Vermählung um Mitternacht
will, dass dieses unverschämte Stück so in Misskredit gebracht wird, dass keiner je wieder ihren Namen erwähnt.«
»Dann finde heraus, wie ich sie allein antreffen kann.«
»Was hast du vor?« fragte sie misstrauisch. »Ich werde nicht dulden ...«
»Hör zu, du dummes Ding«, zischte er. »Wenn ich auf den Kontinent fliehen muss, bleibst du allein hier zurück, dann kannst du irgendeinen Landjunker ehelichen, wenn dich einer haben will.«
Das brachte Therese zum Schweigen. So etwas konnte sie nicht zulassen.
Nick hielt die Pferde vor dem Covington House an. Er warf dem herbeieilenden Lakai die Zügel zu und sprang vom Bock.
Als er Therese herunter half, klammerte sie sich an seine Arme. Die Sonne schien durch das Blätterdach über ihnen und ließ sein Haar golden aufleuchten. Gesäumt von dichten schwarzen Wimpern, strahlten seine Augen tiefblau. Er zog den Handschuh aus und hob ihr Kinn lässig mit dem Finger an. Ein zufälliger Beobachter hätte gedacht, er wolle ihr ein Kompliment machen.
»Stelle meine Geduld nicht auf die Probe. Niederlagen verkrafte ich nicht gut. Ich würde dir nur ungern den hübschen Hals brechen.«
So kannte sie ihren Nick. Merkwürdig beruhigt von dieser Drohung, fasste sie ihn am Handgelenk und streifte seine Finger mit ihren feuchten Lippen. »Ich liebe dich, Nick.« Mit angehaltenem Atem wartete sie auf seine Reaktion.
Er entzog ihr seine Hand. »Wirf dich nicht an mich weg, meine Süße. Ich bin deine Liebe nicht wert, niemandes Liebe.«
Ohne sich noch einmal umzusehen, stieg er in den Jagdwagen und fuhr die Straße hinunter.
Therese schaute ihm nach, bis er außer Sichtweite war. Sie fühlte sich zutiefst gedemütigt und enttäuscht, doch gab sie diesen Gefühlen nicht nach. Sie verstand zwar nicht, wie sie einen derartig kalten Mann lieben konnte, aber sie tat es. Sie würde tun, worum er sie bat, doch ihr Stolz gestattete nicht, dass die Dinge weiterliefen wie bisher.
Da sie sich der neugierigen Augen durchaus bewusst war, die möglicherweise auf sie gerichtet waren, setzte sie ein Lächeln auf. Sie brauchte einen Plan, einen Plan, mit dem sie Alec in die Knie zwingen und Julia so ruinieren würde, dass nichts mehr sie retten könnte.
Einen Plan, mit dem sie Nick für sich gewinnen würde.
In einiger Entfernung entdeckte sie Lord Benthams dürre Gestalt. Es gab die verschiedensten Mittel und Wege, einen Skandal zu provozieren. Sie lächelte noch breiter, bückte sich, als hätte sie einen Stein im Schuh, und wartete.
18. KAPITEL
Julia eilte zur Kutsche, ein ledergebundenes Rechnungsbuch unter dem Arm. Reverend Ashtons Begabung lag eher auf dem Gebiet der geistigen Inspiration, weniger im Aufzeichnen der Ausgaben. Während kein Schäfchen auf seelischen Beistand verzichten musste, sammelten die Bücher oft Staub an, da nie etwas in sie hineingeschrieben wurde.
Der Pfarrer war sich seiner Schwäche bewusst und hatte Julia gebeten, Ordnung in seine Bücher zu bringen, damit alles bereit war für ihr neues Projekt. Obwohl sie nicht sicher war, ob sie etwas ausrichten könnte, hatte Julia zugestimmt, es zu versuchen. Zumindest hätte sie dann Sinnvolleres zu tun, als Seidenkleider zu tragen und belanglose Gespräche zu führen, beides Aktivitäten, die allmählich an Reiz verloren.
Die Vereinigung war in der letzten Woche zweimal zusammengekommen, um ihre Pläne zu konkretisieren, doch es waren noch jede Menge Einzelheiten zu regeln, Julia seufzte und ließ ermattet die Schultern sinken. Ihr Plan musste einfach klappen, was es auch kosten mochte. Die Frauen von Whitechapel bauten auf sie. »Da sind Sie ja, Cousine.«
Nick stand vor ihr, exquisit in Lederbreeches und einen engen dunkelblauen Rock gekleidet. Eigentlich überraschte es sie nicht, ihm hier zu begegnen. Er hatte schon mehrfach versucht, mit ihr zu sprechen, doch Alec und Lady Birlington hatten ihn immer von ihr fern gehalten. Anscheinend glaubten sie, er sei gefährlich, doch Julia hatte keine Ahnung, warum. Sie wusste genau, wer und was er war. »Was machen Sie denn hier?«
Amüsiert verzog er den Mund und musterte sie aufmerksam von Kopf bis Fuß. »Diesen Grünton sollten Sie immer tragen, meine Liebe. Er steht Ihnen hervorragend.«
Damit mochte Nick Recht haben, doch ihr passte nicht, dass er mit ihr flirtete. »Danke. Es war nett, Sie zu treffen, aber jetzt muss ich wirklich weg.« Sie nickte ihm freundlich zu und wollte an ihm Vorbeigehen.
Er trat ihr in den Weg, so dass sie einen Schritt
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