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Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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wirklich um Sie geht«, kam Bobby mir zu Hilfe. Aber dann sah er unsicher zu Joseph hinüber. »Oder?«
    »Man hat mir nichts darüber gesagt.«
    »Gibt es für Neuankömmlinge denn immer so ein Meeting? Ist das normal?«, fragte ich. Man musste Joseph wirklich jeden Wurm einzeln aus der Nase ziehen.
    »Normal?«, wiederholte er und warf die Hände in die Luft. »Was wissen wir denn schon von Normalität? Was verstehen wir in unserer Welt von Normalität? Wahrscheinlich haben wir hier genauso wenig eine Ahnung davon wie die Menschen in der alten Welt, obwohl die ja gerne meinen, dass sie alles wissen.« Er stand auf und sah auf uns herab.
    »Tja, muss ich mir dann Sorgen machen?« Vielleicht konnte er mich wenigstens ein bisschen beruhigen.
    »Kipepeo, man
muss
sich nie Sorgen machen«, antwortete er und legte mir die Hand auf den Kopf. Sofort spürte ich, wie ihre Wärme meine Kopfschmerzen linderte. »Wir kommen morgen um neunzehn Uhr in der Gemeinschaftshalle zusammen. Dann können wir unsere Vorstellungen von dem überprüfen, was normal ist.« Mit einem kleinen Lächeln verließ er den Raum. Helena folgte ihm.
    »Wie hat er Sie gerade genannt, Sandy?«, erkundigte sich Bobby verwirrt.
    »Kipepeo«, zwitscherte Wanda, und jetzt waren ihre Beine wieder heftig am Schaukeln.
    Ich beugte mich über den Tisch zu ihr, und einen Augenblick sah sie erschrocken aus. »Was bedeutet dieses Wort?«, fragte ich sie ziemlich aggressiv, denn ich hatte genug vom Rätselraten.
    »Sag ich dir nicht«, schmollte sie und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. »Weil du mich nicht magst.«
    »Ach, sei doch nicht so albern, natürlich mag Sandy dich«, mischte Bobby sich ein.
    »Sie hat mir aber
gesagt
, dass sie mich nicht mag.«
    »Bestimmt hast du sie nicht richtig verstanden.«
    »O doch«, erklärte ich. Bobby sah so schockiert aus, dass ich doch lieber die Friedensfahne hisste. »Na ja, wenn du mir sagst, was Kipepeo heißt, mag ich dich vielleicht.«
    »Also Sandy!«, rief Bobby empört.
    Ich brachte ihn mit einer Geste zum Schweigen, während Wanda sich das Angebot durch den Kopf gehen ließ. Langsam, aber sicher verzog sich ihr Gesicht. Bobby trat mich gegen das Schienbein. »Wanda, mach dir keine Sorgen«, ruderte ich so freundlich wie möglich zurück. »Es ist ja nicht deine Schuld, dass ich dich nicht mag.« Hier konnte sich Bobby ein Stöhnen nicht verkneifen. »Wenn du zehn Jahre älter wärst, könnte ich dich wahrscheinlich leiden.«
    Ihre Augen leuchteten auf, und Bobby schüttelte erneut den Kopf über mich. »Wie alt bin ich dann?«, wollte sie wissen, kniete sich aufgeregt auf ihren Stuhl und lehnte sich auf den Ellbogen über den Tisch, um mir näher zu kommen.
    »Fünfzehn.«
    »Fast so alt wie Bobby?«, fragte sie hoffnungsvoll.
    »Bobby ist neunzehn.«
    »Und das ist vier Jahre älter als fünfzehn«, erklärte Bobby zuvorkommend.
    Das schien Wanda sehr zu freuen, und sie schenkte ihm ihr zahnlückiges Grinsen.
    »Aber wenn du fünfzehn bist, bin ich schon neunundzwanzig«, ergänzte Bobby, und Wanda machte ein langes Gesicht. »Jedes Mal, wenn du älter wirst, werde ich auch älter«, lachte er. Offensichtlich interpretierte er ihren Gesichtsausdruck als mangelndes Verständnis. »Ich bleibe immer vierzehn Jahre älter als du, weißt du«, meinte er belehrend. Wanda wurde immer betretener, und ich signalisierte Bobby, es dabei bewenden zu lassen.
    »Oh«, flüsterte Wanda nur.
    In jedem Alter kann einem das Herz brechen. Ich glaube, das war der Moment, in dem ich anfing, Wanda gernzuhaben.
     
    Ich hasste es, an diesem Ort einzuschlafen, den alle nur »Hier« nannten. Ich hasste die Geräusche, die von zu Hause in die Atmosphäre eindrangen. Ich hasste es, das vergessene Lachen zu hören, ich wollte mir die Nase zuhalten, um nichts von den Gerüchen zu bemerken, und hätte am liebsten die Augen zugekniffen, damit ich die Leute nicht sah, die völlig orientierungslos aus dem Wald gestolpert kamen. Bei jedem Geräusch hatte ich Angst, es könnte ein Teil von mir sein, der gerade vergessen worden war. Bobby und ich teilten diese Angst. Deshalb blieben wir bis spät in die Nacht auf und unterhielten uns über die Welt, die wir zurückgelassen hatten, über Musik, Sport, Politik und alles mögliche andere, aber hauptsächlich sprachen wir über seine Mutter.
     
    * * *
     
    Nachdem Jack Dr. Burton im YMCA -Zentrum zurückgelassen hatte, fuhr er wieder zu Mary Stanleys Haus. Die beiden Männer hatten kein

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