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Vermählt mit einem Fremden

Vermählt mit einem Fremden

Titel: Vermählt mit einem Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE O'BRIEN
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aufgeschrien hätte. Sie fühlte seine Lippen sengend heiß auf den ihren, dann war er fort, eilte, ordentlich bepackt, den Gadies hinterher, die mit Adam schon ein Stück voraus waren.
    Harriette folgte ihm kurz mit den Blicken, ehe sie sich der jungen Frau zuwandte. Sie zog ihre Mütze vom Kopf und fuhr sich mit den Händen durch das Haar, dass es wirr über ihre Schultern fiel. Dann hüllte sie sich in Lukes Mantel, der lang und weit genug war, um ihre Seemannskluft zu verbergen – und das Blut, das vermutlich schon durch ihre Kleidung gedrungen war. Die Wunde tat abscheulich weh, doch sie durfte sich jetzt nichts anmerken lassen. Ein wenig verkrampft ging sie endlich zu der Fremden, die, ihr Kind im Arm, das ganze seltsame Schauspiel stumm betrachtet hatte.
    Lächelnd sagte sie: „ Bonsoir, Madame . Mein Name ist Harriette. Und sie sind Marie-Claude?“
    „Oh … eine Frau! Verzeihen Sie, das hatte ich nicht bemerkt …“ Sie sprach Englisch, zwar mit Akzent, aber gut verständlich.
    „Macht nichts. Madame , keine langen Worte; wir sind in Gefahr! Jeden Moment kann hier ein Zolloffizier mit seinen Soldaten auftauchen. Könnten Sie lauthals weinen und so tun, als ob Sie vor Angst ganz außer sich wären?“
    „Aber sicher!“
    „Dann hören Sie: Überzeugen Sie den Mann, dass Sie völlig hilflos und am Ende sind. Wenn es sein muss, werfen Sie sich weinend an seine Brust. Es hängt jetzt alles von Ihnen ab!“
    „Ja, Madame , es wird mir schon gelingen“, sagte sie lebhaft.
    Und da waren die Männer auch schon; Captain Rodmell voran, bogen sie mit lärmenden Schritten um die letzten Klippen, marschierten mit vorgehaltenen Gewehren auf die beiden Frauen zu und umringten sie.
    „Keine Bewegung“, befahl der Captain. Er wirkte ein wenig verblüfft, als er nur zwei Frauen dort stehen sah. Irritiert schaute er zwischen ihnen und dem Schiff hin und her. Schließlich ließ er seine Waffe sinken und grollte: „Was geht hier vor?“
    „Captain! Gott sei gedankt! Können Sie uns helfen?“, ächzte Harriette, Angst in der Stimme.
    „Ihnen helfen?“ Er hatte damit gerechnet, Schmuggelgut zu finden, und traute seinen Augen nicht, als er den Strand leer fand.
    Wie in ihrer Würde gekränkt, richtete Harriette sich auf. „Ich bin die Countess of Venmore. Sie scheinen mich nicht zu erkennen, Sir.“
    „Ich weiß sehr gut, wer Sie sind, Mylady“, sagte er giftig. „Was tun Sie hier?“
    „Dies ist meine Cousine Marie-Claude.“ Harriette zog die junge Frau, die schon in Tränen aufgelöst war, näher heran. „Ich habe sie gerade aus Frankreich errettet, einem grausamen Gatten entführt, der sie ihres Vermögens beraubt hat und drohte, ihr auch noch ihr Kind fortzunehmen. Ich muss sie irgendwie von hier fort bekommen, doch sie ist zu schwach, um zu gehen.“
    Misstrauisch beäugte der Captain den Kutter. „Wo ist denn Ihre Mannschaft?“
    „Auf und davon, weil ich mich weigerte, mehr zu zahlen als vereinbart. Und nun stehen wir hier; die arme Marie-Claude kann kaum das Kind noch halten, geschweige denn, sich selbst fortbewegen. Was sollen wir nur tun?“
    Die genannte Dame legte das Bündel mit dem Baby am Boden ab und schaute schluchzend zu dem Captain auf. „ Monsieur le Capitaine , ich flehe Sie an …“, hauchte sie mit schwerem Akzent.
    Ein Blick in ihre tränennassen, kindlich blauen Augen, und Captain Rodmell war verloren. Galant nahm er die zarte Hand, die sich ihm entgegenstreckte. „Madame …“
    „Ich bin so froh, in England zu sein, Monsieur. Sie wissen nicht, wie grausam mein Gemahl war.“ Ihre Tränen rannen noch stärker. „Er schlug mich. Er sperrte mich ein. Ich weiß, dass kein Engländer zu einer Frau so brutal sein könnte.“ Damit ließ sie sich schwer an seine Brust sinken, wie von aufwallenden Gefühlen überwältigt. Und wie auf ein Stichwort begann das Baby, das sich verlassen fühlte, zu wimmern.
    Panik im Blick, sah der Captain zu Harriette hinüber. „Was kann ich tun, Mylady?“
    „Wenn Sie uns behilflich sein wollen, Lydyard’s Pride zu erreichen?“
    Voller Eifer gab der gute Mann den Befehl, den schwachen, hilflosen Frauen auf dem Weg über die Klippen hinauf zum Herrenhaus tatkräftig zur Seite zu stehen. So blieb Harriette nur, die Zähne zusammenzubeißen, um ihre Schmerzen zu ertragen, während sie sich fragte, was in aller Welt Alex eingefallen war, und Gott dankte, dass Luke inzwischen weit weg und in Sicherheit war.

12. KAPITEL
    Lucius reckte und streckte

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