Vermaehlung um Mitternacht
Herr im Himmel, hatte sie etwa vor ... Über seinem Magen hielt sie inne, ließ die Hand dort federleicht ruhen. Schwer atmend öffnete er die Augen.
Julia starrte ihn an, mit dunklen Augen. „Ich werde dir einen Kuss geben.“
Er wollte mehr. Doch fürs Erste würde er akzeptieren, was sie zu geben bereit war. Ohne ihr Zeit zu geben, ihren Entschluss noch einmal zu überdenken, nahm er sie in die Arme und küsste sie genau so, wie er sie allnächtlich in seinen Träumen zu küssen pflegte, verschlang sie wie ein Verhungernder, dem man ein Festmahl servierte. Er grub die Hände in die Falten ihres Morgenrocks und fand darunter die geschmeidigen Kurven, er presste sie an sich, rieb sich an ihr, damit sie spüren konnte, wie sehr er sie begehrte.
Zuerst war sie steif und unnachgiebig, doch nach einer Weile begann sie zu stöhnen und seine Liebkosungen zu erwidern, ebenso fordernd und leidenschaftlich wie er.
Er küsste sie, bis sie kraftlos und schwer atmend in seinen Armen lag. Dann kratzte er den letzten Rest an Selbstkontrolle zusammen, gab sie frei und stolperte davon. Julia lehnte sich an den Sessel und stützte sich auf die Lehne.
Immer noch keuchend, betrachtete sie ihn ärgerlich. „Also, ich habe den Preis gezahlt. Muck kann bleiben.“
Sie wies ihn zurück, obwohl sie von seiner Berührung noch zitterte. Alec wandte sich ab; ihm tat alles weh. Er versuchte, sein heftig pochendes Herz zu bezähmen, und sank in den Sessel. „Das war erst der Anfang, meine Liebe. Du zahlst für jeden einzelnen Tag, den das Kind im Haus ist.“
Julia erstarrte, eine Hand an der Wange. „Jeden Tag?“ Ihre Stimme zitterte leicht.
Alec wagte nicht zu antworten, er schaute sie nur an. Guckte auf ihre weiße, glatte Haut, ihre runden Brüste und ihre unglaublich langen Beine, die sich unter dem Morgenrock abzeichneten. „Es gibt kein Zurück, Julia. Ich darf dich küssen, wann und wo ich möchte.“
Julia funkelte ihn an. „Du kannst über deinen Vetter sagen, was du willst, aber wenigstens ist er ein Gentleman.“
Zum Teufel mit Nick. Der brauchte nur mit Münzen um sich zu werfen, und schon stand er da wie ein Gentleman, während er gezwungen war, irgendeine Höllenbrut zu adoptieren, um Julias Verantwortungsgefühl zu befriedigen. Einen wilden Augenblick lang spielte er mit dem Gedanken, auf sein Erbe zu verzichten und zu seiner alten Lebensweise zurückzukehren, weiter auf dem Pfad des Verderbens zu wandeln, den die Halbwelt bot, und Nick das Vermögen zu überlassen.
Aber das konnte er nicht. Er mochte ein Wüstling und ein Schuft sein und weniger Prinzipien haben als jeder andere Mensch, aber er hatte doch seinen Stolz. Und für ein Jahr hatte er Julia. „Du kennst meinen Vetter nicht.“
Julia seufzte entnervt. „Du bist betrunken. Ich rede lieber morgen mit dir, wenn du wieder bei Sinnen bist.“ Sie riss die Tür auf und ging aus dem Zimmer, ohne sich noch einmal umzudrehen. Die Spannung verflog, sobald die Tür geschlossen wurde. Alec sank in sich zusammen und starrte an die Decke.
Seine einzige Hoffnung war, Julia zu überzeugen, dass er ihre Aufmerksamkeit verdiente. Aber wie sollte er einen solchen Wandel herbeiführen, wo er sich doch gerade erst als Ungeheuer erwiesen hatte? Er rieb sich die Stirn und verfluchte sein stürmisches Temperament und seine ungezügelten Leidenschaften.
Und doch stimmte ihn das Ergebnis dieses Abends nicht ganz traurig. Julia hatte zugestimmt, ihn jeden Tag zu küssen. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Ja, sie würde sich Tag für Tag in seine Umarmung fügen - das war immerhin ein Anfang.
Plötzlich kam ihm die Zukunft viel freundlicher vor. Leise vor sich hin summend, ging er zur Karaffe und füllte jedes Glas auf dem Tablett.
Er würde etwas wegen Nick unternehmen müssen. Die Hochzeit lag kaum zwei Wochen zurück, und schon hatte er Julia in einen Zwischenfall verwickelt. Sie mochte seinen Vetter ja für unschuldig halten, aber Alec wusste es besser: Nick tat nie etwas ohne Grund.
Er stellte die Gläser in einer Reihe auf, hob das erste und kippte es rasch hinunter. Wie sehr das den ton und jeden, der ihn kannte, auch erstaunen mochte - sein Leben würde sich ändern. Er plante, sich in den ergebensten Ehemann der Saison zu verwandeln.
Er hob das nächste Glas und trank es aus. Zum Glück konnte er sich guten Brandy leisten. Er hatte das Gefühl, er würde jeden einzelnen Tropfen brauchen.
13. KAPITEL
Julia nahm ihren Hut vom Beistelltischchen
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