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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hawkins
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ungesunde Röte zeigte. »Dieser Schuft hat dich nackt gemalt.« Julia guckte wieder auf das Gemälde, konnte die fleischfarbene Gestalt, die auf dem Sofa lag, jedoch kaum ausmachen. Sobald sie jedoch die grünen Augen über dem Fächer entdeckte, schrak sie zusammen. »Himmel!« Sie betrachtete die vielen verschwommenen Gesichter ringsum. »Vielleicht merkt es ja keiner.«
    »Wie sollte man das übersehen? Das Bild ist fast lebensgroß.« Noch während Lady Birlington das sagte, begannen die Leute auf das Gemälde zu zeigen. »Verdammt. Jetzt hilft uns bloß noch die Flucht nach vorn.«
    Die alte Dame schaute sich in der Menge um und fixierte schließlich einen schmalbrüstigen jungen Mann, der neben Therese stand. »Sie! « rief sie und stampfte mit dem Stock auf. »Was hat das zu bedeuten?«
    Bentham guckte Therese unsicher an, räusperte sich und sagte dann laut: »Lady Hunterston verlangte, dass ich einen Akt male. Natürlich habe ich Einwände erhoben, aber die Bildkomposition war dann so herrlich, dass ich nicht mehr die Kraft hatte, mich dagegen zu wehren.«
    Einen so hanebüchenen Unsinn hatte Julia noch nie gehört. Bentham mochte ja ein erstklassiger Maler sein, aber als Schauspieler war er eindeutig eine Niete. Sogar Desiree, die man wahrhaftig nicht als Königin der Bretter bezeichnen konnte, hätte seinen Text gewandter vorgebracht. Leider war Benthams Behauptung derart aufsehenerregend, dass Julia befürchtete, nur ihr sei etwas aufgefallen. Hinter diesem neuesten Versuch, sie in einen Skandal zu verwickeln, musste jemand anders stecken als der verträumte Künstler.
    Julias Blick fiel auf Therese. Ihre Cousine strahlte, ihren reizenden Schmollmund umspielte ein erfreutes Lächeln, und überhaupt sah sie aus wie jemand, der mit sich und der Welt hochzufrieden war.
    Lady Birlingtons Miene verfinsterte sich. »Hoffentlich ist Bentham klar, worauf er sich eingelassen hat. Hunterston wirkt, als wolle er gleich jemanden in der Luft zerreißen.«
    Alec stand in der Nähe des Podiums, sein Gesicht starr vor Zorn. Er guckte Bentham an, als überlege er, welchen Knochen er ihm zuerst brechen solle. Bei diesem Anblick raffte Julia alle Entschlossenheit zusammen. Wenn sie nicht bald etwas unternahm, würde das Chaos ausbrechen.
    Sie lief zum Gemälde und betrachtete es aus der Nähe. »Schade, dass es mir nicht ähnelt.«
    Bentham wurde rot. »Natürlich ähnelt es Ihnen.«
    »Das Gesicht schon, das stimmt. « Sie guckte auf ihren Busen hinab, der sich gegen das bronzefarbene Kleid presste, und dann auf die runderen, robusteren Formen des Akts. »Leider ist der Rest nicht besonders gut getroffen. Schade. Ich habe mir schon immer gewünscht, ein wenig kurvenreicher zu sein.«
    Die Herzoginwitwe beugte sich vor. »Stimmt, Lady Hunterston, Sie sind entschieden dünner als diese Frau.« Sie richtete sich wieder auf und zog die Augenbrauen hoch. »Anscheinend hat Bentham Ihren Kopf versehentlich auf den Körper einer anderen Frau gesetzt.«
    Bentham begann zu protestieren, doch eine plötzliche Bewegung Alecs bewog ihn, hastig zurückzuweichen. Bevor Alec ihm folgen konnte, hielt Lucien ihn zurück.
    Lady Birlington schaute über Julias Schulter. »Hmmpf. Die Füße stimmen auch nicht. Keine Ahnung, wen er da gemalt hat, aber sein Modell hat winzige Füße.« Zornig blickte sie sich im Raum um. »Alle Frauen mit großem Busen und kleinen Füßen bitte sofort vortreten. «
    Darauf erhob sich schallendes Gelächter, und ein verwegener junger Schnösel rief aus: »Immer her mit ihnen, Lady Birlington, ich untersuche sie schon.«
    Die Spannung löste sich und wich einem ausgelassenen Gelächter. Erleichtert seufzte Julia auf und beugte sich noch einmal so nah zu dem Gemälde vor, dass ihre Nase fast die Leinwand berührte. »Da ist ja auch ein Muttermal. Hier an der Hüfte. Ich habe keins. Die einzige Person meiner Bekanntschaft, die ein Muttermal an dieser Stelle hat, ist... « Sie hielt inne und wurde rot. Dann warf sie Therese einen raschen Blick zu. »Ach herrje.«
    Ihr Verdacht hätte nicht offensichtlicher sein können, wenn sie ihn laut geäußert hätte.
    Edmund starrte Therese mit großen Augen an. »Und dabei ist sie nicht mal verheiratet.« Seine Stimme war im ganzen Saal zu hören.
    Therese wurde blass. »Das bin nicht ich. Jeder Dummkopf kann sehen, dass es Lady Hunterston ist.«
    Impulsiv trat Bentham vor. »Lady Hunterston ist...«
    »Bentham! « rief Lady Birlington aus. »Wollen Sie etwa, dass ich diese

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