auch nichts anderes übrig. „Wirst du mir helfen?“
    „Landen wir im Kerker?“
    „Möglich.“
    „Schöner kann man die Hochzeitsnacht nicht verbringen“, sagte er trocken. „Kann ich etwas tun?“
    Unwillkürlich musste sie schmunzeln. Er würde also helfen. Sein stummes Einverständnis beeindruckte sie.
    „Geh hinauf in das Turmzimmer. Du musst das Licht verdunkeln, sechs Mal, zähl dazwischen jeweils bis zehn. Wenn sie das Signal auf der Ghost sehen, werden sie antworten, mit ebenfalls sechs Leuchtzeichen. Anschließend löschst du die Lampe. Schnell, Luke.“
    Er war schon an der Tür. „Ich beeile mich. Was dann?“
    „Dann komm hinunter in die Küche; Wiggins wird dir den Weg zeigen. Ich werde auch gleich dort sein. Ich muss wegen der Ladung Vorsorge treffen.“
    Noch einmal hielt er inne und legte besorgt eine Hand auf ihren Arm. „Harriette, sag, wird es gefährlich für dich?“
    Wie von einem warmen Mantel fühlte sie sich von seiner Sorge eingehüllt. Sie legte ihre Hand über die seine. „Nein. Ich hoffe, wir kommen durch. Du wirst nicht in einer Zelle landen, dafür sorge ich.“
    „Sei vorsichtig, Harriette, ich möchte dich jetzt nicht verlieren.“
    Lucius tat, was sie ihm gesagt hatte, sah zu seiner Erleichterung auch die antwortenden Lichter aufblitzen und steuerte dann mit Wiggins’ Hilfe die Küche an. „Sie sind gewarnt“, flüsterte er Harriette ins Ohr, während er hinter sie trat und sie leicht an den Schultern fasste.
    Dankbar lächelnd sah sie sich zu ihm um. „Dann müssen wir jetzt warten.“
    Beschützend zog er sie näher an sich, und als ihr Haar sich weich um seine Hände ringelte, schoss, so lächerlich unpassend in dieser Situation, erneut hitziges Begehren durch seine Adern; verwirrend, da er diese Frau doch kaum kannte. Aber seine Hände spürten ihre Wärme, und aus ihrem Haar wehte der Duft nach Lavendel zu ihm auf, der die vage Erinnerung daran weckte, wie er, hilflos und verwundet, von ihr gepflegt worden war.
    „Da kommen sie“, sagte sie und brachte ihn wieder in die Gegenwart zurück. Und schon hörte man Hufschlag auf dem Pflaster draußen, jemand schob die Tür zum Hof auf, und von George Gadie angeführt hastete eine Prozession von Männern, mit Fässchen, Ballen und Kisten beladen, an ihnen vorbei durch die große Küche und die steinernen Stufen hinab in die Kellergewölbe. Keiner sprach ein Wort.
    Sie arbeiteten schnell und diszipliniert und kannten sich offensichtlich aus. So rasch, wie sie aufgetaucht waren, verschwanden sie wieder, nur Gadie blieb kurz stehen.
    „Alles erledigt, Captain, alles gründlich verstaut.“ Er grinste. „Die Ponys sind schon wieder in ihren Ställen; da hat sich Mr. Alexander drum gekümmert. Wir hatten Glück.“ Mit einem Nicken verabschiedete er sich und verschwand in der Nacht.
    Kaum aber waren sie zurück im Speisezimmer, da klopfte es donnernd am Portal. „Herrgott! Das müssen sie sein!“
    Als Wiggins einen jungen Offizier in den Raum führte, saßen der Earl of Venmore und seine Gemahlin einsam an ihren Enden der herrschaftlich langen Tafel, der Earl mit einem Weinglas in der Hand, aus dem er seiner Countess zutrank. Bewusst hatte Harriette den Kandelaber so platziert, dass nur sie von dem goldenen Lichtschimmer übergossen wurde.
    „Captain Rodmell, Mylady“, verkündete Wiggins.
    Der Captain, ein hagerer, nun ziemlich wütender Mann, da er sich der Früchte seiner Arbeit beraubt sah, fixierte

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