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Vermählung um Mitternacht

Vermählung um Mitternacht

Titel: Vermählung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hawkins
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zurückweichen musste. »Sie scheinen ja in großer Eile zu sein. Sagen Sie, wo ist denn mein fürsorglicher Vetter?« Er blickte zur Kutsche. »Ah, ich sehe, Sie haben nicht Alec dabei, sondern den ehrenwerten Johnston.«
    Julia nahm das schwere Buch in die andere Hand. Ihr missfiel die Art, wie er sie anschaute - als wäre sie einer von Mrs. Winstons Kuchen. »Was wollen Sie, Nick? Ich habe heute viel zu tun.«
    »Wieso nehmen Sie an, ich könnte etwas wollen ?«
    »Weil es höchst unwahrscheinlich wäre, dass Ihr Weg Sie andernfalls nach Whitechapel führen würde.« Sie merkte, dass dies nicht ganz zutreffend war. Für einen Mann von Nicks Format gab es durchaus noch einen anderen Grund, diesen Teil Londons aufzusuchen. »Sie steigen doch nicht etwa den ortsansässigen Kokotten nach, oder?«
    Seine Augen weiteten sich, bevor er den Kopf in den Nacken warf und laut lachte. »Teufel noch mal, Cousine. Sie sind aber wirklich unverblümt. Nein, ich bin im Namen der Barmherzigkeit unterwegs.«
    Zweifelnd guckte Julia ihn an.
    Er lächelte reuevoll. »Verunsichert von einer jungen Dame mit Brille.« Er legte die Hand aufs Herz und seufzte. »Mein Ruf ist ruiniert.«
    Trotz ihres Misstrauens musste Julia grinsen. Wenn Nick aus vollem Herzen lachte, sah er Alec noch ähnlicher. »Nun rücken Sie schon mit der Sprache heraus, Nick, und sagen Sie, was Sie wollen. Das spart uns beiden eine Menge Zeit.«
    Geschlagen breitete er die Arme aus. »Ich gebe alles zu. Ich bin hergekommen, um Sie zu suchen, Julia.«
    »Warum sind Sie nicht einfach ins Hunterston House gekommen? Mrs. Winstons Sahnetörtchen sind hervorragend.«
    »Um Ihnen inmitten der Schar Ihrer Bewunderer meine Aufwartung zu machen? Da wären wir zu oft gestört worden.« Träge betrachtete er sie und zog sich die Handschuhe aus. »Außerdem hat mir Alec unmissverständlich klargemacht, dass er mich nicht in Ihrer Nähe sehen will.«
    Überraschenderweise belebte sie diese Vorstellung. »Ach. Hat er das geäußert?«
    »Ja«, erwiderte Nick, der plötzlich zwei steile Falten zwischen den Brauen hatte. »Mehrmals sogar, und zwar deutlich. Bei einem Ehegatten ist eine solche Hingabe ein wenig überzogen. Er macht Sie noch zum Gespött der Leute, wenn Sie ihn nicht ein wenig zügeln.«
    »Alec ist es egal, ob man sein Verhalten überzogen findet oder nicht. Er befürchtet, dass ich einen Fehler begehe und Sie dann das Vermögen erben.«
    »Wäre das denn so schlimm?« Er streckte die Hand aus und band die Schleife unter ihrem Kinn neu. Seine Augen verdunkelten sich, bis sie mitternachtsblau wirkten. »Sie, meine Süße, wären auf keinen Fall mittellos. Ich würde für Ihre geliebte Wohltätigkeitsarbeit großzügig spenden.«
    »Würden Sie mir die Hälfte der Einkünfte geben?«
    Seine Hände hielten inne. »Die Hälfte? Das ist ein bisschen viel. Was halten Sie von fünftausend? Eine solche Summe wäre doch überaus großzügig.«
    »Alec hat mir die Hälfte abgegeben.«
    Ein rätselhafter Ausdruck zeigte sich in Nicks Gesicht. »Wirklich? Und wie ist es Ihnen gelungen, meinen hartherzigen Vetter zu becircen?« Mit unverschämter Aufmerksamkeit fixierte er ihren Busen. »Oder brauche ich das nicht zu fragen?«
    Julia trat zur Seite. »Alles, was Sie zu wissen brauchen, ist, dass ich tun werde, was ich kann, damit Sie das Erbe nicht antreten.« Er lachte. »Sie sind wirklich entzückend, Julia. Aus Ihrem Mund klingt selbst die schmutzige Wahrheit annehmbar. Und was für ein hübscher Mund es ist.«
    Sie versuchte, ihren Ärger zu unterdrücken, und packte das Buch fester. In letzter Zeit waren ihre Tage derart angefüllt mit frivolen Nichtigkeiten, dass sie sich richtig auf ein paar Stunden sinnvoller Betätigung gefreut hatte. Nun musste sie sich auch noch von diesem Wortwechsel mit Nick langweilen lassen. Allerdings konnte Julia nicht vergessen, wie verletzt Alec ausgesehen hatte, als er ihr von seinem Vetter erzählt hatte. Vielleicht konnte sie Alec seine Großzügigkeit ja irgendwie vergelten.
    Julia legte den Kopf schief. »Alec hat mir berichtet, dass Sie beide sich einmal sehr nahe standen.«
    Nicks Lächeln wurde schmal. »Es überrascht mich, dass er überhaupt von mir gesprochen hat.«
    »Das sollte es nicht.« Sie tätschelte ihm den Arm. »In jeder Familie gibt es Streitigkeiten.«
    Er brach in erstauntes Gelächter aus. »Mein Gott, wollen Sie etwa, dass Alec und ich uns wieder versöhnen?«
    »Warum nicht? Sie beide besitzen kaum andere Familie.«

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