Vermaehlung um Mitternacht
einräumen, dass wir Sie bei der Entscheidung brauchen, wofür wir das Geld unseres neuen Wohltäters, wer auch immer er sein mag, verwenden wollen.“
Lord Kennybrook warf Julia einen scharfen Blick zu. „Dieser neue Wohltäter macht mir Sorgen. Irgendwas stimmt nicht mit ihm, da bin ich mir sicher.“
Lord Burton nickte. „Eine Schande, dass wir unseren letzten Geldgeber verloren haben. Er war ein großer Mann. Ich dachte immer, John...“
„In der Tat“, unterbrach Lord Kennybrook.
„O ja“, erwiderte Burton hastig. Schuldbewusst guckte er zu Julia hin. „Ich sag ja schon nichts mehr.“
Reverend Ashton schenkte der Versammlung ein trauriges Lächeln. „Wir haben leider immer noch keine Lösung für unser Problem gefunden. Ich fürchte allmählich, dass wir nie eine finden werden.“
„Hmmpf. Ich halte die Wurstfabrik immer noch für eine gute Idee“, erklärte Lord Kennybrook. „Es besteht eine Riesennachfrage und nicht genügend Angebot. Hat mir mein eigener Koch erzählt. Genau der richtige Zeitpunkt dafür.“
Julia schüttelte den Kopf. „Das ist doch viel zu unsauber.“ „Unsinn“, erwiderte er abschätzig. „Ist doch lauter frisches Fleisch. Was wäre besser geeignet?“
Sie rümpfte die Nase. „So etwa alles.“
Lord Kennybrooks Miene verfinsterte sich, und Dr. Crullen intervenierte: „Mir will zwar kein größeres Projekt einfallen, aber ich brauche eine Haushälterin. Mrs. Jenner hat beschlossen, zu ihrer Tochter aufs Land zu ziehen. Vielleicht könnte ich eine von den Frauen beschäftigen.“
„Es ist wirklich schwierig, gute Dienstboten zu finden“, stimmte Tumbolton zu. „Ich benötige jemanden für die Wäsche.“
Julia wünschte sich, dass Hunterston House größer wäre. So konnte sie höchstens zwei, drei Frauen Arbeit geben, und die wären dann auch noch ungelernt. Allerdings könnte Mrs. Winston sie natürlich einweisen, wie sie das bei Muck auch getan hatte.
„Lieber Himmel!“ rief Julia aus. „Ich hab’s! Seit Wochen schon sucht Mrs. Winston nach einer Köchin, und Lady Birlington braucht eine Zofe, und die Dowager Duchess of Roth behauptet, für eine Zofe, die Haare flechten kann, würde sie ihr linkes Auge hergeben!“
Lord Kennybrook schnaubte. „Wozu soll das gut sein? Selbst mit Tumboltons Wäscherin hätten wir dann nur fünf Frauen vermittelt, und dabei müssen wir uns um Hunderte kümmern.“
„Genau! Wir richten eine Schule ein, die die Frauen der Vereinigving zu den besten Dienstboten von London ausbildet. Wir eröffnen eine Dienstbotenagentur! “ Aufgeregt trommelte Julia mit den Fingern auf den Tisch. „Ich kenne ein Dutzend Damen der Gesellschaft, die Zofen, Köchinnen, Haushälterinnen einstellen wollen.“ Der Pfarrer strich sich übers Kinn. „Miss Frant, ich glaube fast, Sie haben es getroffen.“
„Es ist ein gesunder, ehrbarer Beruf“, meinte Tumbolton nachdenklich nickend. „Und es wäre kein großer Aufwand, damit zu beginnen.“ Mit wachsender Begeisterung strahlte er: „Wir sollten sofort anfangen.“
„Die Sache hat nur einen Haken“, gab Dr. Crullen zu bedenken. „Um damit Erfolg zu haben, brauchen wir einen Fürsprecher, der für uns bürgt. Vorzugsweise jemanden, der selbst zum ton gehört.“
Lord Kennybrook wedelte mit der Hand durch die Luft. „Wie wäre es, wenn wir Lord Burtons neue bessere Hälfte einspannten? Sie könnte es ein bisschen herumerzählen. Wird nicht lang dauern, bis sämtliche Frauenzimmer darüber reden.“
Hoffnungsvoll betrachtete Julia Lord Burton.
Er faltete die Hände über dem Bauch und schürzte die dicken Lippen. „Ich bezweifle, dass Marie viel ausrichten kann. Sie ist nicht so gut angekommen, wie sie es sich erhofft hatte.“ Verlegen zuckte er die Schultern. „Wahrscheinlich sollte ich sie öfter begleiten. Aber ich bekomme Magenschmerzen, wenn ich dauernd unterwegs bin.“
Frustriert wandte sich Julia an Lord Kennybrook. „Sie kennen doch bestimmt jemanden.“
„Ich kenne jede Menge Leute, mein Kind. Aber die meisten sind schon zu alt, um noch die Dienstboten zu wechseln. Es sei denn natürlich, einer würde sterben.“ Seine Miene hellte sich auf. „Vielleicht gibt es dieses Jahr wieder so eine schreckliche Influenzawelle.“
„Hoffentlich nicht“, warf Julia hastig ein. „Es muss doch jemand ...“ Sie verstummte. Konnte sie? Durfte sie es wagen?
„Was ist denn?“ fragte der Pfarrer.
Vielleicht, wenn sie diskret war, ging alles gut. Sie konnte einfach nicht
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