Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
Vom Netzwerk:
in ihrem Zimmer und verblutete gerade! Er hätte sich niemals von ihr fortschicken lassen dürfen! Wie rasend eilte er die Treppen hinauf und stürzte, ohne zu klopfen, in ihr Schlafgemach, wo er keuchend auf der Schwelle verhielt.
    Als die Tür aufflog, hob Harriette verärgert den Kopf, lachte aber leise und erleichtert auf, als sie Luke erkannte. Sein Gesicht war von Schlafmangel und Anspannung geprägt, seine Kleidung von Salzwasser und Schmutz verdorben und mit ihrem Blut befleckt. Nichts erinnerte mehr an den eleganten, modebewussten Gentleman des Londoner ton .
    Und doch, fand sie, hatte sie ihn nie mehr geliebt. Er lebte, war gesund, hatte sich gestern zwischen sie und die tödlichen Kugeln geworfen, und nun war er hier, hatte sie offensichtlich gesucht. Er war außer Atem. War er gar die Stufen heraufgerannt, aus Sorge um sie?
    Trotz allem, was er durchgemacht hatte, strahlte er eine unglaubliche Energie aus. Seine Augen leuchteten. Wie unglaublich gut er aussah! So maskulin! Und sie sehnte sich so sehr danach, ihn zu berühren, zu umarmen.
    Doch dann holte die Realität sie ein. War nicht ihr Handel hier und jetzt vollendet? Vermutlich war er nur wegen Marie-Claude hergekommen. Es endete hier. Wie töricht von ihr, mehr zu hoffen.
    Endlich fand Lucius seine Stimme wieder. „Ich dachte, du wärest tot.“
    „Wie du siehst, nein.“
    Sie saß, in ein Negligé aus feiner Spitze gehüllt, am Feuer; ihr Gesicht war bleich mit dunklen Ringen unter den Augen. Neben ihr stand mit missbilligendem Blick Meggie, eine schmale Rolle Leinen in der Hand. Offensichtlich hatte sie die Wunde erneut versorgt.
    „Sie muss jetzt ruhen, Mylord“, forderte Meggie.
    „Erst wenn ich mich von ihrem Wohlergehen überzeugt habe.“ Vor Erleichterung fühlte er sich nachgerade schwindelig. Sie hätte tot sein können, dachte er, jäh verärgert. Warum hatte sie ihm die Schussverletzung verschwiegen, die Schmerzen, die sie offensichtlich jetzt noch spürte?
    „Ich werde dafür sorgen, dass sie zu Bett geht. Aber erst, wenn ich mit ihr gesprochen habe“, verlangte er.
    „Du kannst mich ruhig allein lassen, Meggie“, bat Harriette.
    Auf dem Weg hinaus warf Meggie ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Schonen Sie sie, Mylord. Sie ist schwach.“
    „Das will ich“, sagte er ernst und schloss die Tür hinter ihr. Dann eilte er zu Harriette, ließ sich neben ihr auf ein Knie nieder und umfing zärtlich ihre Hände, die sie ihm gleich wieder entziehen wollte. „Lass mich doch“, bat er. „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du getroffen wurdest?“
    „Das wäre in dem Moment nicht hilfreich gewesen. Wir hatten keine Zeit zu verlieren! Übrigens war es nur ein Streifschuss. Schrappte über meine Rippen. Meggie hat ihn verbunden.“
    „Aber du musst viel Blut verloren haben! Hier, sieh die Flecken auf meiner Kleidung! Muss ich dir sagen, wie sehr ich dich bewundere?“ Er stand auf und wollte sie mit sich ziehen, als sie schmerzerfüllt aufkeuchte.
    „Ah, Harriette, verzeih! Du hast größere Schmerzen, als du zugeben willst“, rief er besorgt. Vorsichtig schob er ihr Negligé auseinander. Unter ihrem hauchfeinen Hemd schimmerte der Verband durch, doch außerdem entdeckte er zu seinem Entsetzen blutige Kratzer und großflächige Blutergüsse auf ihren Oberarmen.
    „Die Kiesel!“, erklärte sie mit einem halben Lachen, das genauso gut ein kleiner Schluchzer sein konnte. „Als du dich über mich warfst, drückten sie sich samt den spitzen Muscheln in die Haut. Das heilt schnell wieder.“
    „Harriette!“
    Sein Blick versank in dem ihren, in der klaren Tiefe ihrer Augensterne, in denen er auch Schmerz las. Die Vernunft verlangte, dass er sie sich fernhielt. Aber was hatte die Vernunft schon zu sagen angesichts dieser Frau mit ihrer unbändigen Tapferkeit? Diese Frau, die er mit ganzer Seele tief und innig liebte und lieben würde bis ans Ende seiner Tage. Wie hatte er so närrisch sein können, sich mit ihr auf diesen Pakt einzulassen, der ihr gestattete, ihn zu verlassen? Sosehr ihn sein unwiderstehliches Bedürfnis trieb, sie festzuhalten, zu trösten, sie an der glühenden Lebenskraft teilhaben zu lassen, die durch seine Adern pulsierte, umfing er sie doch nur leicht und bemächtigte sich sanft ihres Mundes. Zart wie ein Hauch, sich ihrer Schmerzen bewusst, küsste er sie, vergaß jedoch alles, außer dass er sie begehrte, als sie ihm ihre Lippen öffnete. Unwillkürlich zog er sie dichter an sich und küsste sie heißer,

Weitere Kostenlose Bücher