Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vermaehlung um Mitternacht

Titel: Vermaehlung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
Vom Netzwerk:
und öffnete leise die Tür. Mit angehaltenem Atem starrte sie auf die Tür gegenüber.
    Aus Alecs Zimmer drang kein Laut. Mit einer Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung schlüpfte sie hinaus und stahl sich den Flur entlang.
    Es überraschte sie nicht, dass er noch im Bett lag. Er war sternhagelvoll gewesen, als sie ihn gestern in der Bibliothek aufgesucht hatte. Der Brandy hatte seine Leidenschaft ins Unermessliche gesteigert, das hatte sie an seinen silbern glitzernden Augen gemerkt und an seinem Blick - wie ein hungriger Wolf, der ein Lämmchen anschaute. Aber Julia hatte die Zeichen ignoriert, entschlossen, die Sache mit Muck zu erklären.
    Das war ihr erster Fehler gewesen. Ihr zweiter Fehler war es gewesen zu vergessen, wie benommen sie in seiner Nähe immer wurde. Und als er sie küsste ... sie zitterte, als sie eine verräterische Erregung überkam, schloss die Augen und genoss die Erinnerung.
    Irgendwo weiter vom ging eine Tür, und Julia rief sich streng zur Ordnung. Sie hätte empört sein sollen über Alecs Forderung. Doch das war sie nicht. In Wirklichkeit hatte sie es ziemlich aufregend gefunden, um einen Kuss zu feilschen. Wenn sie ehrlich war, musste sie sogar zugeben, dass sie mehr gewollt hatte. Doch diesen Gedanken verdrängte sie rasch.
    Sie seufzte und zwang sich, sich der vorliegenden Aufgabe zu widmen: den Argusaugen von Alecs übereifrigen Dienstboten zu entgehen. Nach letzter Nacht brauchte sie etwas Zeit, um sich über die Gefühle klar zu werden, die der Kuss ihres verruchten Gatten in ihr hervorgerufen hatte.
    Julia beugte sich über das Treppengeländer und spähte in die Eingangshalle. Helle Sonnenstrahlen wärmten das gebohnerte Parkett, so dass es im Raum leicht nach Bienenwachs roch. Von unten rief Mrs. Winston nach Burroughs, damit er ihr half, die Tabletts mit dem Frühstück hinaufzutragen. Ohne weitere Zeitverschwendung hastete Julia die Treppe hinunter und eilte zur Tür hinaus.
    Strahlender Sonnenschein empfing sie. Julia blinzelte in die Sonne. Vögel zwitscherten, die Bäume rauschten, und auf dem Kopfsteinpflaster erklang Hufgeklapper. Es war ein herrlicher Tag.
    Lächelnd rückte sie den Strohhut zurecht und band die kirschroten Bänder. Das Einzige, was jetzt noch fehlte, um den Tag vollkommen zu machen, war Alec, der seinen Kuss einforderte.
    Sie stellte sich vor, dass die warmen Sonnenstrahlen in ihrem Gesicht in Wirklichkeit seine Hände waren. Sie wünschte sich, er würde sie in die Arme nehmen und küssen, bis sie nach Atem rang. Einen Augenblick lang gestattete sie sich, dieser Tagträumerei nachzugeben, bis das Rattern einer Kutsche sie wieder in die Wirklichkeit zurückholte.
    „Genug jetzt“, murmelte sie und zupfte den Schal aus spanischer Spitze zurecht. „Am besten streichst du den letzten Abend ganz aus deinem Gedächtnis.“
    Alec würde ohnehin mit höllischen Kopfschmerzen erwachen und sich nicht mehr an ihren Besuch in der Bibliothek erinnern. Seufzend überlegte Julia, wie bedauerlich es doch war, dass sie sich immer nach Dingen sehnte, die sie nicht bekommen konnte.
    „Wohin des Wegs an diesem strahlenden Morgen?“ riss sie eine tiefe männliche Stimme aus ihren Überlegungen.
    Julia erstarrte. Alec lehnte an seinem Jagdwagen, frisch rasiert und makellos gekleidet. Er sah sündig, gefährlich und attraktiv aus.
    Ihr erster Impuls war, kehrtzumachen und ins Haus zurückzueilen. Oder rasch noch das kirschrote Musselinkleid anzuziehen, dass sie erst kürzlich gekauft hatte. Warum, o warum nur trug sie das grün gestreifte Batistkleid? Sie fing seinen fragenden Blick auf und errötete. „Ich dachte, du schläfst noch.“
    „Schleichst du deswegen wie eine Diebin aus dem Haus?“
    „Ich schleiche nicht!“
    Er zog die Brauen hoch, um höflich anzudeuten; dass er ihr das nicht abnahm. Die Sonne schien auf seinen sinnlichen Mund - jener Mund, der den ihren so mühelos in Besitz genommen und ihr den Atem geraubt hatte, bis sie nur noch Alec schmeckte.
    Julia entdeckte, dass sie die Bänder ihres Hutes viel zu fest gebunden hatte, und zog sie rasch auf. „Ich wollte die Dienstboten nicht belästigen.“ Oder sich von ihnen belästigen lassen, was der Wahrheit schon eher entsprach.
    „Wolltest du etwa ohne Begleitung ausgehen?“
    Der trügerisch höfliche Ton machte Julia nervös. Misstrauisch beäugte sie ihn. „Ich wollte eine Droschke rufen.“
    In einer einzigen geschmeidigen Bewegung stieß er sich von der Kutsche ab und baute sich vor ihr

Weitere Kostenlose Bücher