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Vermiss mein nicht

Vermiss mein nicht

Titel: Vermiss mein nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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da drüben, Garda!«, rief Sean, der anscheinend zurückgekommen war. »Er ist direkt in sie reingerauscht, hat nicht mal hingesehen«, verkündete er panisch. »Der Mann hier hat alles gesehen.«
    Sean wurde zum Schweigen gebracht, ich hörte einen Mann weinen. Dann Polizistenstimmen, die ihn zu beruhigen versuchten, knisternde und piepsende Funkgeräte, Sean wurde weggeführt. Dann näherten sich Schritte, über meinem Kopf hörte ich besorgte Stimmen. Die ganze Zeit flüsterte Gregory wunderschöne Worte in mein Ohr, mit Vokalen, die seinen Atem lösten und in meinen klingenden Ohren leicht und entspannt klangen. Sie übertönten die Sirenen, die Angstschreie, die Wut und die Panik, das Gefühl des kalten Betons und der klebrigen Flüssigkeit, die von meinem Ohr tropfte.
    Als die Sirenen lauter wurden, wurde Gregorys Stimme eindringlicher, und ich driftete in seinen Armen weg.
     
    * * *
     
    »Willkommen zurück!« Als ich erwachte, sah ich als Erstes Helena, die mir mit einem Fächer vor der Nase herumwedelte und ein sehr besorgtes Gesicht machte.
    Ich stöhnte und griff mir unwillkürlich mit der Hand an den Kopf.
    »Du hast eine scheußliche Beule, die ich an deiner Stelle lieber nicht anfassen würde«, warnte mich Helena.
    Aber mein Arm bewegte sich weiter.
    »Ich sag doch, du sollst …«
    »Autsch.«
    »Geschieht dir ganz recht«, meinte sie von oben herab und wandte sich ab.
    Mit zusammengekniffenen Augen sah ich mich im Zimmer um, während ich allen Warnungen zum Trotz die hühnereigroße Beule betastete, die sich über meiner Schläfe gebildet hatte. Ich lag auf einer Couch, Helena stand an einem Waschbecken vor dem Fenster, mitten im Licht, sodass ich nur ihre Silhouette sehen konnte.
    »Wo sind wir?«
    »Bei mir zu Hause«, antwortete sie, ohne sich umzudrehen, und ließ weiter das Wasser laufen.
    »Warum hast du eine Couch in der Küche?«
    Helena lachte leise. »Von allen Fragen, die du mir stellen könntest, ist ausgerechnet das die erste?«
    Ich schwieg.
    »Das ist keine Küche, sondern ein Familienzimmer«, beantwortete sie meine Frage. »Ich koche hier nicht.«
    »Ich vermute, es gibt keinen Strom, oder?«
    »Wenn du dich draußen umschaust, wirst du sehen, dass wir überall Sonnenkollektoren haben«, erklärte sie mir geduldig, in einem Ton, als würde sie mich ein bisschen dumm finden. »So was Ähnliches wie in einem Taschenrechner. Die Dinger erzeugen Energie aus dem Sonnenlicht. Jedes Haus produziert genug für den Eigenbedarf.«
    Weil mir schon wieder schwindlig wurde, ließ ich mich auf der Couch zurücksinken und schloss die Augen. »Ich weiß, wie Sonnenkollektoren funktionieren.«
    »Dann gibt es sie zu Hause also schon?«, erkundigte sie sich überrascht.
    Ich überging ihre Frage, denn ich hatte überhaupt keine Lust, über Sonnenkollektoren zu diskutieren. »Wie bin ich hierhergekommen?«
    »Mein Mann hat dich getragen.«
    Unwillkürlich riss ich die Augen wieder auf und zuckte vor Schmerzen zusammen. Aber Helena wandte sich immer noch nicht um, das Wasser lief weiter.
    »Dein Mann? Bist du verheiratet?«
    »Man kann überall heiraten.«
    »Mein Gott, Strom
und
Heiraten? Das ist zu viel für mich«, murmelte ich, und schon wieder fing sich alles an zu drehen.
    Endlich kam Helena vom Waschbecken zurück und legte mir ein feuchtes Tuch über Stirn und Augen, was meinem dröhnenden Kopf ausgesprochen gut tat.
    »Ich hatte einen grässlichen Traum, dass ich an einem Ort war, an dem sich alle verschwundenen Dinge und Menschen der ganzen Welt befinden«, brummelte ich. »Bitte sag mir, dass das ein Traum war oder wenigstens ein Nervenzusammenbruch. Damit kann ich umgehen.«
    »Na, dann wirst du auch die Wahrheit verkraften können.«
    »Was ist denn die Wahrheit?« Ich machte die Augen auf.
    Helena starrte mich wortlos an und seufzte. »Du weißt, was die Wahrheit ist.«
    Schnell schloss ich die Augen wieder und unterdrückte den Wunsch loszuheulen.
    Aber Helena nahm meinen Arm, drückte ihn fest und beugte sich über mich. »Warte nur, Sandy, nach einer Weile gewöhnt man sich daran«, meinte sie fast beschwörend, was ganz untypisch für sie war.
    Es fiel mir sehr schwer, das zu glauben.
    »Vielleicht fühlst du dich besser, wenn ich dir sage, dass ich keinem erzählt habe, was du mir gesagt hast.
Niemandem

    Tatsächlich fühlte ich mich ein bisschen erleichtert. Dann konnte ich mir wenigstens Zeit lassen herauszufinden, was ich hier zu tun hatte.
    »Wer ist Jenny-May?«, fragte

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