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Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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sich. Endlich wieder frei!
    „Meine Frau? Wie geht es ihr? Wo ist sie?“, stieß er als Erstes hervor.
    Neben George Gadie stand breit grinsend Adam, schmutzig und unausgeschlafen. „Gesehen habe ich sie noch nicht, doch soweit wir wissen, sind sie alle wohlbehalten auf Lydyard’s Pride.“
    „Also bist auch du ungeschoren davongekommen, kleiner Bruder. Wenn ich so ausschaue wie du …“
    „Schlimmer! Ich habe die Nacht im Dachgebälk der Dorfkneipe verbracht; verdammt unbequem, aber immer noch besser als ein Grab.“
    Als sie nämlich in der Nacht mit ihrer Last keuchend und schwitzend bei der Kirche angekommen waren, hatte Gadie sie durch den angrenzenden Friedhof bis ans hintere Ende geführt, wo entlang der Mauer eine Anzahl Grabmäler, mit Steinsärgen darin, aufragten. Das letzte in der Reihe betraten die beiden Fischer. Mit den Schultern stemmten sie von einem der Schreine die schwere Deckplatte und luden die Stoffballen darin ab.
    Anstatt jedoch den Deckel wieder zu schließen, schob George Gadie Lucius ebenfalls hinein, wobei er, ohne dessen Weigerung zu beachten, brummte: „Was würde wohl Captain Harry sagen, wenn Sie von den Soldaten erwischt würden, Mylord?“
    Und so hatte Lucius eine ihm endlos erscheinende Zeit in unbequemster Haltung in der Enge des kalten, dunklen und muffigen Kastens zugebracht, noch dazu von der schrecklichen Vorstellung geplagt, dass Harriette und Marie-Claude mit Marcus’ Baby womöglich von den Soldaten verschleppt wurden. Nur nicht daran denken! Vermutlich saßen sie längst sicher in Lydyard’s Pride. Wobei – noch stand nicht fest, ob Marie-Claude tatsächlich mit Marcus getraut worden war. Wie auch immer, er würde ihr helfen, denn sie war auch nur ein Opfer des schändlichen Noir.
    Sein nächster Gedanke war, wer wohl Captain Rodmell heute Nacht den Tipp gegeben hatte. Doch selbst wenn der Offizier durch puren Zufall auf die Ghost aufmerksam geworden war, hätte aus dem Turm das warnende Blinksignal gesendet werden müssen. Außerdem hatten, als sie einliefen, keine Transportponys bereitgestanden. Wenn seine Rückschlüsse stimmten, war Harriette möglicherweise in großer Gefahr, eine Vorstellung, die ihm das Blut in den Adern gerinnen ließ.
    Als schließlich der schwere Stein knirschend zur Seite geglitten war und sich ihm im hereinsickernden Morgenlicht eine Hand entgegengestreckt hatte, war er vor Ungeduld und Besorgnis beinahe einer Panik nahe.
    Inzwischen eilten sie schon über den Weg hinter dem Friedhof zu dem alten Herrenhaus hinauf. Lucius packte Gadie am Arm und hielt ihn ein wenig zurück. „Der Törn sollte fehlschlagen, richtig?“
    Gadie antwortete mit einem unsicheren Schulterzucken.
    „Ich sag dir was, Luke“, warf Adam ein. „Nicht die Soldaten haben geschossen. Die Schüsse kamen aus der entgegengesetzten Richtung. Und von Pistolen, nicht Gewehren, wie die Garde sie mit sich führt. Das würde ich beschwören.“
    „Pistolen?“, überlegte Luke laut. „Wieso habe ich das nicht bemerkt?“
    „Du warst ein bisschen abgelenkt“, sagte Adam grinsend. Dann riss er entsetzt die Augen auf. „Du bist getroffen?“
    „Wie? Nein!“
    „Aber da! Dein Jackett.“ Er fasste die Aufschläge und schob sie auseinander. „Und auch dein Hemd!“
    Lucius schaute an sich herab. Seine Kleidung war feucht und schmutzig, trotzdem waren deutlich dunkle Flecke zu erkennen. Getrocknetes Blut!
    „Harriette! Harriette ist getroffen worden!“ Und sie hatte kein Wort gesagt! Hatte es sogar abgestritten, als er fragte, und hatte ihn weggeschickt, um ihn in Sicherheit zu bringen … Wie schwer war sie verletzt? Hatte er die Witwe seines Bruder gerettet, nur um seine eigene Frau zu verlieren?
    Von unvorstellbarem Schrecken erfasst, rannte er los und hetzte den Weg zu Lydyard’s Pride hinauf. Der nächtliche Sturm hatte sich gelegt, und oberhalb der Klippen brach die Sonne durch den morgendlichen Dunst und glänzte auf dem alten Gemäuer, doch Lucius sah nichts davon, sondern sprang die Stufen hoch, stieß vehement die Tür auf und blieb erst in der schäbigen Halle stehen. Zu der frühen Stunde war niemand zu sehen, also durchsuchte er auf eigene Faust die Zimmer. Alles leer, auch nirgends ein Hinweis auf irgendein schreckliches Geschehen, kein Blut, keine Verbandsreste. Aber sie hatte doch so sehr geblutet, dass selbst seine eigene Kleidung etwas abbekommen hatte! Wie sollte er weiterleben, wenn sie schwer verletzt oder gar tot war? Vielleicht lag sie oben

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