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Vermaehlung um Mitternacht

Titel: Vermaehlung um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Hawkins
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Julia musterte Alecs muskulöse Oberschenkel, die in rehbraunen Breeches steckten.
    Himmel, Lady Birlington hatte Recht. Die Breeches wurden wirklich jedes Jahr enger, und die Männer sollten sich schämen. Und doch konnte Julia kein echtes Bedauern empfinden, sondern nur atemlose Bewunderung und den überwältigenden Wunsch, diese wunderschönen Oberschenkel zu berühren, über die steinharten Muskeln zu streichen und die Wärme seiner Haut zu kosten und ...
    Alec setzte sich wieder hin und ließ die Pferde anziehen. Dann bog er von der Hauptstraße ab. „Vermutlich möchtest du zuerst in die Bond Street.“
    Sie musste all ihre Willenskraft aufbringen, um den Blick von dem Oberschenkel abzuwenden. „O ja. Einkaufen“, sagte sie, wobei ihr ihre eigene Stimme heiser vorkam. „Ich möchte einkaufen gehen.“
    Er guckte sie neugierig an. „Was wünschst du dir denn so sehr, dass du deswegen im Morgengrauen aufstehst?“
    Julia schaute in den strahlenden Himmel auf. „Dem Sonnenstand nach zu urteilen, haben wir mindestens neun Uhr. “ Sie lächelte. Der herrliche Sonnenschein wärmte sie bis in die Zehenspitzen. „Mein Vater ist immer um sechs Uhr früh aufgewacht.“ Alec bemerkte, dass ihre Augen hinter der Brille strahlten, grün mit goldenen Flecken. Ihre dichten Wimpern warfen Schatten auf ihre Wangen, und die Sonne ließ ihr honigbraunes Haar golden aufleuchten. Gott, war sie reizend.
    Sie wandte ihm ihre erstaunlichen Augen zu. „Meine Eltern haben sich jeden Morgen auf die Vordertreppe gesetzt und den Sonnenaufgang betrachtet.“ Grübchen zeigten sich in ihren Wangen. „Ich glaube, es war nur eine Ausrede, um allein zu sein, aber Vater wollte es nie zugeben.“
    Alec versuchte, sich an seine Mutter zu erinnern, doch alles, was ihm einfiel, waren Tränen und klammernde Umarmungen. Er schüttelte das unangenehme Gefühl ab. „Deine Eltern waren einmalig.“
    „Sie haben einander geliebt“, entgegnete sie schlicht.
    Einen winzigen Moment war Alec neidisch auf diese Liebe. Er verzog das Gesicht. Sicher war er nur müde, weil er wieder kein Auge zugetan hatte.
    Seine Frau, die sich seines inneren Aufruhrs gar nicht bewusst war, zog eine Liste aus dem Retikül. „Ich brauche blaue Bänder und einen rosaroten Schal.“ Sie schaute zu ihm auf und kicherte. „Der Schal ist für Lady Birlington. Sie will es zwar nicht zugeben, aber sie hat ein tendre für Admiral Hutchins. Erst gestern hat er geäußert, wie reizend sie in ihrer rosa Pelisse aussehe, und ich dachte, als kleines Dankeschön für ihre Hilfe wäre das genau das Richtige.“
    Alec lächelte.
    Julias Wangen liefen rot an, und sie guckte hastig auf ihre Liste. „Ach ja, wir müssen für Muck eine Livree besorgen. Darin wird er sich sehr wichtig vorkommen.“
    „Wichtig?“
    „O ja“, erwiderte sie ernsthaft. „Kinder sind gar nicht so anders als Erwachsene. Wir brauchen alle ein Ziel vor Augen, etwas, woran wir glauben und auf das wir hinarbeiten können. Dann werden wir nicht selbstsüchtig.“
    Alec runzelte die Stirn und lenkte die Pferde in Richtung Bond Street. Ihm fiel keine einzige Sache ein, an die er glaubte. Sein Blick ruhte auf Julias gesenktem Haupt, während sie die Liste wieder einsteckte. Der Strohhut saß schief, und die Schleife drohte sich jeden Moment zu lösen. Zu seiner Überraschung sagte er: „Vielleicht gibt es eine Sache, an die ich glaube.“
    „Nur eine?“ Sie wirkte enttäuscht. „Ich glaube an alles Mögliche.“
    „Wirklich?“
    „Ja.“ Sie zählte es an den Fingern ab. „Ich glaube, dass in allen Menschen etwas Gutes steckt, wenn sie nur Gelegenheit bekommen, es auch zu zeigen. Ich glaube, dass jeder die Pflicht hat, seinen Mitmenschen zu helfen. Ich glaube, dass Kinder das Kostbarste sind, was eine Gesellschaft hat. Und ich glaube an die Lie... “ Sie verstummte und biss sich auf die Lippen.
    „An die Liebe“, beendete er den Satz für sie. „Wie deine Eltern.“ Sie nickte, und die Schleife löste sich. Sie lächelte zärtlich. „Sie haben sich wirklich geliebt. Es war wahre Liebe, wie in den Romanen.“
    Er sah sie an, und sein Herz zog sich schmerzlich zusammen. „So etwas wie die wahre Liebe gibt es nicht.“
    Mit der ruhigen Würde, die er so an ihr bewunderte, entgegnete sie: „Etwas anderes würde ich nicht akzeptieren.“
    Alec schwieg, einen absurden Anflug von Enttäuschung niederkämpfend, und konzentrierte sich aufs Kutschieren.'
    Den restlichen Tag bemühte er sich darum, dass die

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