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Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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die Hafeneinfahrt und zu der finstersten Ecke des Kais; kaum dass man ein Segel knarren oder ein Tau ins Wasser klatschen hörte. Sie hielt den Atem an, lauschte über dem sanften Schwappen der Wellen nach verdächtigen Geräuschen. Das Herz schlug ihr bis zum Halse, während sie angespannt ins Dunkle spähte.
    „Captain Harry“, wisperte es plötzlich. „Ein schöner Tag zum Segeln.“
    Das Passwort! Marcel! „Ein warmer Südwind wäre gut“, ergänzte sie.
    Der wuchtige Mann kletterte vom Kai ins Boot und schlug Harriette vertraulich auf die Schulter. „Warum dieses Mal im Hafen, Captain?“
    Aus dem Schatten der Aufbauten trat Lucius vor. „Meinetwegen. Ein privates Geschäft. Ich muss einen Fahrgast an Bord holen.“
    „Ah, Monsieur, treffen wir uns wieder?“, meinte Marcel. „Beim vorigen Mal zweifelte ich Ihre Ehrbarkeit an – und Ihr Überleben.“
    „Ich bin der Earl of Venmore“, murmelte Lucius leise, aber unmissverständlich befehlsgewohnt. „Dieses Mal ist das mein Unternehmen.“
    Als Marcel misstrauisch die Brauen zusammenzog, erklärte Harriette: „Er ist mein Ehemann. Marcel, Sie können ihm vertrauen.“
    „Nun, Mylord, wenn Captain Harry für Sie bürgt …“ Der Schmuggler grinste breit. „Also gut, beladen wir den Kahn“, fügte er hinzu, und auf ein Handzeichen von ihm tauchten ein halbes Dutzend Männer auf und begannen, Ballen und Fässer an Bord zu schaffen.
    Harriette wollte gerade auf den Kai springen, wo Adam schon stand, da hielt jemand sie am Ärmel zurück. Ärgerlich fuhr sie herum.
    „Du wartest hier, auf der Ghost “, befahl Lucius leise, aber eindringlich. „Du wirst nicht an Land gehen. Gibt es auch nur das winzigste Zeichen, dass man uns erwischt hat, wirst du ablegen und umkehren, ohne Rücksicht auf uns, hörst du? Das ist ein Befehl!“
    „Nein! Wir warten!“, rief sie, von Furcht erfasst, und riss sich los.
    Doch Lucius ließ nicht mit sich reden. „Ihr verschwindet, auch ohne Adam und mich! Hören Sie zu, Gadie: Fall es für Ihren Captain gefährlich wird, stechen Sie in See. Und wenn Sie Captain Harrys Befehl missachten müssen! Meinem gehorchen Sie!“
    Unter dem wilden, zwingenden Blick des Earls murmelte Gadie: „Aye, aye, Sir.“
    „Gib mir dein Wort darauf, Captain“, verlangte er von Harriette.
    Nach kurzem Zögern gab sie seufzend nach. „Gut, mein Wort darauf.“ Sie wies auf einen von Marcels Männern. „Dieser Mann wird dich und Adam zu dem bewussten Gasthaus bringen.“
    Während Adam schon seinem Führer folgte, verhielt Lucius einen Augenblick. „Gott schütze dich, Captain.“
    Nie zuvor hatte sie ihn mit so grimmiger Miene gesehen. Zu ihrer Überraschung nahm er ihre Hand, zog sie galant an seine Lippen, als wäre er in einem Londoner Salon, und hauchte einen Kuss darauf. „Ich könnte mir nie vergeben, wenn dir etwas zustieße. Pass auf dich auf, Harriette.“
    „Du auch“, flüsterte sie, doch da war er schon fort. Würde er in eine Falle laufen? In ihrem Herzen lauerte die Furcht wie ein schwarzes Ungeheuer.
    „Horch!“ Angespannt spähte Harriette in die Nacht hinaus.
    „Ist etwas?“ Marcel war sofort bei ihr. „Was sind das eigentlich für Geschäfte, die Seine Lordschaft verfolgt?“
    „Er will Jean-Jacques Noir eine unschuldige junge Frau abjagen, die der in seiner Gewalt hat.“
    „Was Sie nicht sagen! Dann wird es uns eine Freude sein, Noir eins auszuwischen!“, knurrte er.
    „Das können Sie, glaube ich, sofort“, flüsterte sie, denn man hörte Schritte auf dem Pflaster. „Bitte alarmieren Sie Ihre Männer, Marcel.“
    Mit gedämpfter Stimme gab Marcel hastige Anweisungen in seiner Muttersprache. In einiger Entfernung tauchten Menschen auf, doch man konnte noch niemanden erkennen. Entschlossen riss sie den Dolch, den sie immer mit sich führte, aus ihrem Stiefelschaft. Dann sah sie Luke vorneweg, hinter ihm den französischen Schmuggler, ein Bündel im Arm, als Letztes Adam, der einen Arm um eine verhüllte Gestalt geschlungen hatte, die er mehr trug als mit sich zog. Ein weiterer Mann folgte. Noir? Nein, Luke wandte sich um und warf ihm ein paar Worte zu, und der Mann nickte.
    Dann waren sie am Schiff. Außer Atem. „Wir haben sie“, zischte Lucius und schob die vermummte Person über Bord, Harriette in die Arme. Anschließend schüttelte er seinem Begleiter die Hand. „Captain Henri, ich danke Ihnen von Herzen.“
    „Gern zu Diensten, Monsieur Lucius.“ Der junge Franzose verneigte sich militärisch

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