Vermählung um Mitternacht
wo du bleibst. Lovett, wenn jemand kommt, bin ich nicht zu Hause.«
»Sehr wohl, Madam.« Mit einer Verbeugung schloss er leise die Tür.
Julia setzte sich auf das Sofa, das Lady Birlington gegenüber stand. »Ich nehme an, Edmund hat es dir schon erzählt.«
»Dieser Narr kam heute Morgen in mein Ankleidezimmer gestürmt und wollte wissen, was zu tun ist.«
»Und? Hast du ihm gesagt, was wir tun sollen?«
»Ja. Er bekam das Gleiche zu hören wie du jetzt«, erklärte die alte Dame brummig. »Ich rate dir nämlich, nichts zu tun. Gar nichts.«
Julia wurde das Herz schwer. Bis zu diesem Moment war ihr gar nicht klar gewesen, wie sehr sie darauf gebaut hatte, dass Lady Birlington die Sache in Ordnung brachte.
Lady Birlington musterte sie scharf. »Schneidet man dich schon?«
»Ja. gerade eben, vor dem Haus. Lady Harrington und ihre Tochter.«
Zornige rote Flecken erschienen auf Lady Birlington Wangen. »Das ist ja nicht zu fassen! Ausgerechnet die! Bei der riecht man doch noch den Krämerladen. Ihr Vater war irgendein Emporkömmling. Es heißt, ein Kaufmann aus Birmingham, aber du weißt ja, dass ich auf Klatsch nichts gebe.«
»Zuvor war sie immer sehr nett zu mir.«
»Pah! Eine Idiotin ist das. Spricht dauernd bei mir vor, aber ich lass Lovett immer ausrichten, dass ich außer Haus bin. Man munkelt, Harrington habe die alte Hexe nur geheiratet, um dem Schuldgefängnis zu entgehen. Ich an seiner Stelle wäre lieber ins Gefängnis gegangen.«
Julia grinste. »Das wärst du bestimmt nicht. Du hättest dich bitter über die ungebügelten Laken beschwert. Ich wüsste gar nicht, was du ohne Laken anfangen solltest.«
»Ich würde mich schneller daran gewöhnen als an diese Närrin und ihre Tochter mit ihrem käsigen Gesicht. Ich krieg schon Magenschmerzen, wenn ich bloß an sie denke.«
Ephram knurrte im Schlaf. Sein Frauchen bückte sich und streichelte sein Ohr, bis er wieder zu schnarchen begann. »Daran ist nur diese vermaledeite Zeitung schuld«, murrte sie. »Ich hab ihnen gleich heute früh geschrieben und mein Abonnement gekündigt. Das soll ihnen eine Lehre sein.«
»Ich glaube nicht, dass die Zeitung schuld ist.«
»Wer denn dann?«
Julia hatte den ganzen Weg an nichts anderes gedacht und war zu einem schmerzlichen Schluss gekommen. »Nick. Das scheint seine Handschrift zu tragen. Und dass ich so viele Karten verteilt habe, macht die ganze Sache noch schlimmer.« Julia seufzte. »Ich hätte auf Alec hören sollen.«
»Pah. Alec ist auch nicht besser als du. Gestern Abend bei White’s hat er ziemliches Aufsehen erregt. Ganz ohne deine Hilfe, möchte ich hinzufügen.«
»Letzte Nacht?«
»Er hat sich mitten im Spielzimmer mit Nick geprügelt.«
»Alec war fürchterlicher Stimmung, als er heute Morgen heimkam.«
»Kann ich mir denken.« Lady Birlingtons scharfer Blick ruhte auf Julias Gesicht. »Und, hat ihm das rosa Seidennachthemd gefallen?«
Julia spürte, wie sie über und über rot wurde. »Ja. Glaube ich zumindest. Er errötete und ging aus dem Zimmer.«
»Davongerannt wie ein Feigling, was?« Sie nickte befriedigt. »Das ist ein gutes Zeichen. Bloß schade, dass der verflixte Artikel heute Morgen erschien.«
Es ist mehr als schade, dachte Julia, und ihr war ganz elend zu Mute. Sie hielt das Ganze für eine Tragödie von griechischen Ausmaßen. »Alec war außer sich vor Zorn.«
»Aber doch nicht auf dich, oder? Nick ist derjenige, den er anschreien sollte.«
Julia nahm ein Kissen vom Sofa und presste es an sich. »Ich habe nicht erwähnt, dass ich Nick im Verdacht habe, weil ich Angst hatte, Alec könnte zu ihm gehen und sie würden sich prügeln.«
»Oder Schlimmeres. Mir sind noch nie zwei Kerle untergekommen, die so fest entschlossen sind, sich zum Narren zu machen, und außerdem ist Nick sehr erfahren in Duellen.«
Julia zeichnete eine Blumenstickerei auf dem Kissen nach. »Wenn es doch nur einen Weg gäbe, das alles wieder in Ordnung zu bringen.«
»Ach, das wird schon wieder«, erklärte Lady Birlington und rückte ihr Tuch zurecht. »Keine Angst.«
»Aber du meintest, wir können nichts machen.«
»Nein, ich habe gesagt, du sollst nichts machen«, entgegnete die alte Dame barsch. »Das ist etwas anderes.«
Julia legte das Kissen weg. »Könntest du mir das vielleicht ein bisschen erklären?«
Lady Birlington seufzte. »Eigentlich ist es ganz einfach. Du musst nur so weitermachen, als wäre nichts geschehen.«
»Aber jeder weiß doch, was passiert
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